25 Jahre Renault Twingo
Der vielleicht genialste Kleinwagen der 1990er-Jahre kam aus Frankreich: Im Herbst 1992 zeigte Renault auf dem Pariser Autosalon erstmals den Twingo, der Anfang 1993 in den Verkauf ging. Wir werfen einen Blick auf Geschichte und Gegenwart.
Ein Motor für alle
Lange gab es beim ersten Renault Twingo gar keine Motorenauswahl. Bis 1996 werkelte ein 54-PS-Benziner mit 1,2 Liter Hubraum und Steuerkette unter der kurzen Haube. Die Ursprünge dieses Aggregats lagen im Renault 5 der 1970er-Jahre.
Name aus der Retorte
Die damalige Werbung zum Twingo lässt einen heute etwas ratlos zurück: Was macht der Wagen in der Baggerschaufel? Manch späterer Besitzer hätte den rostfreudigen Renault bestimmt gerne auf diese Art entsorgt. Der Name Twingo ist übrigens ein Kunstwort und setzt sich aus "Twist", "Swing" und "Tango" zusammen.
Begrenzte Farbauswahl
Am Anfang waren die Optionen für Twingo-Kunden nicht nur hinsichtlich des Motors begrenzt. Es standen nur vier Farben zur Auswahl bereit, einzige Extras waren das große Faltdach und eine Klimaanlage.
Ein Van im Mini-Format
Frühe Skizzen des Twingo-Projekts zeigen eine Art Mini-Van im Stil des Renault Espace. Ähnlich wie dort gibt es keine echten Überhänge, das Karosseriekonzept wurde "Monospace" genannt. Formalen Einfluss hatte auch das Konzeptfahrzeug "Beskid 106" aus Polen, an dem sich Renault in den 1980er-Jahren die Rechte sicherte.
Auf dem Weg zur Serie
Hier sehen wir den finalen Twingo (rechts) neben einem etwas älteren Entwurf. Aus Kostengründen wanderten die Blinker unter die Scheinwerfer, die "Kulleraugen" waren geboren. Zugleich schützten unlackierte Stoßfänger vor Parkremplern. Im Renault-Programm ordnete sich der Twingo unterhalb des kurz zuvor erschienenen Clio ein. Mit seinem Raumkonzept und funktionaler Einfachheit kann er als Nachfolger des Renault 4 angesehen werden, dessen Produktion zeitgleich endete.
Platz auf kleinem Raum
Durch das Monobox-Konzept bot der nur 3,43 Meter lange Renault Twingo der ersten Generation überraschend viel Platz. Kritiker monierten zwar die zu kurz geratenen Vordersitze, staunten aber über die um 17 Zentimeter in Längsrichtung verschiebbare Rückbank.
Ein bunter Hund
Frühe Twingo sind weniger aufgrund des künftigen H-Kennzeichens interessant, sondern wegen des bunten Cockpits. Was türkis anmutet, nannte sich "Apfelgrün", der Warnblinker sollte an eine Clownsnase erinnern. Oberhalb der Mittelkonsole verbargen sich digitale Instrumente.
Liegewiese für zwei
Das Schaubild zeigt, wie variabel der Ur-Twingo war: Zur Not war sogar eine Übernachtung in dem kleinen Auto möglich.
Nach oben offen
Ein beliebtes Twingo-Extra war das große Faltdach. Wie die Werbung zeigt, konnten so selbst zwei Sumo-Ringer die Aussicht genießen.
Feind der Fingernägel
Einfach, aber gefährlich: Der schlichte Türgriff des Twingo wurde besonders für Frauen mit langen Fingernnägeln zum Ärgernis. Doch das Teil blieb über 20 Jahre Bestandteil des Twingo, selbst beim Nachfolgemodell.
Ein Fall von Understatement?
Die erste und zweite Generation des Renault Twingo gab es ausschließlich als Dreitürer. Kurios mutet dieses Werbemotiv an: Ob ein Manager mit damals sündteurem Mobiltelefon nach Ankunft im Firmenjet ernsthaft in den Twingo umgestiegen ist?
Überhaupt nicht wasserscheu
Renault dachte sich oft spektakuläre Aktionen aus, um den Twingo im Gespräch zu halten. So wurde zum Beispiel ein Twingo mit einem Rennboot gekreuzt.
Völlig abgehoben
Private Rennteams setzten die erste Twingo-Generation im Motorsport ein. Ab Werk gab es nie mehr als 75 PS.
Die kleine Taschenrakete
Sie sehen richtig. Das hier ist kein Werbegag, sondern Realität in Gestalt eines Twingo mit Düsentriebwerk. Leistung? Rund 2.200 PS.
