Fast spüren wir schon so etwas wie eine journalistische Beißhemmung, als wir auf den neuen Brilliance BS4 zugehen. Der Flop des BS6, dem ersten Modell des chinesischen Herstellers, mit dem vernichtenden EuroNCAP-Crashtestergebnis von nur einem einzigen Stern, ist uns noch gut in Erinnerung. Nun wollen die Chinesen mit dem etwas kleineren BS4 den Durchbruch schaffen. Das Auto soll am 25. Oktober 2008 auf den Markt kommen. Aber wie soll das wohl gehen, ohne ESP und mit nur vier Airbags an Bord? Nun gut, denken wir uns: Der Dacia Logan ist auch ein Erfolg geworden, trotz schlechter Sicherheit. Hoffen wir einfach und bleiben offen.
Mitsubishi-Motoren und Pininfarina-Design
Wie stellt man ein Auto auf die Füße, wenn man möglichst schnell damit auf den Markt kommen will? Man beginnt nicht bei Null. Und so übernehmen die Chinesen einige Elemente von etablierten Firmen. Die beiden Benzinmotoren stammen von Mitsubishi. In puncto Fahrwerk hat man beim BS4 mit keinem Geringeren als Porsche zusammengearbeitet. Und die Karosserie wurde von Pininfarina gestaltet, sicher nicht die schlechteste Adresse für gutes Design. Das Ergebnis ist zwar etwas bieder, kann sich aber durchaus sehen lassen. Ein klein wenig erinnert die Front an Rover-Modelle, doch ist der BS4 keine schlechte Kopie eines europäischen Fahrzeugs wie so viele China-Autos. Mit 4,65 Meter ist die Stufenhecklimousine etwa 23 Zentimeter kürzer als der BS6 und tritt in der Mittelklasse an. Mit einem Einstiegspreis von unter 16.000 Euro sortiert er sich allerdings preislich in den untersten Teil der Mittelklasse ein – wie etwa auch der Fiat Linea.
Düsteres, übel riechendes Interieur
Sieht man von Details wie Schiebedach, Sitzbezügen und Klimatisierung ab, sieht der Innenraum in allen Versionen gleich aus. Er ist für unseren Geschmack zu düster geraten: Ein schwarzer Dachhimmel spannt sich über schwarze Sitze, und auch Armaturenbrett und Instrumente sind schwarz gehalten. Die serienmäßige Holzleiste hebt sich mit ihrem Dunkelbraun kaum ab und Metallakzente wurden nur sparsam eingesetzt. Die Materialien und ihre Verarbeitung sind nicht gerade überzeugend. So gibt es etliche Stellen, wo Klebstoff zutage tritt, und dementsprechend riecht es im Innenraum – nach Chemie. Die Sitze sind allerdings straff gepolstert, wenn sie sich auch aufgrund geringer Konturierung nicht für schnelle Kurvenfahrten empfehlen.
430 Liter Gepäck
Fahrer und Beifahrer sitzen dicht unter der Decke. Schon bei Mittelgroßen bleibt nicht mehr als eine Handbreit über dem Kopf. Viel besser ist die Kopffreiheit auch im Fond nicht. Dafür ist die Kniefreiheit selbst für große Erwachsene sehr üppig. In den Kofferraum passen 430 Liter Gepäck – eher wenig für diese Klasse, denn gute Konkurrenten packen 500 Liter und mehr ein. Ebenfalls störend ist die kleine Kofferraumöffnung und die Tatsache, dass sich die Rücksitzlehnen nicht umlegen lassen.
100 PS, die nicht viel Spaß machen
Zwei Benzinmotoren werden im BS4 angeboten, ein Diesel ist in Vorbereitung. Der 1,6-Liter-Benziner mit 100 PS ist aus dem Mitsubishi Lancer Kombi bekannt, der 1,8-Liter mit 136 PS aus dem normalen Lancer. Der Basismotor bringt die rund 1,5 Tonnen schwere Limousine in 13,9 Sekunden auf Tempo 100. In der Praxis fühlt sich das nicht ganz so träge an, wie es klingt – der Motor ist für das Auto ausreichend. Uns hat jedoch gestört, dass es schon ab 3.000 Touren recht laut wird.
