Lifting oder Neuauflage? Diese Frage stellt sich unweigerlich beim ersten Blick auf den neuen Passat. Natürlich wirkt die siebte Generation der Mittelklasse-Baureihe nun deutlich moderner, sie bietet eine runderneuerte Motorenpalette sowie zahlreiche technische Highlights. Doch optisch kommt einem allerhand vom Vorgänger bekannt vor. Wie viel Neues steckt also im Passat? Wir sind bereits die Limousine und den Variant fahren, um diese Frage zu beantworten.

Nahezu unveränderte Abmessungen
Die Grundform des seit 2005 gebauten Modells wurde beim Nachfolger in beiden Karosserievarianten weitgehend beibehalten. Mit 4,77 Meter Länge, 1,82 Meter Breite und 1,47 Meter Höhe haben sich die Abmessungen der Limousine nur im Millimeterbereich verändert. Beim Kombimodell Variant verhält es sich ebenso. Der neue Passat übernimmt allerdings viele Merkmale seiner VW-Geschwister. Vorne fällt das aktuelle Markengesicht auf, das vom Polo über den Touran bis zum Phaeton mittlerweile ein Großteil der Wolfsburger Fahrzeugpalette trägt. Die Rückleuchten des Passat erinnern an den Sharan und den Touareg.

Bekanntes auch im Innenraum
Auch das Fahrzeuginnere birgt keine Überraschungen. Die Armaturentafel ähnelt sehr der des Passat CC. Es geht übersichtlich und aufgeräumt zu, nach einzelnen Knöpfen muss man nicht lange suchen. In unserem Testwagen mit weichem Leder und eleganten Alu-Zierleisten werden Materialwahl und Verarbeitung hohen Ansprüchen gerecht – hier bietet der Passat absolute Topqualität. Abgesehen von ein paar anderen Schaltern und einer Analog-Uhr in der Mittelkonsole muss man nach weiteren Neuerungen im Innenraum aber schon etwas genauer suchen.

Warum Bewährtes ändern?
Die Verantwortlichen bei Volkswagen betonen, dass kaum ein Teil vom Vorgängermodell übernommen wurde, man aber in vielerlei Hinsicht getreu dem Motto ,warum Bewährtes ändern?" verfahren sei. Ähnlich sind die Niedersachsen schon beim aktuellen Golf vorgegangen, was dessen Popularität keinen Abbruch tat. Ausgefallene Design-Spielereien sind nun einmal nicht die Sache der VW-Zeichner. So stecken viele der Neuheiten des Passat im Detail. Fahrer und Beifahrer betten sich in neu konzipierten Sesseln. Sie bieten ausgezeichneten Sitzkomfort, guten Seitenhalt und sind auf Wunsch jetzt mit aktiver Belüftung oder Massagefunktion zu haben. Die Rücksitzlehnen lassen sich künftig vor dem Umlegen vom Kofferraum aus entriegeln.

Heckklappe mit dem Fuß öffnen
Das Platzangebot im Fond fällt sehr ordentlich aus. Der Variant bietet mehr Kopffreiheit als die Limousine mit ihrem nach hinten abfallenden Dach. Das Gepäckraumvolumen bleibt im Vergleich zum Vorgänger unverändert: 565 Liter bei der Limousine und 603 Liter beim Variant, die sich auf maximal 1.731 Liter erweitern lassen. Mit der Funktion Easy Open feiert ein äußerst nützliches und praktisches Feature Premiere. Eine gezielte Fußbewegung – in Form eines leichten Fußtritts unter den Stoßfänger – reicht aus, um die Heckklappe automatisch zu öffnen. Das ist besonders vorteilhaft, wenn man mit beladenen Händen hinter dem Fahrzeug steht. Die Kofferraumklappe öffnet sich dabei nur demjenigen, der den passenden Funkschlüssel bei sich trägt. Erhältlich ist Easy Open für die Limousine ab Sommer 2011.

Von 105 bis 300 PS
Zehn verschiedene Motoren stehen für den Passat zur Verfügung. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen sollen sie um bis zu 18 Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen. Die Benziner leisten 122, 160, 211 und 300 PS. Die sparsamste Version des neuen Passat ist der 1.6 TDI BlueMotion mit 105 PS. Als Limousine soll er nur 4,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer verbrauchen und 109 Gramm CO2 je Kilometer ausstoßen. Weitere Diesel sind die beiden 2.0 TDI mit 140 beziehungsweise 170 PS. Alle TDI-Versionen sind serienmäßig mit BlueMotion Technology ausgestattet. Sie umfasst unter anderem rollwiderstandsarme Reifen, ein Start-Stopp-System und eine Rekuperationstechnologie zur Nutzung der Bremsenergie. Die Motorenpalette ergänzen der mit Erdgas betriebene 1.4 EcoFuel sowie der auf den Einsatz von bis zu 85 Prozent Ethanol ausgelegte MultiFuel-Motor.

