Das muss jetzt aber auch mal gesagt werden - der Chevrolet Camaro ist noch nicht tot. Also naja, das Vierzylinder-Modell schon. Aber das Muscle-Car-Monster, das im obigen Video von LeMansVidz auf YouTube zu sehen ist, hat ja mehr als eindeutig keinen Vierzylinder unter der Haube. Wir vernehmen hier den reinen Klang von V8-Power. Aber nicht von irgendeiner dahergelaufenen V8-Power.

Was Sie hier sehen und vor allem hören, ist ein bis in die Haarspitzen modifizierter Chevrolet Camaro ZL1-Rennwagen mit ordentlich NASCAR-Einfluss. Er wurde von Chevy in Zusammenarbeit mit Hendrick Motorsports, IMSA, Goodyear und NASCAR aufgebaut. Aber was in aller Welt macht er in Le Mans?

Ganz einfach: Es handelt sich um den Beitrag von Garage 56 für 2023. Garage 56? Seit 2012 lädt Le Mans ein 56. Team ein, das am ikonischen Langstreckenrennen teilnehmen darf. Eigentlich geht es darum, innovative Maschinen mit Blick in die Zukunft zu präsentieren. Das ist hier - ähem - ehre nicht der Fall, aber gut. "Teilnehmen" ist dabei übrigens nicht gleichzusetzen mit "konkurrieren", denn um ruhmreiche Platzierungen wird der heiße Camaro nicht kämpfen. Das Garage 56-Fahrzeug gehört technisch gesehen zu einer eigenen Klasse und ist nicht berechtigt, eine Trophäe zu gewinnen.

Uns soll das ausnahmsweise herzlich egal sein, denn der NASCAR-Camaro verwöhnt die    französische Landschaft mit reichlich amerikanischem V8-Donner und das ist gut.

Aber nicht nur der herrliche Lärm des ungewöhnlichen Projektautos hat es in sich, auch sein Fahrer-Lineup kann sich mehr als sehen lassen: Hinter dem Lenkrad dieses Chevrolet sitzen Formel-1-Weltmeister Jenson Button und der zweimalige Le-Mans-Sieger Mike Rockenfeller. Fahrer Nummer Drei ist kein Geringerer als der siebenmalige NASCAR-Champion Jimmie Johnson.

Und auch wenn man das Rennen nicht gewinnen kann, hat Garage 56 bereits einen Sieg bei der Le Mans GTE Boxenstopp-Challenge errungen. Die Boxencrew wechselte alle vier Goodyear-Reifen in 10,364 Sekunden - mit einem manuellen Wagenheber, wohlgemerkt.

Aber vermutlich haben Sie diesen Artikel nicht angeklickt, um Geschichten über heroische Reifenwechsel zu lesen. Geben Sie es zu, Sie wollen einen 750-PS-NASCAR-V8 hören, der zwischen all den LMH-, LMP- und GTE-Fahrzeugen die Ohren der Fans zum Bersten bringt.

Das Auto ist dem Chevrolet Camaro ZL1 nachempfunden, aber der Motor ist ein 5,8-Liter-Pushrod-V8 von Hendrick Motorsports mit einem ziemlich hirnrissigen Drehzahllimit und einem Klang der aus allen Poren NASCAR schreit. Das Auto wiegt gut 1.315 Kilo. Klingt für Le Mans-Verhältnisse etwas speckig, im Vergleich zur NASCAR-Spec ging aber einiges an Gewicht flöten. Geschaltet wird per sequenziellem Fünfgang-Getriebe und wie Sie im Video sehen, kann das gute Stück tatsächlich Links- UND Rechtskurven fahren. 

Die 24 Stunden von Le Mans beginnen kommenden Samstag um 16 Uhr und obwohl der Garage 56-Camaro nicht um den Sieg mitfahren darf (bei den ersten Trainings war er bemerkenswert schnell), sind wir ziemlich sicher, dass er die Herzen der Fans im Sturm erobern wird.