Die Motorradsaison hat schon längst begonnen und viele sind wieder mit ihrer Maschine auf deutschen Straßen unterwegs. Beim motorisierten Hobby stehen Spaß und Freiheitsgefühl oft im Vordergrund. Dennoch ist ein gutes Maß an Gefahrenbewusstsein notwendig, um auch brenzlige Momente zu meistern.

Eine Studie zum Sicherheitsbewusstsein des Instituts für Zweiradsicherheit hat 2020 die fünf kritischsten Situationen auf dem Motorrad identifiziert. Der ACE erläutert, wie Motorradfahrende in diesen Fällen am besten damit umgehen.

Übersehen durch andere Verkehrsteilnehmer

Für über 50 Prozent der Befragten ist das „Übersehen werden“ die häufigste kritische Situation. Im Vergleich zum Auto haben Motorradfahrer und -fahrerinnen keine schützende Knautschzone. Umso wichtiger ist gegenseitige Rücksichtnahme, um solche gefährlichen Situationen zu entschärfen.

Autofahrer sollten sich deswegen nicht auf die Spiegel verlassen, sondern vor jedem Spurwechsel, Abbiegen oder Überholmanöver einen bewussten Blick über die Schulter werfen. Gleichermaßen sollten Verkehrsteilnehmer auf dem Motorrad nie davon ausgehen, immer gut gesehen zu werden. Deswegen gilt es, stets bremsbereit zu sein, tote Winkel zu vermeiden und nicht auf die eigene Vorfahrt zu vertrauen.

Bremsen in Schräglage

Wer nicht über ein Motorrad mit Kurven-Antiblockiersystem (ABS) verfügt, sollte in Schräglage mit sehr viel Gefühl bremsen. Vor allem bei Motorrädern ohne ABS kann beim harten Bremsen in Schräglage der Reifen die Seitenführungskaft verlieren, sodass es zum Sturz kommt. Sinnvoll und zielführend ist ein gefühlvoller Bremskraftaufbau verbunden mit sensibilisierter Reaktion auf das sich veränderte Fahrverhalten, wie etwa die Aufstellneigung des Motorrades, beim Bremsen in Schräglage.

Kurve falsch eingeschätzt

Entscheidend für die Kurvenfahrt ist die richtige Blickführung: Es sollte immer in die Richtung geblickt werden in deren Richtung gefahren wird, bestenfalls so weit wie möglich in die Kurve hinein. Falls doch einmal der Kurvenradius falsch gewählt wurde, sind ruckartige Bewegungen, um sich wieder aufzurichten oder weiter in die Kurve hineinzulegen, unbedingt zu vermeiden. Vielmehr sollte der gewünschte Lenkimpuls mit einer flüssigen, weichen und sanften Bewegung durchgeführt werden.

Gefahrenbremsung

Bei der Gefahrenbremsung sind ABS-Motorräder im Vorteil, da das Regelsystem für ein stabiles Fahrverhalten während des Bremsens sorgt. Wichtig in diesem Fall ist eine schnelle Reaktion und ein starker Zug am Bremshebel. Um stets bremsbereit zu sein, gehören permanent zwei Finger an den vorderen Bremshebel. Zu beachten ist, dass aufgrund der Radlastverlagerung beim Bremsen nach vorne die maximalen Bremskräfte an der Vorderachse erzielt werden.

Darauf sollte prinzipiell bei jedem Bremsvorgang die Aufmerksamkeit liegen. Bei Fahrzeugen ohne ABS besteht die Gefahr, dass das Rad überbremst wird und blockiert. Ein blockiertes Rad kann keine Seitenkräfte übertragen und es kommt in der Regel zum Sturz. Das Können der Motorradfahrenden sind hier noch mehr gefordert: Es gilt, die Bremsung nahe an der Blockiergrenze durchzuführen und gleichzeitig das Motorrad stabil zu halten.

Ausweichmanöver durchführen

Schon beim Fahren sollten mögliche Ausweichgassen registriert werden, um bei einer Vollbremsung schnell reagieren und ausweichen zu können. Moderne Motorräder mit ABS sind zu einem sicheren Ausweichmanöver auch während einer Vollbremsung fähig. Auch hier ist wieder die Blickführung maßgeblich: Die Augen sollten stets in Zielrichtung, also in Richtung der freien Gasse, und auf keinen Fall auf das Hindernis gerichtet sein.

Beim spontanen Ausweichen im Notfall empfiehlt sich ein ruckartiger Lenkimpuls entgegen der gewünschten Fahrtrichtung. Das ermöglicht eine schnelle Schräglage des Motorrads und damit das Ausweichen. Solche Manöver sollten vorher bereits in sicherer Umgebung geübt werden, um die fahrphysikalischen Kräfte spürbar zu machen und den nicht-intuitiven Bewegungsvorgang zu automatisieren.