Was hat fast 4.000 Newtonmeter Drehmoment, kostet ein paar Millionen Dollar und klingt wie eine Straßenbahn? Genau: Der Brennstoffzellenwagen GM Sequel. Er ist bereits GMs dritte Brennstoffzellen-Fahrzeug-Generation. Daher auch der Name ,Sequel" – Fortsetzung. Wir sind ihn gefahren, mit Polizeieskorte.
SUV-Kompakt-Van-Kombi
GM bezeichnet sein Zukunfts-Fahrzeug als Crossover-Premium-SUV. Und irgendwie stimmt das auch. Der Sequel sieht wie ein modernes Mischfahrzeug aus, welches man kaum noch in eine feste Kategorie pressen kann. Am ehesten ähnelt der Wagen einem sehr tief liegenden Kombi-SUV: Crossover halt. Am auffälligsten sind sowieso die zahlreichen großen vorderen Kühlöffnungen und zwei weitere Belüftungen hinten. Brennstoffzellen haben keine natürliche Wärmeableitung, deshalb wird jede freie Frontfläche genutzt, um Atemlöcher in die Karosserie zu stanzen.
Beruhigende Normalität
Während der Vorgänger des Sequel ,Hy-wire" innen noch ein sehr extrovertiertes Studienobjekt war, legten die Innenraumdesigner diesmal großen Wert auf freundlich Bekanntes. Wir steigen ein und sitzen in einem normalen Auto mit Mittelkonsole, Ledersitzen und -lenkrad, Kofferraum und konventionellen Lüftungsöffnungen. Die Instrumentierung beschränkt sich auf einen Bildschirm in der Mittelkonsole, welcher den Wasserstofffüllstand schematisch anzeigt, und einen Bildschirm im Tachometerbereich. Die Besonderheiten der Mittelkonsole verraten wir später.
Million-Dollar-Baby
Im Auto sind wir nicht alleine. Neben mir sitzt eine angespannt wirkende GM-Beauftragte, die uns und den Straßenverkehr überwacht. Hinten rechts sitzt ein GM-Prüfingenieur asiatischer Abstammung mit einem Laptop auf dem Schoß, dessen Bildschirm unendlich viele unverständliche Daten anzeigt. Er sagt, mit den meisten Daten wüsste er was anzufangen. Ab jetzt wird jede noch so winzige Bewegung unseres Gefährts aufgezeichnet. Anscheinend wollen die Amis wissen, wie deutsche Journalisten mit ihrem Schmuckstück umgehen. Na dass können sie haben. Um das Prototypen-Feeling noch zu erhöhen, fährt vor und hinter uns ein Polizeiauto mit braungebrannten, sonnenbebrillten und doughnutgestärkten Polizisten drin. Keine Frage, von diesem Fahrzeug gibt es nur zwei, und jedes ist ein Million-Dollar-Baby.
Niederflur-Bahn
Okay, ich sitze im Wagen, drehe behutsam den Schlüssel und irgendwas fängt an zu grummeln und zu fiepen. Jetzt muss ich zur Mittelkonsole greifen. Die Gänge wählt man hier über einzelne Knöpfe. Also auf ,D" für ,Drive" gedrückt und los geht's. Bei der Parkplatzausfahrt müssen wir über eine kleine Rinne, und meine Begleiterin wird zunehmend nervöser. Ich solle schön langsam über die Unebenheit fahren, sonst setzt der Wagen auf. Das stimmt. Das Auto wiegt über zwei Tonnen, von denen das meiste im Unterboden sitzt. Alle Aggregate verrichten hier unten ihren elektrischen Dienst, sodass Schwerpunkt und Grundaufbau einer Straßenbahn entsprechen. Auch die drei Wasserstofftanks, welche insgesamt acht Kilogramm komprimiertes Gas fassen, befinden sich im Fahrzeugboden. Trotzdem erfüllt der Sequel alle gültigen US-Sicherheitsnormen.
Lenk-Leine
Die Rille ist geschafft, weiter geht`s. Die Lenkung funktioniert gefühlsmäßig wie bei jedem anderen Auto. Allerdings wird man nie irgendwelche Antriebseinflüsse spüren. Warum? Hier ist ,steering by wire" angesagt, es gibt keine mechanische Verbindung zwischen den vier gelenkten Rädern und dem Rad, was ich in der Hand habe. Ja, richtig, der Sequel hat Allradlenkung, wie eine Straßenbahn. Um die Kurve fährt er damit unspektakulär normal. Auch die Bremsen hören nur auf elektrische Befehle. Wir testen dass. Ein kräftiger Tritt, und der Wagen steht. ,It works", sagt meine Begleiterin mit gequältem Lächeln, während der nette Ingenieur seinen Laptop zurechtrückt. Unsere Polizei-Eskorte glänzt weiter mit kalifornischer Gelassenheit.