Auf dem Weg zum Bestseller
Der macht die Welt verrückt: Ein durchaus treffender Slogan. In 15 Jahren liefen insgesamt rund 2,5 Millionen Renault Twingo der ersten Generation vom Band, knapp über eine halbe Million wurden in Deutschland abgesetzt. Zwei Drittel der Käufer waren weiblich.
Im Stadtauto ans andere Ende der Welt
Ist der Twingo langstreckentauglich? Für zwei Franzosen definitiv: 1994 fuhren sie 240.000 Kilometer durch Australien, am Ende wurde der Wagen von einem Aborigine-Künstler bemalt.
Aufsehen in Australien
Natürlich sorgte das kleine Auto mit französischem Kennzeichen in Australien für Aufsehen. Zeitungen berichteten über die Tour im Twingo.
Modellpflege mit Mini-Facelift
Zwar schrieb Renault großspurig "Twingo 2" dran, doch die große Modellpflege änderte äußerlich kaum etwas. Markant waren die nun lackierten Stoßfänger, endlich gehörte auch eine Servolenkung zur Serienaausstattung.
Mehr Sicherheit
Ab 1994 war ein Fahrerairbag serienmäßig, 1995 folgte ein Beifahrerairbag. Im Zuge der Modellpflege wurde das Cockpit farblich etwas versachlicht.
Heiß auf dem Eis
Im kolumbianischen Envigado wurde der Ur-Twingo noch bis 2013 weitergebaut, in Europa war schon 2007 Schluss. Hier sehen wir einen Twingo mit Dreiliter-V6 und Allradantrieb im Jahr 2000 bei einem Eisrennen.
Der Mega-Twingo
Nix mehr mit niedlich: Dieser Twingo wirkt, als habe er kiloweise Anabolika geschluckt. Schuld daran ist der französische Tuner Ludovic Lazareth.
Ist der breit, Mann!
Monsieur Lazareth hat den Twingo enorm verbreitert, um ihm einen V8 aus dem Range Rover ins Heck zu pflanzen. Als Inspiration diente wohl der Renault Clio V6.
Ein Twingo für den besonderen Geschmack
Preiswert ist der Lazareth-Twingo mit Achtzylinder natürlich nicht: Im Raum stehen rund 70.000 Euro, viel Aufsehen inklusive.
Fette Schlappen
Besonders extrem wird die Optik am Heck des V8-Twingo: Zu 325er-Bereifung gesellt sich ein monströser Diffusor.
Twingo: Die zweite Generation
2007 erschien die lang erwartete zweite Generation des Twingo. Mit 3,69 Meter war sie über 25 Zentimeter länger als der Vorgänger. Doch die hier beratenden Designer glätteten den bislang so typischen Kulleraugenblick zu einer nichtssagenden Frontpartie.
Ähnlich und doch anders
Im direkten Vergleich von Twingo I und Twingo II fällt auf, dass das Profil durchaus ähnlich blieb. Aber die deutlich höhere Motorhaube verbesserte nicht nur den Fußgängerschutz, sondern ermöglichte auch den Einbau eines Diesels sowie potenter Benziner mit bis zu 133 PS.
Keine halben Sachen
Als Spielmobil für den Nachwuchs bot Renault einen Mikro-Twingo an. Das Original wurde zwischen 2007 und 2014 immerhin 911.000-mal verkauft.
Ein neues Gesicht
Ende 2011 reagierte Renault auf den glanzlosen Auftritt des zweiten Twingo und schärfte die Fronpartie nach. Damit trug der Twingo als erstes Modell das neue Markengesicht.
Neues am Heck
Auch am Hinterteil setzte Renault den Zeichenstift ab. Die neue Leuchtengestaltung machte den Twingo aber nicht unbedingt attraktiver.
Französisch-deutsche Kooperation
2014 schließlich startete der aktuelle Twingo. Weil er in Kooperation mit Smart entstand, wurde das Konzept komplett umgekrempelt: Der Motor wanderte ins Heck und der Twingo ist jetzt ausschließlich ein Fünftürer. Optisch soll der kleine Renault an den Ur-Twingo und den Renault 5 erinnern.
Porsche 911 des kleinen Mannes
Autos mit Heckmotor gibt es nicht allzu viele auf dem Markt. Im Fall des Twingo GT könnte man vom Porsche 911 des kleinen Mannes sprechen. 110 PS sorgen für 182 km/h Höchstgeschwindigkeit und einen Sprintwert von 9,6 Sekunden.
Die neuesten Fotostrecken
35 / 35