Sportgerät, Wohnzimmer und Statussymbol: Autos müssen manchmal Aufgaben erfüllen, die mit ihrer Primärfunktion nichts zu tun haben. Kleinstwagen sind da unverdächtig. Sie eignen sich von vornherein für wenig anderes als den Transport von Menschen und Material von A nach B. Mit dem Suzuki Alto kommt nun ein neues Angebot in diesem Format auf den Markt. Wir haben das Auto, das im April 2009 startet, bereits jetzt für Sie getestet.

Nur 3,66 Meter schon fast ein Großer
Seit dem Auslaufen der alten Alto-Generation im Jahr 2006 hatte Suzuki kein Angebot mehr im so genannten A-Segment, also bei den allerkleinsten Autos. Ein unhaltbarer Zustand für einen Kleinwagenhersteller. So kommt nun wieder ein Alto auf den Markt. Es ist seit der Einführung in Japan vor 30 Jahren die siebte Modellversion, und die fünfte, die auch nach Deutschland kommt. Wie die letzten beiden Vorgänger wird das Auto in Indien gebaut. Mit 3,66 Meter Länge gehört der Alto schon zu den etwas größeren Kleinstwagen. Das baugleiche Trio Citroën C1, Peugeot 107 und Toyota Aygo sowie der Daihatsu Cuore bleiben zum Beispiel unter 3,50 Meter. Größer als der Alto ist in diesem Segment eigentlich nur der VW Fox mit stattlichen 3,83 Meter.

Jugendlich und feminin
Der Alto kommt in einem recht jugendlich wirkenden Blechkleid daher, das mit seinen runden Formen vor allem Frauen ansprechen dürfte. Auf jeden Fall sieht das Auto viel besser aus als der baugleiche Nissan Pixo, der im Juni oder Juli 2009 auf den Markt kommt. Der Alto wird ausschließlich als Fünftürer mit vier Sitzen angeboten. Eine Besonderheit sind die Ausstellfenster hinten – im Vergleich zu Autos mit versenkbaren Scheiben können die Fondinsassen also nicht besonders viel Frischluft genießen.

Ein-Liter-Dreizylinder
Auch bei der Motorisierung hat der Kunde keine Wahl. Im Alto werkelt ein Dreizylinder mit einem Liter Hubraum, der in ähnlicher Form aus dem Splash bekannt ist. Er leistet 68 PS und hält die Euro-5-Abgasnorm ein. Serienmäßig wird das Motörchen mit einer Fünfgang-Schaltung kombiniert, optional auch mit einer Viergangautomatik. Mit der Handschaltung beschleunigt der Alto in 14,0 Sekunden auf Tempo 100 – kein überragender Wert, auch nicht in der kleinsten Klasse. Wer den Dreizylinder-Benziner mit seinem typischen, rauen Sound hoch genug dreht, bekommt jedoch ausreichend Motorleistung.

Nur 4,4 Liter auf 100 Kilometer
Wichtiger dürfte den Käufern der Verbrauch und damit die Spritkosten sein. Laut Hersteller benötigt der Alto 4,4 Liter Super auf 100 Kilometer – lobenswert. Die Konkurrenten Hyundai i10, VW Fox, Renault Twingo oder Kia Picanto liegen mit ähnlichen Motoren allesamt jenseits von fünf Liter. Zum Niederknien gibt der Verbrauch allerdings keinen Anlass, denn der Daihatsu Cuore 1.0 oder der Citroën C1 1.0 liegen im selben Bereich wie unser Alto.

Laute Abrollgeräusche, unruhiges Fahren
Der Motor fällt auch bei hohen Touren nicht durch unangenehme Akustik auf. Dagegen sind die Abrollgeräusche im Alto stets präsent, und auf schlechten Fahrbahnbelägen stört das Rumpeln und Poltern des Fahrwerks doch sehr. Für einen Kleinstwagen gut sind jedoch die Vordersitze im Alto: Sie sind komfortabel, bieten eine ausreichend lange Beinauflagefläche und annehmbaren Seitenhalt. Die integrierten Kopfstützen sind aus unserer Sicht kein Nachteil. Dass das Cockpit wenig aufregend ist, kann man bei den Kostenzwängen in dieser Klasse verstehen. Doch ein wenig poppiger hätte der Innenraum ausfallen dürfen. Das Armaturenbrett aus Hartplastik muss man hinnehmen. Doch wir hätten es uns einheitlich in Schwarz gewünscht, was wohl edler ausgesehen hätte als mit dem tristen Grau im unteren Bereich.