Elektronen-Kraft
Die Fahrt an sich ist eine echte Schau. Drei Motoren arbeiten unter uns. Ein Dreiphasen-Asynchron-Elektromotor mit 88 PS kümmert sich um die Vorderräder. Sein Drehmoment: 2.350 Newtonmeter. Die Kraftübertragung erfolgt hier über ein Planetengetriebe. In den Naben der Hinterräder sitzt jeweils ein 34 PS starker Dreiphasen-Permanentmagnet-Synchronmotor. Hier kommen nochmal insgesamt 1.600 Newtonmeter Drehmoment dazu. Da die Motoren in den Radnaben sitzen, konnte hier auf ein Getriebe verzichtet werden. Und jetzt kommt es: Der Sequel hat das unfassbare Gesamtdrehmoment von 3.950 Newtonmetern, welches ab Start anliegt und erst bei hohen Drehzahlen etwas abflacht. Andere Drehmoment-Giganten wie die Maybach-Modelle werden bei 1.000 Newtonmetern abgeregelt, der Sequel darf alles raushauen, was er hat. Der VW Touareg mit V10 TDI zog mit seinen 750 Newtonmetern bereits eine 155-Tonnen-Boeing-747, könnte der Sequel einen ganzen Eisenerz-Zug schaffen?
Der Bums klingt seltsam
Das rekordverdächtige Drehmoment wird unterfüttert von 115 PS Gesamtsystemleistung. Das zieht. Der Tritt aufs ,Gas" wird mit exzellentem Anzug quittiert. Dabei kommt es zu unwirklichen Geräuschen. Auch hier muss wieder die Straßenbahn bemüht werden, das grollende, nörgelnde elektronische Gurgeln lässt sich sonst mit nichts vergleichen. ,Strange Sound", sage ich zu Frau Sequel. Sie versichert mir, dass das im nächsten Modell Geschichte sei. In der Pressemitteilung spricht GM von einem geräuschfreien Fahrzeug – das ist absoluter Quatsch. Zumal das Straßenbahn-Gebimmel nicht stört, nach drei Minuten hat man sich daran gewöhnt. Die Tempo-100-Marke fällt nach zehn Sekunden, bei 145 km/h ist die Top Speed erreicht. Beim Abbremsen wandelt sich die Klangkulisse zu einem Düsenjet-Szenario. Zwei bis drei starke Triebwerke scheinen auszulaufen. Das hört sich zum Anfang ein wenig bedrohlich an, aber auch hier gewöhnt sich der Mensch an alles.
Ein Getriebe, kein Getriebe
Wie bereits erwähnt, arbeiten die hinteren Motoren ohne und der Vordere mit Planetengetriebe. Die Kraft entfaltetet sich wie gegossenes Öl: sehr weich und gleichmäßig. Man spürt ständig die enormen Reserven, wird aber nie mit einem Übermotorisierungsgefühl gegängelt. Das Ziel von GM ist es, das Auto neu zu erfinden und dabei den Fahrer bei dem Fahrgefühl zu lassen, welches er kennt. Gut, viele selbstverständliche Erfindungen, wie die Aufteilung in Motorraum, Fahrgastzelle und Kofferraum sollte man in Amerika nicht ein zweites Mal machen. Mit dem knalligen Spruch ,Reinventing the Automolile" ist wohl nur der Antrieb gemeint. Und der ist in der Tat spektakulär.
SUV-Kompakt-Van-Kombi
GM bezeichnet sein Zukunfts-Fahrzeug als Crossover-Premium-SUV. Und irgendwie stimmt das auch. Der Sequel sieht wie ein modernes Mischfahrzeug aus, welches man kaum noch in eine feste Kategorie pressen kann. Am ehesten ähnelt der Wagen einem sehr tief liegenden Kombi-SUV: Crossover halt. Am auffälligsten sind sowieso die zahlreichen großen vorderen Kühlöffnungen und zwei weitere Belüftungen hinten. Brennstoffzellen haben keine natürliche Wärmeableitung, deshalb wird jede freie Frontfläche genutzt, um Atemlöcher in die Karosserie zu stanzen.
