Beim Betrachten der Bilder in diesem Artikel müsste eigentlich "Time to say goodbye" von Andrea Bocelli und Sarah Brightman erklingen. Denn ähnlich wie ein legendärer Boxkämpfer steigt auch der Suzuki Jimny aus dem Ring. Von vielen geliebt, ist doch irgendwann einmal Schluss. Aber zum Abschied wird noch einmal auf den Putz gehauen und zwar in Gestalt des Sondermodells "Horizon" für Europa.
Bei solch einem Namen werden Erinnerungen wach: Talbot Horizon, Forza Horizon. Vermutlich möchte Suzuki damit ausdrücken, dass der aktuelle Jimny nach sechs Jahren aus Emissionsgründen in Richtung Horizont reitet. Die auf insgesamt 900 Fahrzeuge limitierte Sonderedition ist ab sofort bei teilnehmenden deutschen Suzuki-Händlern erhältlich.
Bildergalerie: Suzuki Jimny Horizon (2024)
Ein teures Vergnügen
Die Fans werden allerdings ordentlich zur Kasse gebeten. Dem zum stolzen Preis von 32.340 Euro verfügbaren Suzuki Jimny Horizon verleiht ein umfangreiches Bodykit einen besonders robusten Look. Dazu zählen ein Frontgrill mit Suzuki-Schriftzug, ein Unterfahrschutz am vorderen Stoßfänger, das Seitenschweller-Set Adventure, flexible Schmutzfänger an den Radhauskästen sowie eine Ersatzradabdeckung, die ebenfalls der Suzuki-Schriftzug ziert.
Komplettiert wird das umfangreiche Zubehörpaket von einer abnehmbaren Anhängerkupplung. Das Sondermodell Horizon basiert auf dem Jimny NFZ in der Ausstattungslinie "Comfort" mit manuellem Fünfgang-Schaltgetriebe und ist ausschließlich in der Außenfarbe "Medium Gray" erhältlich.
So fährt sich der letzte Euro-Jimny
Wir hatten nun die Gelegenheit, im Rahmen des "CDE Classic"-Events des "German Car of the Year" den quasi letzten Jimny für Europa zu fahren. Sobald man sich sich dem Fahrzeug nähert, fällt auf, dass eigentlich gar nicht so viel auffällt. Von all dem oben erwähnten Zubehör fällt noch am ehesten der Grill in Retro-Optik auf. Dank ihm erinnert der Jimny Horizon ein wenig an alte Toyota Land Cruiser.
Suzuki Jimny Horizon (2024)
Unnötiges Chichi ist eh nicht die Sache des Jimny, wie sich innen zeigt. Man sitzt sehr hoch und blickt auf ein maximal übersichtliches Cockpit mit hohem Hartplastikanteil. Lichtleisten oder Alcantara? Das braucht der Jimny-Fahrer nicht. Vielmehr soll man den Innenraum mit Wasser und Eimer putzen können. Ich drehe mich um und sehe hinter mir nur ein Gitter. Naürlich: Es handelt sich um die Nutzfahrzeug-Variante (NFZ). Denn nur dank diesem Kniff konnte der Jimny noch bis 2024 in Europa überleben.
Grund ist der intern K15B genannte Klotz unter der planen Motorhaube: Ein 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 75 kW (102 PS) Leistung. Saugmotor versteht sich, um bei Bedarf dank der Getriebeuntersetzung langsam durchs Gelände kriechen zu können. Jeder, der etwas im Wald zu erledigen hat, weiß das zu schätzen, auch die bescheidene Breite von nur 1,64 Meter.
Auf Asphalt gibt sich der Jimny wie gehabt kernig-rustikal, nicht nur aufgrund seines kurzen Radstands von nur 2,25 Meter und des hohen Schwerpunkts. Die hakelige Schaltung knorpelt sich durch die Gänge, die Beschleunigung ist nur mäßig. Brummig erreicht der Jimny in 12,8 Sekunden die Marke von 100 km/h. Wie schon bei Gelände-Ikonen wie dem alten Land Rover Defender oder dem Lada Niva ist es kein Auto, mit dem man mal eben 500 Kilometer auf der Autobahn abreißen möchte.
Wie eingangs erwähnt, lässt sich Suzuki die letzten Jimny gut bezahlen. Für über 32.000 Euro gäbe es auch Alternativen wie den neuen Dacia Duster 4x4, der durchaus Kompetenz im Gelände hat. Aber natürlich ist er nicht so kultig-knuffig wie der kleine Japaner.