300 Meilen pro Stunde. Also gut 483 km/h. Das muss man sich mal vorstellen. Der texanische Tuner und Highspeed-Afficionado John Hennessey ist zurück. Und der Kampf gegen Bugatti um das schnellste Auto der Welt geht in die nächste Runde. Hennesseys Streitaxt? Dieser neue Venom F5. Mit 1.600 PS.

Schon 435 km/h schnell gefahren
Wenn Sie auf Geschwindigkeitsrekorde stehen, werden Sie sich vielleicht erinnern: Mit seinem 1.260 PS starken Venom GT fuhr Hennessey im Jahr 2014 bereits 435 km/h schnell. Leider nur in eine Richtung, weshalb die Leistung nicht offiziell ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde. Technisch gesehen ist der Venom GT jedoch das derzeit schnellste Auto. Zumindest, bis Bugatti seinen neuen Chiron auf eine lange Gerade loslässt. Der Rekordversuch der Molsheimer soll 2018 erfolgen. Höchste Zeit also für Hennessey, sich neu zu wappnen. Seit nunmehr vier Jahren feilt das texanische Unternehmen an seinem Venom F5.

Deutlich aerodynamischer
Im Vergleich zu seinem Vorgänger hat der Venom F5 (benannt nach einer besonders heftigen Tornado-Gattung, nicht nach dem Neu-Laden-Knopf auf Ihrer PC-Tastatur) vor allem aerodynamisch massiv zugelegt. Das liegt vor allem daran, dass er kein gestreckter Lotus mehr ist, sondern eine komplette und von Grund auf neue Eigenentwicklung. Ein Hypercar mit einer Carbon-Karosse und einem Carbon-Rahmen. Der Venom F5 ist deutlich windschnittiger, hat einen absolut flachen Unterboden und einen cW-Wert von 0,33. Der Vorgänger Venom GT war noch mit einem cW-Wert von 0,44 unterwegs. Was das in der Sprache absurder Höchstgeschwindigkeiten bedeutet? Der Venom GT hätte 2.500 PS gebraucht, um 300 mph (über 480 km/h) zu fahren. Beim Venom F5 reichen bereits schlappe 1.600 PS.

In unter zehn Sekunden auf 300 km/h
Na gut, 1.600 PS sind auch nicht gerade Kleinvieh. Und sie kommen von einem 7,4-Liter-Biturbo-Aluminium-V8. Offenbar wurde auch eine Chiron-ähnliche Lösung mit vier sequenziell geschalteten Turbos diskutiert, aber letztlich für zu schwer befunden. Gleiches gilt für eine Hybrid-Variante. Die mehr als 1.760 Newtonmeter des Mittelmotors fallen via sequenziellem Siebengang-Getriebe ausschließlich über zwei sehr breite und klebrige Hinterräder her. Man kann tatsächlich auch ein manuelles Getriebe ordern. Vermutlich wäre das allerdings nicht die allerschlaueste Entscheidung. Beide Hände jederzeit am Lenkrad zu haben, erscheint zumindest halbwegs sinnvoll bei einer Beschleunigung von 0-300 km/h in weniger als zehn Sekunden (was schneller ist als ein Formel-1-Auto). 0-400 km/h sollen übrigens in unter 20 Sekunden über die Bühne gehen. Die Höchsgeschwindigkeit? 301 mph, also 484 km/h. Zum Vergleich: Der Bugatti Chiron soll die 0-400 km/h in 32,6 Sekunden schaffen, der Koenigsegg Agera RS braucht 26,9 Sekunden.

Platz für NFL-Spieler
Der Vorteil des neuen Hennessey Venom F5: Er wiegt gerade mal 1.360 Kilo. Eingebremst wird er von Brembo-Carbon-Keramik-Stoppern. Die richtigen Reifen für so viel Highspeed-Irrsinn? Hennessey vertraut auf speziell entwickelte Michelin-Pilot-Cup-2-Reifen. Wie genau man den Venom F5 entern wird, über Flügel- oder Scherentüren, ist noch nicht final geklärt. Unabhängig davon wird innen ein deutlich luxuriöseres Ambiente vorherrschen als beim doch recht spartanischen Vorgänger. Leder, Carbon, Alcantara und ein Apple-iPad-Interface machen es möglich. Außerdem gibt es mehr Platz. Ein über zwei Meter großer NFL-Spieler soll jedenfalls komfortabel hineinpassen. Das ist kein Marketing-Gag, sondern schlicht der Tatsache geschuldet, dass ein über zwei Meter großer NFL-Spieler bereits einen F5 bestellt hat. Und der muss schließlich gut sitzen können.

Ab Anfang 2019
24 Hennessey Venom F5 sollen gebaut werden. Alle davon im Firmensitz im texanischen Sealy. Der Basispreis? 1,6 Millionen US-Dollar, also etwa 1.375 Millionen Euro. Interessenten müssen eine Art Bewerbung abgeben und werden dann von John Hennessey persönlich als würdig (oder eben nicht) beurteilt. Bis zu 600.000 Dollar (515.000 Euro) an Extras kann man in seinem Venopm F5 zusätzlich versenken. Ausgeliefert wird er dann irgendwann innerhalb der nächsten drei Jahre. Die ersten Modelle sollen Anfang 2019 fertig sein. Aktuell kann man den Hennessey Venom F5 auf der Tuningmesse SEMA in Las Vegas begutachten, die noch bis zum 3. November 2017 läuft. Wann sich ein mutiger Mann für den 300-Meilen-pro-Stunde-Rekordversuch hinters F5-Lenkrad zurren lässt, ist dagegen noch nicht bekannt.

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