Beruhigende Normalität
Während der Vorgänger des Sequel ,Hy-wire" innen noch ein sehr extrovertiertes Studienobjekt war, legten die Innenraumdesigner diesmal großen Wert auf freundlich Bekanntes. Wir steigen ein und sitzen in einem normalen Auto mit Mittelkonsole, Ledersitzen und -lenkrad, Kofferraum und konventionellen Lüftungsöffnungen. Die Instrumentierung beschränkt sich auf einen Bildschirm in der Mittelkonsole, welcher den Wasserstofffüllstand schematisch anzeigt, und einen Bildschirm im Tachometerbereich. Die Besonderheiten der Mittelkonsole verraten wir später.
Million-Dollar-Baby
Im Auto sind wir nicht alleine. Neben mir sitzt eine angespannt wirkende GM-Beauftragte, die uns und den Straßenverkehr überwacht. Hinten rechts sitzt ein GM-Prüfingenieur asiatischer Abstammung mit einem Laptop auf dem Schoß, dessen Bildschirm unendlich viele unverständliche Daten anzeigt. Er sagt, mit den meisten Daten wüsste er was anzufangen. Ab jetzt wird jede noch so winzige Bewegung unseres Gefährts aufgezeichnet. Anscheinend wollen die Amis wissen, wie deutsche Journalisten mit ihrem Schmuckstück umgehen. Na dass können sie haben. Um das Prototypen-Feeling noch zu erhöhen, fährt vor und hinter uns ein Polizeiauto mit braungebrannten, sonnenbebrillten und doughnutgestärkten Polizisten drin. Keine Frage, von diesem Fahrzeug gibt es nur zwei, und jedes ist ein Million-Dollar-Baby.
Niederflur-Bahn
Okay, ich sitze im Wagen, drehe behutsam den Schlüssel und irgendwas fängt an zu grummeln und zu fiepen. Jetzt muss ich zur Mittelkonsole greifen. Die Gänge wählt man hier über einzelne Knöpfe. Also auf ,D" für ,Drive" gedrückt und los geht's. Bei der Parkplatzausfahrt müssen wir über eine kleine Rinne, und meine Begleiterin wird zunehmend nervöser. Ich solle schön langsam über die Unebenheit fahren, sonst setzt der Wagen auf. Das stimmt. Das Auto wiegt über zwei Tonnen, von denen das meiste im Unterboden sitzt. Alle Aggregate verrichten hier unten ihren elektrischen Dienst, sodass Schwerpunkt und Grundaufbau einer Straßenbahn entsprechen. Auch die drei Wasserstofftanks, welche insgesamt acht Kilogramm komprimiertes Gas fassen, befinden sich im Fahrzeugboden. Trotzdem erfüllt der Sequel alle gültigen US-Sicherheitsnormen.
Lenk-Leine
Die Rille ist geschafft, weiter geht`s. Die Lenkung funktioniert gefühlsmäßig wie bei jedem anderen Auto. Allerdings wird man nie irgendwelche Antriebseinflüsse spüren. Warum? Hier ist ,steering by wire" angesagt, es gibt keine mechanische Verbindung zwischen den vier gelenkten Rädern und dem Rad, was ich in der Hand habe. Ja, richtig, der Sequel hat Allradlenkung, wie eine Straßenbahn. Um die Kurve fährt er damit unspektakulär normal. Auch die Bremsen hören nur auf elektrische Befehle. Wir testen dass. Ein kräftiger Tritt, und der Wagen steht. ,It works", sagt meine Begleiterin mit gequältem Lächeln, während der nette Ingenieur seinen Laptop zurechtrückt. Unsere Polizei-Eskorte glänzt weiter mit kalifornischer Gelassenheit.
Elektronen-Kraft
Die Fahrt an sich ist eine echte Schau. Drei Motoren arbeiten unter uns. Ein Dreiphasen-Asynchron-Elektromotor mit 88 PS kümmert sich um die Vorderräder. Sein Drehmoment: 2.350 Newtonmeter. Die Kraftübertragung erfolgt hier über ein Planetengetriebe. In den Naben der Hinterräder sitzt jeweils ein 34 PS starker Dreiphasen-Permanentmagnet-Synchronmotor. Hier kommen nochmal insgesamt 1.600 Newtonmeter Drehmoment dazu. Da die Motoren in den Radnaben sitzen, konnte hier auf ein Getriebe verzichtet werden. Und jetzt kommt es: Der Sequel hat das unfassbare Gesamtdrehmoment von 3.950 Newtonmetern, welches ab Start anliegt und erst bei hohen Drehzahlen etwas abflacht. Andere Drehmoment-Giganten wie die Maybach-Modelle werden bei 1.000 Newtonmetern abgeregelt, der Sequel darf alles raushauen, was er hat. Der VW Touareg mit V10 TDI zog mit seinen 750 Newtonmetern bereits eine 155-Tonnen-Boeing-747, könnte der Sequel einen ganzen Eisenerz-Zug schaffen?
