Neuwagen waren im Jahr 2022 ein begehrtes Gut, noch immer sind die Lieferzeiten teilweise lang. Aber wie es immer bei Angebot und Nachfrage ist, kann man bei einem knappen Gut mehr verdienen. So auch der BMW-Konzern, wie aus der dort jetzt vorgestellten Jahresbilanz hervorgeht.
Die BMW Group (so der Name des Gesamtkonzerns) hat die für 2022 gesteckten Ziele wie prognostiziert erfüllt und damit in einem schwierigen Geschäftsumfeld ihre operative Stärke bewiesen. Der Premiumhersteller erhöhte das Konzernergebnis (knapp 23,5 Mrd. Euro/+46,4 %) sowie den Gewinn (etwa 18,6 Mrd. Euro/+49,1 %) gegenüber dem Vorjahr signifikant. Diese positive Entwicklung ging sowohl auf die gute Preisrealisierung und auf positive Produkt-Mix-Effekte als auch auf die Vollkonsolidierung des chinesischen Joint-Ventures BMW Brilliance Automotive Ltd. (BBA) zurück.
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"Gute Preisrealisierung"? Darauf kommen wir später zurück. Gut läuft es in München jedenfalls auch in Sachen Elektroautos, wenngleich BMW noch weit hinter Tesla zurückliegt. Elektrifizierte Fahrzeuge (BEV und PHEV) hatten in Summe einen Anteil von 18,1 % (433.792 Einheiten/ +32,1 % ggü. Vorjahr) an den Auslieferungen. Bei den vollelektrischen Automobilen lag das Absatzvolumen mit 215.752 Einheiten signifikant über dem Vorjahr (+107,7%).
Das sorgte für eine Absenkung des CO2 -Emissionswerts der EU-Neuwagenflotte. Dieser Wert betrug nach vorläufigen Berechnungen 105,0 g/km (gemäß WLTP). Er unterschreitet den Vorjahreswert um 9,4 % und den gültigen Grenzwert deutlich um 22,5 g/km CO2 (VJ: 115,9 g/km). Die BMW Group will in diesem Jahr den Anteil vollelektrischer Fahrzeuge an den Gesamtauslieferungen auf 15 Prozent erhöhen.
Die insgesamten Auslieferungen lagen wie erwartet mit 2.399.632 Einheiten leicht unter Vorjahr (VJ: 2.521.514 Fahrzeuge/minus 4,8 %). Die durchweg starke Kundennachfrage spiegelte sich im hohen Auftragsbestand des Unternehmens wider – diese konnte aufgrund der angespannten Versorgungssituation bei Halbleiter-Komponenten, unterbrochener Lieferketten und aufgrund der Covid-Lockdowns in China nicht in vollem Umfang bedient werden.
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Dennoch konnte man mehr verdienen: Die Konzernumsatzerlöse erhöhten sich um 28,2 Prozent. Der integrierte Umsatzanteil von BBA in China trug signifikant zu dem Wachstum bei. Des Weiteren profitierte die BMW Group von einer besseren Preisrealisierung – sowohl beim Neuwagenverkauf als auch bei der Wiedervermarktung von Leasingrückläufern - und positiven Produkt-Mix-Effekten. Bedeutet: Man konnte Preise erzielen, die nahe an denen in den offiziellen Listen waren und benötigte offenbar kaum Rabatte, um Fahrzeuge zu verkaufen.
Allerdings musste man höhere Kosten für Material, Rohstoffe und Logistik verzeichnen. Die höheren Refinanzierungskosten im Finanzdienstleistungsgeschäft aufgrund gestiegener Zinsraten sowie Konsolidierungseffekte im Zusammenhang mit BBA und ein höherer Anteil an elektrifizierten Fahrzeugen wirkten ebenfalls kostenerhöhend.
Die fortschreitende Transformation des Premiumherstellers spiegelt sich in den moderat gestiegenen Ausgaben für Forschung und Entwicklung wider: Insgesamt fielen knapp über 6,6 Miliarden Euro an F&E-Kosten an (VJ: 6,3 Mrd. Euro / + 5,2 %). Die Forschungs- und Entwicklungsleistungen stehen im Wesentlichen im Zusammenhang mit neuen Modellen und der NEUEN KLASSE sowie mit den Entwicklungsleistungen der dafür vorgesehenen sechsten Generation elektrischer Antriebe. Zudem flossen weitere Mittel in die Digitalisierung der Fahrzeugflotte und das automatisierte Fahren.
Die Aktionäre des Premiumherstellers sollen am Erfolg des Geschäftsjahrs 2022 beteiligt werden. Unter Berücksichtigung des Zielkorridors für die Ausschüttungsquote von 30-40 % des den Aktionären der BMW AG zurechenbaren Jahresüberschusses schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 11. Mai eine Dividende von 8,50 € je Stammaktie (VJ: 5,80 €) und 8,52 € je Vorzugsaktie (VJ: 5,82 €) vor. Die Ausschüttungsquote beträgt vorläufig 30,6 % (VJ: 30,9 %).
Abschließend noch eine interessante Zahl: Die BMW Group hat zum 31. Dezember 2022 149.475 Mitarbeiter beschäftigt (VJ: 118.909 / +25,7 %). Der deutliche Anstieg beruht vor allem auf der Vollkonsolidierung von BMW Brilliance Automotive Ltd., da dadurch knapp 26.000 Mitarbeiter in die BMW Group integriert worden sind. Der weitere Beschäftigungsaufbau über alle Segmente erfolgte insbesondere in den Bereichen Entwicklung und IT sowie im weltweiten Produktionsnetzwerk der BMW Group.