Beengte Verhältnisse im Fond
Im Fond sitzt man beengt. Gerade im Vergleich zum fast 20 Zentimeter kürzeren Cuore ist die Kniefreiheit beschämend. Ein mittelgroßer Erwachsener hat nur Platz, weil sich die Rückseiten der Vordersitze flexibel zeigen. Naturgemäß ist bei einem Auto dieser Klasse auch der Kofferraum klein. Hier misst er jedoch gerade mal 129 Liter. Zum Vergleich: Ein Cuore bietet 160 Liter, ein C1 immerhin noch 139 Liter.

Kein Innenraumwunder
Wie üblich lassen sich die Rücksitzlehnen umklappen, allerdings nur in der Topausstattung geteilt. Danach hat man bei dachhoher Beladung Platz für 774 Liter Gepäck, ein akzeptabler Wert. Der C1 bietet auch nicht mehr, beim Cuore gibt der Hersteller keine Zahl an. Die Ladefläche ist gut nutzbar, sie ist fast eben, steigt nur etwas nach vorne an. Störend sind aber der knappe Ausschnitt der Kofferraumöffnung, die sich zwischen die großen Rückleuchten zwängen muss, und die sehr hohe Ladekante. Unpraktisch auch, dass man den Kofferraum nach jeder Fahrt wieder entriegeln muss – entweder mit dem Schlüssel oder über einen Hebel im Cockpit. In puncto Innenraumausnutzung gewinnt der Suzuki also keinen Preis. Auch die Zuladung ist mit nur 245 Kilo unterdurchschnittlich. Ein C1 bietet schon 310, der Cuore sogar 410 Kilo.

Ab 8.900 Euro
Der Einstiegspreis für den Alto liegt bei 8.900 Euro. Das klingt gut, vor allem, wenn man noch 2.500 Euro Abwrackprämie abziehen kann. Suzuki legt bis Ende März noch 580 Euro Umweltprämie drauf. Doch ist die Basisausstattung namens Basic nicht empfehlenswert. Denn hier erhält man zwar elektrische Fensterheber vorne und eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung, aber kein ESP – aus unserer Sicht eine falsche Priorisierung des Komforts zulasten der Sicherheit. Suzuki erwartet, dass die meisten Kunden sich für die Ausstattung Club entscheiden. Für 1.000 Euro Aufpreis erhält man dann neben ESP zwei Airbags mehr, also die für diese Klasse stolze Zahl von sechs Luftsäcken. In puncto Komfort ist hier auch die Klimaanlage dabei. Ein CD-Radio bekommt man jedoch nur in der Topausstattung Comfort, die nochmal 1.000 Euro Aufpreis kostet. Die Optionsliste ist extrem kurz: Sie umfasst nur die Metallic-Lackierung für 350 Euro sowie die Automatik für 1.300 Euro.

Günstig im Vergleich
Vergleichen wir den Preis mit der Konkurrenz. Die Basic-Ausstattung lassen wir wegen des fehlenden und nicht einmal optional verfügbaren ESP beiseite. Gibt es eine günstige Alternative zur Comfort-Ausstattung für 9.900 Euro? Ein Cuore kostet mindestens 10.490 Euro, und ein ESP ist hier nicht verfügbar. Einen C1 kann man bereits für 9.390 Euro bekommen, als Fünftürer kostet er 9.790 Euro. Eine fünftürige Version mit ESP und Kopfairbags kostet jedoch schon 11.410 Euro. Für etwa diesen Preis bekommt man auch einen Fiat 500 inklusive optionalem ESP, allerdings gibt es ihn ausschließlich als Dreitürer. Wer nun an den sehr günstigen Dacia Sandero denkt, muss an das fehlende ESP erinnert werden. So stellt der Alto das günstigste Auto mit ESP und sechs Airbags dar.