Überzeugender 140-PS-Diesel
Am beliebtesten bei den Käufern wird wohl auch in Zukunft der 140 PS starke 2.0 TDI sein. Er ist kultiviert, bietet schon bei niedrigen Drehzahlen ordentlichen Durchzug und überzeugt im Passat durch angenehme Laufruhe – selbst bei höheren Geschwindigkeiten. Das optionale Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe DSG harmoniert bestens mit dem Antrieb und ermöglicht dank zügiger, sanfter Schaltvorgänge äußerst komfortables Reisen. Der Turbodiesel kommt laut Hersteller mit durchschnittlich 4,6 Liter Sprit aus und emittiert 119 Gramm CO2 je Kilometer. In Kombination mit dem DSG sind es 5,2 Liter beziehungsweise 135 Gramm CO2.

Tolle Straßenlage mit adaptivem Fahrwerk
Eine sehr gelungene Mischung aus Komfort und Dynamik bietet die adaptive Fahrwerksregelung DCC. Die elektronisch steuerbaren Dämpfer werden hier permanent an den jeweiligen Untergrund und die aktuelle Fahrsituation angepasst. Zusätzlich kann der Fahrer zwischen den Programmen ,Normal",
,Sport" und ,Comfort" wählen. Selbst bei sportlicher Kurvenfahrt hält der Passat tadellos die Spur, nur in Ausnahmefällen muss das ESP eingreifen. Dazu gibt es eine sehr präzise und exakt arbeitende Lenkung.

Müdigkeitserkennung und Notbremsfunktion
Für den Passat ist künftig eine Fülle von Sicherheits- und Assistenzsystemen verfügbar. Ganz neu bei VW ist die Müdigkeitserkennung. Sie analysiert das Lenkverhalten des Fahrers und registriert über Abweichungen davon eine nachlassende Konzentration. Über ein akustisches Signal sowie einen optischen Hinweis wird der Fahrer darauf aufmerksam gemacht und ihm eine Pause empfohlen. Die weiterentwickelte Distanzregelung ACC plus Front Assist beinhaltet nun auch eine automatische Notbremsfunktion. Sie reagiert im Bereich unterhalb von 30 km/h selbsttätig und soll dazu beitragen, Auffahrunfälle zu vermeiden. Ein Frontradar erkennt stehende Fahrzeuge und leitet im Bedarfsfall automatisch ein Bremsmanöver ein. Die Distanzregelung kann zudem im fließenden Verkehr durch maßvolles Beschleunigen und Verzögern einen geeigneten Abstand zum Vordermann sicherstellen.

Immer mit Fernlicht fahren
Erstmals beim Passat erhältlich ist das maskierte Dauerfernlicht Dynamic Light Assist, das im Touareg Premiere feierte. Der Assistent erlaubt in Verbindung mit Xenonscheinwerfern bei Geschwindigkeiten über 65 km/h das permanente Fahren mit Fernlicht. Über eine Kamera erkennt das System Gegenverkehr und vorausfahrende Autos und blendet diese relevanten Bereiche automatisch ab. Für Fahrzeuge mit konventionellen Halogenscheinwerfern steht eine einfachere Variante der Fernlichtautomatik zur Verfügung, die bei entgegenkommenden Fahrzeugen komplett von Fern- auf Abblendlicht umschaltet.

Automatisches Einparken nun auch quer
Parallel zum bereits im Vorgänger verfügbaren Spurhalteassistenten gibt es fortan den so genannten Side Assist, der mittels aufblinkender LEDs in den Außenspiegeln auf Fahrzeuge aufmerksam macht, die sich von hinten im toten Winkel nähern. Wie im Sharan wird nun auch im Passat der Park Assist II angeboten. Dieser kann nicht nur parallel zur Fahrbahn angeordnete Parkbuchten ansteuern, sondern rangiert das Fahrzeug auch in quer zur Fahrtrichtung angeordnete Stellplätze. Der Fahrer muss lediglich den richtigen Gang einlegen sowie Gas- und Bremspedal steuern, das Lenken übernimmt vollständig der Assistent. Das automatische Einparken ist jetzt in kleineren Lücken als zuvor möglich. Außerdem unterstützt der Park Assist II den Fahrer nun auch beim Ausparken.

Einstiegsmodell wird günstiger
Eine kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung in Verbindung mit dem Navigationssystem RNS 510 rundet das Angebot der elektronischen Helferlein ab. Zu den Händlern kommt der neue Passat Mitte November 2010. Die Limousine startet als 122-PS-Benziner bei 24.425 Euro. Damit ist die Basisversion sogar 675 Euro günstiger als der Vorgänger. Der von uns gefahrene 2.0 TDI mit 140 PS und Sechsgang-DSG ist ab 30.125 Euro zu haben. Der Variant, für den sich in Deutschland 90 Prozent der Kunden entscheiden, kostet jeweils 1.000 Euro mehr als der Viertürer.

