Brand Shapers: So nennt Hyundai diejenigen Modelle, die das Image der Marke positiv beeinflussen sollen. Das sind einerseits die elektrifizierten Modelle (Ioniq, Nexo, Kona Elektro) und andererseits die Performance-Autos, also vor allem die N-Versionen. Zu diesen gehört neben dem normalen i30 N seit Januar 2019 auch der i30 N Fastback. Letzteren haben wir nun getestet.

Was ist denn das Besondere an den N-Modellen?

Zunächst mal der Motor, es ist ein 275 PS starker Zweiliter-Turbobenziner. Die anfangs angebotene „Normalversion“ mit 250 PS wurde kürzlich ersatzlos gestrichen, da praktisch alle Kunden die starke Performance-Version wollten.

Und was ist dieser „Fastback“?

Nüchtern betrachtet ein Zwischending aus fünftüriger Schräghecklimousine (vielleicht besser bekannt als Hatchback) und Kombi. Die Form ist so ähnlich wie beim Mercedes CLA Coupé oder beim Porsche Panamera. Nur dass der Hyundai i30 Fastback natürlich in einer anderen Liga spielt.

2019 Hyundai i30 Fastback N im Test

In welcher denn? Mit welchen Autos konkurriert er denn?

Mir fällt kein direktes Äquivalent ein. Aber natürlich tritt der Wagen in der Kompaktklasse an.

Und wie fährt sich das Ding?

Zunächst mal ziemlich normal. Das heißt, ganz so normal dann doch nicht: Nach dem ersten Ampelstopp gebe ich ordentlich Gas und – peng – tut es einen Schlag, der von den Antriebsrädern (vorne) kommt. Offenbar sind die Räder ein bisschen durchgerutscht. In der Autobahnauffahrt merke ich, dass die Sportsitze mich sehr gut festhalten. Auf der noch ziemlich leeren Autobahn erreiche ich dann schnell 220 km/h und merke, wie schnell der Wagen ist. Dabei bleibt das Geräuschniveau aber sehr gemäßigt. Ein bisschen enttäuschend finde ich, dass der Motor nicht wenigstens ein bisschen unzivilisiert klingt, eine gewisse Rauheit hätte ich passend gefunden.

Übrigens heißt es bei Hyundai interessanterweise, das Auto sei weniger auf gute Sprintdaten hin entwickelt. Die Kernkompetenz der i30-N-Varianten wäre das Kurvenräubern.

Wie ist denn das Fahrwerk?

Für die Autobahn ist der Wagen wohl auch auf längeren Strecken gut geeignet, übermäßig hart ist der i 30 Fastback N nicht. Das gilt für den Normalmodus. Denn der N hat einstellbare und adaptive Dämpfer. Das gibt es bei den bürgerlich motorisierten i30-Versionen noch nicht mal gegen Aufpreis. Die Spreizung ist beträchtlich. Nachdem ich von der Autobahn abgefahren bin und über die kurvigen Landstraßen rund um Weyarn kurve, beginne ich, die Modi zu entdecken.

2019 Hyundai i30 Fastback N im Test
2019 Hyundai i30 Fastback N im Test
2019 Hyundai i30 Fastback N im Test

Der Wagen hat dafür zwei Lenkradtasten. Die rechte, mit Zielflagge, ist für die Modi N und Custom zuständig, der erste ist extrem sportlich, der andere extrem konfigurierbar. Mit der linken Taste („Drive Mode“) erreicht man den Normal-Modus, sowie einen Eco- und einen Sport-Modus. Insgesamt bietet das so genannte N Grin Control System (lustiger Name übrigens, Kompliment) nicht weniger als 1.944 Kombinationen.

Puh, ich hoffe, die müssen wir nicht alle durchgehen ...

Keine Angst. Aber was ich auf meiner Fahrt allmählich herauskriege, ist, dass der Wagen durchaus auch nicht normal sein kann. In den Sportmodi (ich bezeichne und behandle sie jetzt mal im Gesamtpaket) gibt es spektakuläre Fehlzündungen, der Auspuff knallt richtig. Da drehen sich dann schon mal Passanten um. „Da gehen wir durchaus nahe an die Grenzen des Erlaubten ran“, gibt man bei Hyundai zu. Ich lerne auch, dass das keine Fehlzündungen sind, sondern bewusst per Motorsteuerung erzeugte Effekte. Und die passieren auch nicht im Auspuff, sondern im Kümmer, also ganz vorne. Das Geräusch wird nur durch das Rohr nach hinten geleitet.

2019 Hyundai i30 Fastback N im Test
Beim i30 N lässt sich unglaublich viel einstellen

Zusätzlich zu der Knallerei des Auspuffs (die per Motorsteuerung geregelt wird) gibt es beim N noch eine klappengesteuerte Auspuffanlage, mit der man die Grundlautstärke ändern kann – was ich auf meiner etwa einstündigen Ausfahrt nicht ausprobiert habe. Auch die Launch Control habe ich nicht getestet. Aber dass das Auto beim Runterschalten Zwischengas gibt, habe ich natürlich schon positiv vermerkt. Noch ein Akustikeffekt, den ich bisher in keinem Schaltauto hatte (obwohl es das auch beim Nissan 370Z und bei den JCW-Varianten von Mini geben soll).

Und, was ist von diesen Akustikeffekten zu halten? Mätzchen oder ein Pluspunkt?

