Krisengewinner? Vielleicht. Alles wird teurer, gefühlt gibt es nur noch bei Dacia einen Neuwagen für unter 20.000 Euro. Aber eben nicht nur dort. Und auch bei Dacia steigen die Preise. Aber die rumänische Marke legt nicht wie Sterntaler die Hände in den Schoß und wartet darauf, dass die Sterne als Silbertaler vom Himmel fallen.
Zum einen geben Marketing und Vertrieb ordentlich Gas, zum anderen werden die Produkte stetig aufgewertet oder erneuert. 2024 etwa startet ein neuer Duster, aktuell sehen wir ein neues Logo, neue Ausstattungen und mehr Kraft für den Sandero Stepway.
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 stiegen die Neuzulassungen von Dacia in Deutschland um 40 Prozent. Damit ist Dacia hierzulande erneut der wachstumsstärkste Volumenhersteller. Die Marke verzeichnete 34.756 Zulassungen. Der Marktanteil stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,5 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent. Das beste erste Halbjahr in Deutschland seit dem Relaunch 2005.
Mehr noch: Im prestigeträchtigen Privatmarkt konnte sich Dacia dank seiner klaren Produkt- und Vertriebsstrategie mit einem Anteil von 5,8 Prozent den dritten Platz unter den 59 beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gelisteten Automobilherstellern sichern. Drei von vier Dacia-Baureihen rangieren dort unter den Top 10.
Bildergalerie: Dacia Sandero Stepway Extreme (Mai 2023)
Was ist das?
Fast schon klammheimlich hat Dacia der Sandero-Baureihe eine neue Topmotorisierung gegönnt. Genauer gesagt, dem Sandero Stepway, zu dem sowieso die Mehrheit der Kunden greift. Dort gibt es nun den TCe 110 mit (wenig verwunderlich) 110 PS Leistung.
Und noch etwas ist neu beim Stepway: Die Topausstattung namens Extreme mit leichter Outdoor-Note und kupferfarbenen Zierelementen. Dazu schwarze 16-Zoll-Alufelgen, eine erweiterte Traktionskontrolle, andere Stoffe und Haifischantenne auf dem Dach. Sowie generell mehr Extras inklusive. Und der sehr ins oliv gehende Farbton "Zeder Grün" (plus 650 Euro, siehe Bildergalerie oben).


Unser Testwagen war ein unextremer "Expression" mit den glanzgedrehten 16-Zoll-Alus "Amalia" (400 Euro) und der Farbe "Taklamakan-Orange" (650 Euro). Etwas überraschend, da es den TCe 110 in Deutschland nur als Extreme geben soll.
Uns interessiert aber sowieso weniger das optische Chichi, sondern der Dreizylinder-Benziner unter der Haube: Turbo und 999 Kubik wie sein schwächerer Bruder TCe 90, aber im Gegensatz zu diesem 40 Newtonmeter mehr Drehmoment. Im TCe 110 sind es dann 200 Nm, die aber erst ab 2.900 U/min anliegen. Bedeutet: Linearer Schub, aber relativ später Punch. Bis Tempo 120 bleibt es leise, spätestens ab 150 dominieren Windgeräusche. Eher hakelig-knorpelig gleiten die sechs Gänge durch die Schaltgassen.

Dacia Sandero Stepway Extreme (Mai 2023)
Zum Innenraum muss nicht viel gesagt werden, hier hat sich bis auf das neue (und schicke) Logo nichts geändert. Unverändert dominiert Hartplastik, doch das gesamte Ambiente ist appetitlich arrangiert. Pluspunkt ist die einfache Bedienung, auch das Platzangebot im 4,10 Meter langen Sandero Stepway überzeugt. Abzüge gibt es für die etwas blechern schließende Tür, die unverkleidete Ladekante des Kofferraums und die immer noch suboptimalen Sitze. (Falls Dacia-Boss Le Vot mitliest: Ich sitze gerne mal für einen Tag Probe in der Hoffnung auf komfortable Möbel ...)
Und auch das soll nicht verschwiegen werden: Bei EuroNCAP holte der Sandero anno 2021 nur zwei Sterne (siehe Video oben). Vor allem mangels Assistenzsysteme. Ein vorgeschriebener aktiver Notfall-Bremsassistent ist aktuell bereits bei der Basis inklusive, ebenso sechs Airbags. Und in höheren Versionen ein Totwinkel-Warner. Doch das kann durchaus angenehm sein: Nichts bimmelt, plärrt oder greift aktiv in die Lenkung ein.
Verbrauch und Preis
Apropos angenehm: Das Leistungsplus macht sich im TCe 110 positiv bemerkbar. Natürlich reicht auch schon der 90-PS-Sandero für den Alltag. Doch der 110er bietet jene Schippe mehr, die das Überholen auf Landstraße oder Autobahn zügiger gestalten. 10,0 gegenüber 12,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind ein Wort, zumal auch der Ober-Sandero beim Leergewicht unter 1,2 Tonnen bleibt.
Wie wirkt sich die Kraftspritze auf den Verbrauch aus? 5,5 Liter nach WLTP gibt Dacia als Werksangabe an. Wir kamen auf 6,4 Liter, im Stadtverkehr kann auch die 7 fallen. Zum Ausgleich punktet der Dacia Sandero Stepway TCe 110 beim Preis: Bei 17.500 Euro geht es gut ausgestattet los. Falls Sie nicht per App navigieren wollen und im Winter ein warmes Hinterteil schätzen, lohnt sich der Griff zur höchsten Extreme-Ausstattung. 18.450 Euro sind auch hier noch absolut fair. Motto: Wenn schon, denn schon.
Fazit: 8/10
Keine Frage, der Sandero Stepway hat seine Schwächen, etwa im Bereich Sicherheit. Und natürlich darf man keine Premium-Ansprüche stellen. Doch er bietet im Gegenzug günstige, ehrliche Mobilität, die außen noch nicht einmal ärmlich wirkt. Und selbst mit dem empfehlenswerten 110-PS-Benziner bleibt das Preisschild volksnah.
Bildergalerie: Dacia Sandero Stepway TCe 110 (2023)
Dacia Sandero TCe 110 Extreme (2023)