Wie man mit aufgemotzten Versionen von Kompaktautos die Jugend für heiße Öfen begeistert und den Autokult richtig anheizt, hat VW 1976 mit dem Golf GTI gezeigt. Und weil das so gut geklappt hat, ging es im Konzern viele Jahre später weiter mit den kräftig befeuerten Alltagsautos: Im Jahr 2000 wurden beim Skoda Octavia ein paar Scheite nachgelegt und das Ergebnis als RS auf die Straßen geschickt. Auch dieser Plan ging auf, nun kommt der starke Sport-Tscheche schon in dritter Auflage. Seine Motoren, ein Otto und ein Diesel, stammen aus dem VW-Regal und werden auch in den hauseigenen Konkurrenten Golf GTI und GTD eingesetzt. Die Turbo-Aggregate eint ein Hubraum von zwei Liter, der Benziner schafft 220 PS herbei, der Diesel powert mit 184 PS. Wenn man großzügig über den Daumen peilt, unterscheiden sich RS und GTI/GTD in den vergleichbaren Ausführungen weder beim Preis, noch bei den Fahrdynamikwerten wesentlich. Soweit, so gleich. Doch wer jemals versucht hat, einen Kinderwagen in den Kofferraum des Golf zu würgen, wird den gravierenden Unterschied zwischen dem drei- und fünftürigen Schrägheck-VW und dem Skoda zu schätzen wissen: Den Octavia RS gibt es als fünftürige Limousine und als Kombi. Letzterer macht dabei das Rennen in der Kundengunst, laut Skoda haben 95 Prozent aller verkaufter RS ein Heck mit Kombi-Klappe.
Kräftig aus dem Keller Dass der RS in seiner Reihe den Ton angibt, hört man nach dem Starten. Ein optionaler Sound-Generator leitet das Motorengeräusch über die Windschutzscheibe in den Innenraum. Während das beim Benziner einen schön kernigen Klang beim Hochtouren erzeugt, wirkt der Diesel einfach nur laut. Mit dem Otto machen wir uns auf die Piste und stellen sehr schnell fest: Da geht was. Die Maschine dreht kräftig aus dem Drehzahlkeller und hängt ab etwa 4.000 Touren gierig am Gas. Die Kraft lässt den Skoda abzischen wie die Espressomaschine beim Italiener und bringt beim rasanten Beschleunigen viel Spaß. Zwar zählt das um 15 Millimeter tiefer gelegte Sportfahrwerk pedantisch jeden Kanaldeckel mit spürbarem Schlag, aber sobald es kurvig wird, ist der straffe Unterbau ein Quell der Freude. Dank serienmäßiger Progressivlenkung lässt sich der Sportler agil um Biegungen zirkeln, da man bei schnellen Rechts-Links-Kombinationen das Steuer weniger weit drehen muss als bei einer normalen Lenkung. Die ab Werk verbaute elektronische Differenzialsperre an der Vorderachse kümmert sich um die Spurtreue, indem sie das kurveninnere Rad bei Traktionsverlust gezielt bremst. Dass sich der Golf GTI beim Serpentinen-Wedeln eine Spur agiler anfühlt, ist dem Umstand geschuldet, dass der Wolfsburger etwa vierzig Zentimeter kürzer ist als der Octavia Combi. Spaß macht der Griff zum Knauf der exakten Sechsgang-Handschaltung, nur sind deren Wege etwas zu lang. Wer Arbeit gern delegiert, kann sich das Schalten auch vom 1.800 Euro teuren DSG abnehmen lassen.
Setup auswählen Doch auch des Fahrers Spieltrieb kann befriedigt werden: Am Touchscreen lassen sich die Fahrprofile ,Normal", ,Sport", ,Eco" und ,Individual" auswählen. Auf die Dämpferhärte wirken sich die Setups jedoch nicht aus – ein adaptives Fahrwerk wie für den Golf GTI wird für den RS nicht angeboten. Dafür punktet der Skoda sowohl mit zupackenden Sportsitzen als auch mit viel Platz im Fond. Doch nicht nur dort: Der Kombi-RS schluckt 610 Liter Gepäck, der Fünftürer immerhin noch stattliche 590 Liter. Da kann der Golf GTI mit 380 Liter (weniger) einpacken.
Wertung
★★★★★★★★★☆
Wenn man praktisch denkt, ist der Skoda Octavia Combi RS der bessere Golf GTI: Er bietet wesentlich mehr Platz im Fond und im Kofferraum, ohne maßgeblich an Agilität zu verlieren. Und das bei durchaus ähnlichen Fahrleistungen und Preisen. Doch natürlich spielen immer auch Emotionen eine Rolle und so werden eingefleischte GTI-Fans den geräumigen Konzernbruder allenfalls tolerieren, aber niemals kaufen. Das muss jeder aber selbst wissen – wir jedenfalls können den neuen RS als Familien-Sportler empfehlen.
+ durchzugsstarker Ottomotor, zupackende Sitze, viel Platz im Kombi-Heck
- kein adaptives Fahrwerk im Angebot, lange Schaltwege