Kein Sparer
Auch ist das Aggregat nicht gerade sparsam. Es verbraucht laut Hersteller 8,0 Liter auf 100 Kilometer. Ein Linea 1.4 T-Jet mit 120 PS braucht nur 6,7 Liter, ein Peugeot 407 mit 125 Benziner-PS kommt mit 7,7 Liter aus und ein Skoda Octavia mit 102 PS mit 7,4 Liter. Der 1,8-Liter-Motor lässt den BS4 zwar etwa zwei Sekunden schneller auf 100 sprinten, doch subjektiv fühlt sich das Auto damit auch nicht sehr viel flotter an. Das mag am Drehmoment liegen: Das Maximum liegt bei dem stärkeren der beiden Aggregate zwar höher, ist aber auch erst bei höheren Drehzahlen verfügbar. Beide Motoren kombiniert Brilliance mit einer Fünfgang-Schaltung, die sich gut bedienen lässt.
Fahrwerk bei hohem Tempo unangenehm
Beim Fahrwerk setzt Brilliance auf eine Doppel-Querlenker-Vorderachse und eine Multilenker-Hinterachse – Elemente, mit denen sich ein Mittelklasseauto nicht zu verstecken braucht. Bei niedrigem Tempo bewegt man das Auto damit auch sicher, doch kleine Schlenker bei Autobahntempo lassen es im BS4 schnell ungemütlich werden. Die Lenkung ist indirekt ausgelegt – sportliche Fahrer werden damit wohl kaum glücklich.
Günstiger Einstiegspreis
Den BS4 gibt es in drei Versionen: 1.6 Comfort, 1.8 Comfort und 1.8 Deluxe. Der Einstiegspreis liegt bei 15.990 Euro. Viel ist das nicht, selbst wenn man mit kleineren Autos wie dem Fiat Linea vergleicht – den gibt es mit vergleichbarem Motor ab 17.040 Euro. Noch deutlich mehr, nämlich mindestens 22.605 Euro, zahlt man für den Peugeot 407 mit 125-PS-Benziner. Günstig ist der Einstiegspreis also, allerdings ist die Ausstattung sehr karg. Für Sicherheit müssen ein ABS und nur vier Airbags genügen. ESP ist auch nicht gegen Aufpreis zu haben. Schon für die Golfklasse wäre das zu wenig, und in der Mittelklasse erst recht. Damit will Brilliance drei von fünf Sternen im EuroNCAP-Crashtest erreichen – nicht eben viel.
Beste Alternative: Skoda Octavia
Zu den serienmäßigen Komfortelementen gehören elektrische Fensterheber rundum, elektrisch einstellbare Außenspiegel, eine Klimaanlage und eine Zentralverriegelung. Bei der Version Deluxe kommen noch Alufelgen, eine Lederausstattung, eine Klimaautomatik, ein elektrisches Schiebedach und eine elektronische Einparkhilfe hinten hinzu. Optional gibt es ein MP3-fähiges CD-Radio mit USB-Anschluss sowie eine Metallic-Lackierung. Die beste Alternative zum BS4 1.6 bietet für uns der Skoda Octavia 1.6 mit 102 PS. Die Preise für die zum Jahresende 2008 startende, facegeliftete Version sind noch nicht bekannt, doch die alte Version gibt es inklusive ESP für 16.640 Euro – das sind nur ein paar hundert Euro mehr als der Brilliance BS4 1.6 kostet. Man bekommt zwar weder elektrische Fensterheber noch Klimaanlage dafür, dafür aber VW-Technik, sechs Airbags und eine leidliche Crashsicherheit.
Mitsubishi-Motoren und Pininfarina-Design
Wie stellt man ein Auto auf die Füße, wenn man möglichst schnell damit auf den Markt kommen will? Man beginnt nicht bei Null. Und so übernehmen die Chinesen einige Elemente von etablierten Firmen. Die beiden Benzinmotoren stammen von Mitsubishi. In puncto Fahrwerk hat man beim BS4 mit keinem Geringeren als Porsche zusammengearbeitet. Und die Karosserie wurde von Pininfarina gestaltet, sicher nicht die schlechteste Adresse für gutes Design. Das Ergebnis ist zwar etwas bieder, kann sich aber durchaus sehen lassen. Ein klein wenig erinnert die Front an Rover-Modelle, doch ist der BS4 keine schlechte Kopie eines europäischen Fahrzeugs wie so viele China-Autos. Mit 4,65 Meter ist die Stufenhecklimousine etwa 23 Zentimeter kürzer als der BS6 und tritt in der Mittelklasse an. Mit einem Einstiegspreis von unter 16.000 Euro sortiert er sich allerdings preislich in den untersten Teil der Mittelklasse ein – wie etwa auch der Fiat Linea.