Wertung

  • ★★★★★★★★★☆
  • Lifting oder Neuauflage? Um die Eingangsfrage zu beantworten, gilt ganz klar Zweiteres. Die siebte Auflage des VW Passat ist eine runderneuerte Modellreihe, die allerdings optisch auf Experimente verzichtet. Das mag man wenig spektakulär finden. Doch der Passat behält viel von dem, was bereits den Vorgänger zu einem sehr guten Auto gemacht hat: zeitloses Design, gutes Platzangebot und hohe Qualität. Die wirklichen Neuerungen des Passat erschließen sich nicht alle auf den ersten Blick und sind vor allem technischer Natur. Neben einer breit gefächerten Antriebspalette mit zeitgemäßen, sparsamen Motoren sind es vor allem die zahlreichen elektronischen Helferlein, die für Fahrspaß, Komfort und ein hohes Maß an Sicherheit sorgen. Insgesamt liefert der neue Passat ein sehr stimmiges Gesamtpaket, das auch in Zukunft für gute Verkaufszahlen sorgen dürfte.

  • Antrieb
    90%
    kultivierter, laufruhiger 140-PS-TDI
    optionales DSG mit sanften Schaltvorgängen
  • Fahrwerk
    95%
    mit adaptivem Fahrwerk DCC super Straßenlage
    sehr exakte und präzise Lenkung
  • Karosserie
    85%
    qualitativ hochwertig, gutes Platzangebot
    wirkt optisch wie ein Facelift, nicht wie ein neues Modell
  • Kosten
    85%
    günstigerer Einstieg als beim Vorgänger
    interessante Optionen machen ihn schnell teuer

Preisliste


VW Passat Variant 2.0 TDI BlueMotion Technology 103 kW DSG Trendline

Grundpreis: 31.125 Euro
Modell Preis in Euro
Comfortline 33.275
Highline 35.725
Ausstattungen Preis in Euro
ABS Serie
ESP Serie
ASR Serie
Airbag Fahrer Serie
Airbag Beifahrer Serie
Seitenairbags vorn Serie
Kopfairbags vorn Serie
Seitenairbags hinten 370
Kopfairbags hinten Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie
Klimaanlage Serie
Klimaautomatik 455
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Automatikgetriebe Serie (Doppelkupplungsgetriebe)
Bildschirmnavigation 2.200
CD-Radio Serie
MP3 Serie
elektr. Schiebedach 1.185
Metalliclackierung 550
Leichtmetallfelgen ab 445
Sitzhöheneinstellung Serie
Tempomat 225
Lederausstattung ab 2.235 (ab Comfortline)
Nebelscheinwerfer 185
Anhängevorrichtung 870
Gepäckraumabdeckung Serie
Dachreling Serie
Parklenkassistent "Park Assist" inkl. Parksensoren 300 (ab Comfortline)
Distanzregelung ACC "Front Assist" mit City-Notbremsfunktion 1.195
Fernlichtregulierung "Light Assist" 142
adaptive Fahrwerksregelung DCC 1.070
Multifunktions-Lederlenkrad 480
automatische Gepäckraumklappe 450
schlüsselloses Schließ- und Startsystem 555
Spurhalteassistent "Lane Assist" 535 (ab Comfortline)
Vordersitze mit aktiver Klimatisierung ab 1.175 (ab Comfortline)
Müdigkeitserkennung (nur in Verbindung mit Tempomat) 25

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Reihen-Dieselmotor mit Turboaufladung und Common-Rail-Direkteinspritzung 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 1.968 
Leistung in PS 140 
Leistung in kW 103 
bei U/min 1.750 bis 2.500 
Drehmoment in Nm 320 
Antrieb Frontantrieb 
Gänge
Getriebe Doppelkupplungsgetriebe 
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1.552 
Spurweite hinten in mm 1.551 
Radaufhängung vorn McPherson-Federbeinachse mit unteren Dreiecksquerlenkern 
Radaufhängung hinten Vierlenker-Hinterachse mit getrennter Feder-Dämpfer-Anordnung, Stabilisator vorn und hinten 
Bremsen vorn Scheiben, innenbelüftet 
Bremsen hinten Scheiben 
Wendekreis in m 11,4 
Räder, Reifen vorn 205/55 R 16 H, 6,5 J x 16 
Räder, Reifen hinten 205/55 R 16 H, 6,5 J x 16 
Lenkung elektromechanische Lenkung mit geschwindigkeitsabhängiger Servounterstützung 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.771 
Breite in mm 2.062 
Höhe in mm 1.516 
Radstand in mm 2.712 
Leergewicht in kg 1.601 
Zuladung in kg 684 
Kofferraumvolumen in Liter 603 
Kofferraumvolumen, variabel in Liter 1.731 
Anhängelast, gebremst in kg 1.800 
Tankinhalt in Liter 70 
Kraftstoffart Diesel 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 208 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 10,0 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 5,2 
CO2-Emission in g/km 135 
Schadstoffklasse Euro 5 

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