Der Bums klingt seltsam
Das rekordverdächtige Drehmoment wird unterfüttert von 115 PS Gesamtsystemleistung. Das zieht. Der Tritt aufs ,Gas" wird mit exzellentem Anzug quittiert. Dabei kommt es zu unwirklichen Geräuschen. Auch hier muss wieder die Straßenbahn bemüht werden, das grollende, nörgelnde elektronische Gurgeln lässt sich sonst mit nichts vergleichen. ,Strange Sound", sage ich zu Frau Sequel. Sie versichert mir, dass das im nächsten Modell Geschichte sei. In der Pressemitteilung spricht GM von einem geräuschfreien Fahrzeug – das ist absoluter Quatsch. Zumal das Straßenbahn-Gebimmel nicht stört, nach drei Minuten hat man sich daran gewöhnt. Die Tempo-100-Marke fällt nach zehn Sekunden, bei 145 km/h ist die Top Speed erreicht. Beim Abbremsen wandelt sich die Klangkulisse zu einem Düsenjet-Szenario. Zwei bis drei starke Triebwerke scheinen auszulaufen. Das hört sich zum Anfang ein wenig bedrohlich an, aber auch hier gewöhnt sich der Mensch an alles.
Ein Getriebe, kein Getriebe
Wie bereits erwähnt, arbeiten die hinteren Motoren ohne und der Vordere mit Planetengetriebe. Die Kraft entfaltetet sich wie gegossenes Öl: sehr weich und gleichmäßig. Man spürt ständig die enormen Reserven, wird aber nie mit einem Übermotorisierungsgefühl gegängelt. Das Ziel von GM ist es, das Auto neu zu erfinden und dabei den Fahrer bei dem Fahrgefühl zu lassen, welches er kennt. Gut, viele selbstverständliche Erfindungen, wie die Aufteilung in Motorraum, Fahrgastzelle und Kofferraum sollte man in Amerika nicht ein zweites Mal machen. Mit dem knalligen Spruch ,Reinventing the Automolile" ist wohl nur der Antrieb gemeint. Und der ist in der Tat spektakulär.
Wertung
Preisliste
GM Sequel | |
Grundpreis: | Es gibt nur zwei handgearbeitete Prototypen. Deren Preis wird nicht angegeben, dürfte aber in die Millionen gehen. |
Ausstattungen | Preis in Euro |
ABS | ja |
ESP | - |
ASR | ja |
Airbag Fahrer | - |
Airbag Beifahrer | - |
elektr. Fensterheber vorn | ja |
elektr. Fensterheber hinten | ja |
elektr. verstellbare Außenspiegel | ja |
Klimaanlage | ja |
Zentralverriegelung mit Fernbed. | ja |
Bildschirmnavigation | ja |
CD-Radio | ja |
MP3 | ja |
Leichtmetallfelgen | ja |
Sitzhöheneinstellung | ja |
Tempomat | ja |
Lederausstattung | ja |
Xenonlicht | ja |
Datenblatt
Motor und Antrieb | |
Motorart | Vorderachse: Dreiphasen-Asynchron-Elektromotor, Hinterachse: Dreiphasen-Permanentmagnet-Synchronmotoren |
Leistung in PS | 156 |
Leistung in kW | 115 |
Drehmoment in Nm | 3.950 |
Antrieb | Allradantrieb |
Fahrwerk | |
Radaufhängung hinten | leichte Blattfedern |
Bremsen vorn | Scheiben, elektrisch |
Bremsen hinten | Scheiben, elektrisch |
Räder, Reifen vorn | 19-Zoll-Reifen auf 255/55 R19 |
Räder, Reifen hinten | 19-Zoll-Reifen auf 255/55 R19 |
Lenkung | elektrische Allradlenkung "Steer by wire" |
Maße und Gewichte | |
Länge in mm | 4.994 |
Breite in mm | 1.966 |
Höhe in mm | 1.697 |
Radstand in mm | 3.040 |
Leergewicht in kg | 2.170 |
Fahrleistungen / Verbrauch | |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 152 |
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden | unter 10,0 |
Schadstoffklasse | Euro 4 |
Weitere Informationen | |
1/moreName | 8 kg komprimierter Wasserstoff |
2/moreName | 1,7 kg komprimierter Wasserstoff auf 100 km |
3/moreName | Vorderachse: Planetengetriebe, Hinterachse: getriebeloser Radnaben-Antrieb |