Wertung

  • ★★★★★★★★★☆
  • Die Innenraumausnutzung und die Anmutung der Materialien im Cockpit gehören nicht zu den Stärken des Alto. Auch das poltrige Fahrwerk und die Ausstellfenster im Fond können abschrecken. Doch ein Auto ohne Schwächen gibt es bei Kleinstwagen nicht. Und der Alto hat durchaus auch Pluspunkte vorzuweisen. Dazu zählen vor allem der niedrige Verbrauch und der günstige Preis. Und diese beiden Kostenargumente sind es, die im A-Segment zählen. Deshalb erhält der Alto Club von uns eine Empfehlung als das günstigste Auto mit ESP und sechs Airbags auf dem Markt.

  • Antrieb
    85%
    niedriger Verbrauch
    nicht gerade sehr flott
  • Fahrwerk
    80%
    ESP ab Club-Version serienmäßig
    poltert, störende Abrollgeräusche
  • Karosserie
    80%
    wenig Platz im Fond
    unpraktischer, kleiner Kofferraum
  • Kosten
    95%
    Club-Version ist günstigstes Auto mit ESP und 6 Airbags
    ESP für Basisversion nicht erhältlich

Preisliste


Suzuki Alto Club

Grundpreis: 9.900 Euro
Ausstattungen Preis in Euro
ABS Serie, mit elektron. Bremskraftverteilung
ESP Serie
ASR Serie (abschaltbar)
Airbag Fahrer Serie
Airbag Beifahrer Serie
Seitenairbags vorn Serie
Kopfairbags vorn Serie (durchgehend für vorn und hinten)
elektr. Fensterheber vorn Serie
Klimaanlage Serie
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Automatikgetriebe 1.300
CD-Radio Serie bei Comfort (incl. MP3)
Metalliclackierung 350
Leichtmetallfelgen Serie bei Comfort
Sitzhöheneinstellung Serie (Fahrer)
Nebelscheinwerfer Serie bei Comfort
manuell von innen verstellbare Außenspiegel Serie
geteilt umklappbare Rücksitzlehne Serie bei Comfort
Servolenkung Serie
Ausstellfenster hinten Serie
höhenverstellbares Lenkrad Serie
Drehzahlmesser Serie bei Comfort
Lichtwarnsummer Serie
Heckscheibenwischer und -heizung Serie
Isofix-Kindersitzbefestigung hinten Serie
Reifenreparaturkit Serie

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Otto-Reihenmotor, Multipoint-Einspritzung, DOHC 
Zylinder
Ventile
Hubraum in ccm 996 
Leistung in PS 68 
Leistung in kW 50 
bei U/min 3.400 
Drehmoment in Nm 90 
Antrieb Frontantrieb 
Gänge
Getriebe Schaltung 
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1.405 
Spurweite hinten in mm 1.400 
Radaufhängung vorn Einzelradaufhängung mit Dreiecksquerlenkern und McPherson-Federbeinen 
Radaufhängung hinten Verbundlenkerachse mit Schraubenfedern 
Bremsen vorn Scheiben, 231 mm, innenbelüftet 
Bremsen hinten Trommeln, 180 mm 
Wendekreis in m 9,0 
Räder, Reifen vorn 4,5J x14 ET 45 mit Reifen 155/65 R14 
Räder, Reifen hinten wie vorn 
Lenkung Zahnstangenlenkung mit elektrischer Servounterstützung 
Maße und Gewichte
Länge in mm 3.655 
Breite in mm 1.630 
Höhe in mm 1.470 
Radstand in mm 2.360 
Leergewicht in kg 885 
Zuladung in kg 245 
Kofferraumvolumen in Liter 129 
Kofferraumvolumen, variabel in Liter 774 
Anhängelast, gebremst in kg 200 
Dachlast in kg 35 
Tankinhalt in Liter 35 
Kraftstoffart Super 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 155 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 14,0 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 4,4 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 5,5 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 3,8 
CO2-Emission in g/km 103 
Schadstoffklasse Euro 5 
Fixkosten
Steuer pro Jahr in Euro Bei Zulassung vor 1.7.2009 bis 31.12.2009 steuerfrei und danach bis 31.12.2012 67 Euro p.a.; bei Zulassung nach 1.7.2009: 20 Euro p.a. bis 31.12.2013 
Haftpflicht-Klasse 17 
Teilkasko-Klasse 20 
Vollkasko-Klasse 13 
Service-Intervalle 15.000 km / 12 Monate 
Garantie 3 Jahre oder 100.000 km 

Bildergalerie: Suzuki Alto im Test