Düsteres, übel riechendes Interieur
Sieht man von Details wie Schiebedach, Sitzbezügen und Klimatisierung ab, sieht der Innenraum in allen Versionen gleich aus. Er ist für unseren Geschmack zu düster geraten: Ein schwarzer Dachhimmel spannt sich über schwarze Sitze, und auch Armaturenbrett und Instrumente sind schwarz gehalten. Die serienmäßige Holzleiste hebt sich mit ihrem Dunkelbraun kaum ab und Metallakzente wurden nur sparsam eingesetzt. Die Materialien und ihre Verarbeitung sind nicht gerade überzeugend. So gibt es etliche Stellen, wo Klebstoff zutage tritt, und dementsprechend riecht es im Innenraum – nach Chemie. Die Sitze sind allerdings straff gepolstert, wenn sie sich auch aufgrund geringer Konturierung nicht für schnelle Kurvenfahrten empfehlen.
430 Liter Gepäck
Fahrer und Beifahrer sitzen dicht unter der Decke. Schon bei Mittelgroßen bleibt nicht mehr als eine Handbreit über dem Kopf. Viel besser ist die Kopffreiheit auch im Fond nicht. Dafür ist die Kniefreiheit selbst für große Erwachsene sehr üppig. In den Kofferraum passen 430 Liter Gepäck – eher wenig für diese Klasse, denn gute Konkurrenten packen 500 Liter und mehr ein. Ebenfalls störend ist die kleine Kofferraumöffnung und die Tatsache, dass sich die Rücksitzlehnen nicht umlegen lassen.
100 PS, die nicht viel Spaß machen
Zwei Benzinmotoren werden im BS4 angeboten, ein Diesel ist in Vorbereitung. Der 1,6-Liter-Benziner mit 100 PS ist aus dem Mitsubishi Lancer Kombi bekannt, der 1,8-Liter mit 136 PS aus dem normalen Lancer. Der Basismotor bringt die rund 1,5 Tonnen schwere Limousine in 13,9 Sekunden auf Tempo 100. In der Praxis fühlt sich das nicht ganz so träge an, wie es klingt – der Motor ist für das Auto ausreichend. Uns hat jedoch gestört, dass es schon ab 3.000 Touren recht laut wird.
Kein Sparer
Auch ist das Aggregat nicht gerade sparsam. Es verbraucht laut Hersteller 8,0 Liter auf 100 Kilometer. Ein Linea 1.4 T-Jet mit 120 PS braucht nur 6,7 Liter, ein Peugeot 407 mit 125 Benziner-PS kommt mit 7,7 Liter aus und ein Skoda Octavia mit 102 PS mit 7,4 Liter. Der 1,8-Liter-Motor lässt den BS4 zwar etwa zwei Sekunden schneller auf 100 sprinten, doch subjektiv fühlt sich das Auto damit auch nicht sehr viel flotter an. Das mag am Drehmoment liegen: Das Maximum liegt bei dem stärkeren der beiden Aggregate zwar höher, ist aber auch erst bei höheren Drehzahlen verfügbar. Beide Motoren kombiniert Brilliance mit einer Fünfgang-Schaltung, die sich gut bedienen lässt.
Fahrwerk bei hohem Tempo unangenehm
Beim Fahrwerk setzt Brilliance auf eine Doppel-Querlenker-Vorderachse und eine Multilenker-Hinterachse – Elemente, mit denen sich ein Mittelklasseauto nicht zu verstecken braucht. Bei niedrigem Tempo bewegt man das Auto damit auch sicher, doch kleine Schlenker bei Autobahntempo lassen es im BS4 schnell ungemütlich werden. Die Lenkung ist indirekt ausgelegt – sportliche Fahrer werden damit wohl kaum glücklich.
Günstiger Einstiegspreis
Den BS4 gibt es in drei Versionen: 1.6 Comfort, 1.8 Comfort und 1.8 Deluxe. Der Einstiegspreis liegt bei 15.990 Euro. Viel ist das nicht, selbst wenn man mit kleineren Autos wie dem Fiat Linea vergleicht – den gibt es mit vergleichbarem Motor ab 17.040 Euro. Noch deutlich mehr, nämlich mindestens 22.605 Euro, zahlt man für den Peugeot 407 mit 125-PS-Benziner. Günstig ist der Einstiegspreis also, allerdings ist die Ausstattung sehr karg. Für Sicherheit müssen ein ABS und nur vier Airbags genügen. ESP ist auch nicht gegen Aufpreis zu haben. Schon für die Golfklasse wäre das zu wenig, und in der Mittelklasse erst recht. Damit will Brilliance drei von fünf Sternen im EuroNCAP-Crashtest erreichen – nicht eben viel.