Mich haben diese Effekte wirklich begeistert. Wenn ich jetzt drüber nachdenke, finde ich es aber auch gut, dass man das abschalten kann. In einer Schwabinger Straßenschlucht würde ich mich vor den Sportmodi hüten, aber das ist vielleicht auch eine Frage des Temperaments ...

Ach ja, noch was: Nach meiner Fahrt, bei der ich auf den Verbrauch am allerwenigsten geachtet habe, meldete der Bordcomputer einen Verbrauch von 11,5 Liter/100 Kilometer. Der Normverbrauch liegt bei 7,8 Liter. Mit seinem Benzin-Partikelfilter erfüllt der Wagen die Abgasnorm Euro 6d-Temp Evap. Der Zusatz Evap (für "Evaporation") steht übrigens für die Einhaltung eines Grenzwerts für Benzinausdunstungen beim Tanken. 

2019 Hyundai i30 Fastback N im Test
2019 Hyundai i30 Fastback N im Test

Und innen? Wie sieht der Wagen innen aus?

Für eine Sportversion sehr dezent. Im Innenraum verzichtet Hyundai auf Knalleffekte. Schwarz dominiert, es gibt kaum silberne Akzente. Sogar die Türöffner sind schwarz oder dunkelgrau. Nur die Luftausströmer sind rot gerandet und es gibt rote Kontrastnähte, die aber nicht besonders auffallen. Was mir nicht so gefallen hat, ist, dass die Beifahrertür innen mit ziemlich billigem Hartplastik ausgekleidet ist. Außerdem ist die Sicht nach hinten durch das kleine Heckfenster doch ziemlich eingeschränkt.

2019 Hyundai i30 Fastback N im Test
2019 Hyundai i30 Fastback N im Test
2019 Hyundai i30 Fastback N im Test

Bitte noch was zum Fond und zum Kofferraum.

Gerne. Als 1,75 Meter kleiner Mann mit ungleichmäßiger Längenverteilung (Sitzriese) habe ich genug Platz. Vor den Knien bleiben bei mir etwa sieben Zentimeter, über dem Kopf etwa zwei Zentimeter. Bei Größeren wird es also knapp. Auch der Kofferraum gibt kein sehr gutes Bild ab. Eine etwa 15 Zentimeter hohe Schwelle verhindert, dass man Getränkekisten herausziehen kann. Und die nutzbare Höhe des Kofferraums ist durch das stark abfallende Heck gering. Einen Kühlschrank wird man mit diesem Auto wohl nicht transportieren können. Die Rücksitze lassen sich umklappen, die Ladefläche wird dabei einigermaßen eben.

2019 Hyundai i30 Fastback N im Test

Es gibt eine Durchladeklappe, die aber recht schmal ausfällt. Von hinten wird es wohl schwierig, Skier mit Alpinbindung einzuladen. Kühlschränke und Alpinski will natürlich nicht jeder einladen, es kommt halt drauf an, was man von einem Alltagssportwagen (so stuft Hyundai das Auto ein) in dieser Hinsicht erwartet. Wer Platz braucht, muss halt den Kombi kaufen. Den gibt es dann aber nicht als N. Übrigens: Hyundai erwartet für den i30 Fastback (inklusive N) auch nur 10 Prozent Verkaufsanteil, der Kombi soll bei 33 Prozent liegen und der normale i30 (inklusive N) bei 57 Prozent.

Okay, dann fehlt uns noch der Preis.

Bitte sehr: 33.700 Euro. Es gibt ausschließlich die gefahrene Handschaltung. Zur Ausstattung zählen unter anderem Parkpiepser vorn und hinten, Zweizonen-Klimaautomatik, Lenkrad- und Sitzheizung, LED-Scheinwerfer, ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem sowie ein Tempomat. Ein Abstandstempomat wird leider nicht angeboten, er hätte diesem gut autobahntauglichen Auto gut angestanden. Eine Alternative wäre vielleicht der VW Golf GTI Performance (245 PS, 0-100 km/h in 6,2 Sekunden, der Hyundai braucht 6,1 Sekunden) für 34.895 Euro.

Fazit: 8 von 10

Auf den kurvigen Straßen des Voralpenlands hat es der Hyundai i30 Fastback N geschafft, die tief verschütteten Auto-Emotionen eines Großstadtbewohners zu exhumieren. Gelungen ist ihm das vor allem durch seine akustischen Special Effects.

+ akustische Spezialeffekte, gut autobahntaugliches Fahrwerk, mehr Kofferraum als beim Hatchback, günstiger Preis

- kein Abstandstempomat

Bildergalerie: Hyundai i30 Fastback N (2019) im Test

Hyundai i30 Fastback N Performance

Motor Vierzylinder-Turbobenziner, 1.998 ccm
Leistung 202 kW / 275 PS bei 6.000 U/min
Max. Drehmoment 353 Nm bei 1.450 bis 1.700 U/min
Antrieb Frontantrieb
Getriebeart Sechsgang-Schaltung
Beschleunigung 0-100 km/h 6,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Verbrauch 7,8 Liter/100 km
Emission 178 Gramm CO2 pro km
Leergewicht 1.516 kg
Zuladung 434 kg
Länge 4.455 mm
Breite 1.795 mm
Höhe 1.419 mm
Basispreis 33.700 Euro
Marktstart Januar 2019