Zylinderabschaltungen bei Achtzylindern sind seit vielen Jahren bekannt, und VW legt bei der ACT-Variante des 1.4 TSI (zum Beispiel im Polo BlueGT) zwei von vier Zylindern lahm. Nun aber präsentiert Ford eine Weltneuheit: einen Dreizylinder mit Zylinderabschaltung. Die Technik-Neuheit ist der Knaller unter den Innovationen im kommenden Fiesta. Der bekannte 1,0-Liter-Turbobenziner soll ab Anfang 2018 als erster Dreizylinder der Welt einen Brennraum abschalten, was Verbrauch und Emissionen verringert.

Reaktivierung innerhalb von 14 Millisekunden
Immer, wenn nur geringe Motorleistung erforderlich ist – etwa beim Verlangsamen oder beim Dahinrollen mit konstantem Tempo –, stoppt die Zylinderabschaltung automatisch die Benzineinspritzung sowie die Ventilbetätigung für einen der drei Brennräume. Das Ab- und Anschalten eines Zylinders erfolgt innerhalb von nur 14 Millisekunden und damit 20 Mal schneller als ein menschlicher Lidschlag. Zur Bekämpfung der Vibrationen setzt Ford unter anderem ein eigens entwickeltes Zwei-Massen-Schwungrad und eine vibrationsdämpfende Kupplungsscheibe ein. So soll die Zylinderabschaltung für die Insassen praktisch unmerklich erfolgen. Auch die Leistung soll sich harmonisch und ruckfrei entfalten.

Zylinder Nummer eins geht schlafen
So einfach das Konzept klingt, so anspruchsvoll ist die technische Umsetzung. So muss die Abschaltung auch bei hohen Drehzahlen von bis zu 4.500 U/min arbeiten. In diesem Bereich öffnen und schließen sich die Ventile fast 40 Mal pro Sekunde. Das System verwendet den Motoröldruck, um über einen speziellen Ventil-Kipphebel die Verbindung zwischen Nockenwelle und den Ventilen des ersten Zylinders zu unterbrechen. Eine Software berechnet den optimalen Zeitpunkt für diesen Eingriff. Dabei werden unter anderem Drehzahl, Drosselklappenstellung und Lastzustand berücksichtigt. Entwickelt wurde die Dreitopf-Zylinderabschaltung in Kooperation mit dem Zulieferer Schaeffler.

Sechs Prozent weniger Verbrauch
,Durch die Zylinderabschaltung und den damit variablen Hubraum stehen dem Fahrer einerseits volle Leistung und Drehmoment zur Verfügung, wenn er es benötigt. Sobald weniger Power gefragt ist, genießt er die Verbrauchsvorteile eines kleineren Motors", erklärt Ford-Motorenentwickler Denis Gorman. ,Unsere Berechnungen belegen, dass das System in den allermeisten Fahrszenarien jeweils nur für einige Sekunden aktiv ist. Umso wichtiger war es, dass es schnell und übergangslos funktioniert. Wir sehen in der Zylinderabschaltung ein Kraftstoff- und damit auch Emissions-Einsparpotenzial von bis zu sechs Prozent".

20 Prozent der Ford-Modelle fahren mit 1.0 Ecoboost
Der 1.0 Ecoboost wurde 2012 im Ford Focus eingeführt. Der Benzindirekteinspritzer verfügt über eine variable Nockenwellensteuerung (Ti-VCT) und wird mit 100, 125 und 140 PS angeboten. Zum Einsatz kommt er derzeit im Fiesta, Focus, Ecosport, B-Max, C-Max und Grand C-Max und sogar im Mondeo sowie in diversen Transportermodellen. Der Motor treibt 20 Prozent aller 2015 in Europa verkauften Ford-Modelle an, beim Fiesta betrug sein Anteil sogar rund 40 Prozent.

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