Beste Alternative: Skoda Octavia
Zu den serienmäßigen Komfortelementen gehören elektrische Fensterheber rundum, elektrisch einstellbare Außenspiegel, eine Klimaanlage und eine Zentralverriegelung. Bei der Version Deluxe kommen noch Alufelgen, eine Lederausstattung, eine Klimaautomatik, ein elektrisches Schiebedach und eine elektronische Einparkhilfe hinten hinzu. Optional gibt es ein MP3-fähiges CD-Radio mit USB-Anschluss sowie eine Metallic-Lackierung. Die beste Alternative zum BS4 1.6 bietet für uns der Skoda Octavia 1.6 mit 102 PS. Die Preise für die zum Jahresende 2008 startende, facegeliftete Version sind noch nicht bekannt, doch die alte Version gibt es inklusive ESP für 16.640 Euro – das sind nur ein paar hundert Euro mehr als der Brilliance BS4 1.6 kostet. Man bekommt zwar weder elektrische Fensterheber noch Klimaanlage dafür, dafür aber VW-Technik, sechs Airbags und eine leidliche Crashsicherheit.
Wertung
Preisliste
Brilliance BS4 1.6 Comfort | |
Grundpreis: | 15.990 Euro |
Ausstattungen | Preis in Euro |
ABS | Serie, mit elektron. Bremskraftverteilung |
ESP | - |
Airbag Fahrer | Serie |
Airbag Beifahrer | Serie |
Seitenairbags vorn | Serie |
Kopfairbags vorn | - |
Seitenairbags hinten | - |
Kopfairbags hinten | - |
elektr. Fensterheber vorn | Serie |
elektr. Fensterheber hinten | Serie |
elektr. verstellbare Außenspiegel | Serie |
Klimaanlage | Serie |
Klimaautomatik | Serie bei Deluxe |
Zentralverriegelung mit Fernbed. | Serie |
Automatikgetriebe | - |
Bildschirmnavigation | - |
CD-Radio | 299 (incl. MP3-Funktion, USB-Anschluss) |
elektr. Schiebedach | Serie bei Deluxe |
Metalliclackierung | 440 (nur für 1.8) |
Leichtmetallfelgen | Serie bei Deluxe |
Sitzhöheneinstellung | Serie (Fahrer) |
Tempomat | - |
Lederausstattung | Serie bei Deluxe |
Xenonlicht | - |
Kurvenlicht | - |
Nebelscheinwerfer | Serie |
Datenblatt
Motor und Antrieb | |
Motorart | Otto-Reihenmotor, Multipointeinspritzung, SOHC |
Zylinder | 4 |
Ventile | 4 |
Hubraum in ccm | 1.584 |
Leistung in PS | 100 |
Leistung in kW | 74 |
bei U/min | 4.500 |
Drehmoment in Nm | 134 |
Antrieb | Frontantrieb |
Gänge | 5 |
Getriebe | Schaltung |
Fahrwerk | |
Spurweite vorn in mm | 1.565 |
Spurweite hinten in mm | 1.560 |
Radaufhängung vorn | Doppel-Querlenkerachse, Spiralfedern |
Radaufhängung hinten | Mehrlenkerachse, Spiralfedern |
Bremsen vorn | Scheiben (288 mm), innen belüftet |
Bremsen hinten | Scheiben (245 mm) |
Wendekreis in m | 11,6 |
Räder, Reifen vorn | 6,5J x 15, 195/65 R15 |
Räder, Reifen hinten | 6,5J x 15, 195/65 R15 |
Lenkung | Servolenkung |
Maße und Gewichte | |
Länge in mm | 4.650 |
Breite in mm | 1.800 |
Höhe in mm | 1.450 |
Radstand in mm | 2.790 |
Leergewicht in kg | 1.475 |
Zuladung in kg | 360 |
Kofferraumvolumen in Liter | 430 |
Tankinhalt in Liter | 72 |
Kraftstoffart | Super |
Fahrleistungen / Verbrauch | |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 180 |
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden | 13,9 |
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km | 8,0 |
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km | 10,5 |
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km | 6,6 |
CO2-Emission in g/km | 190 |
Schadstoffklasse | Euro 4 |
Fixkosten | |
Service-Intervalle | alle 30.000 km oder 2 Jahre, Ölwechsel alle 15.000 km oder 1 Jahr |
Garantie | 3 Jahre oder 100.000 km |