"To get the people in the car": Dieser Halbsatz von Sophia Schepers (Audi) zog sich wie ein Mantra durch die Vorträge und Diskussionen des Green Auto Summit 2020, der am 19. und 20. Oktober im V8-Hotel in Böblingen stattfand. Als Medienpartner war Motor1.com am zweiten Tag dabei.

Die Leute ins Auto kriegen - das sei das Allerwichtigste beim Übergang von den konventionell angetriebenen Autos zur Elektromobilität, so Sophia Schepers, die Audis Weg zur nachhaltigen Mobilität nachzeichnete. Denn wenn die Leute einmal in der Praxis gespürt hätten, wie sich ein Elektroauto fährt, und dass es zu ihrem Alltag passt, dann wären sie oft schon überzeugt.

Neu für uns war, dass Audi sich künftig auf dem Gebiet Carbon Capture and Storage (CCS) engagieren will und dafür mit Climeworks als Partner zusammenarbeitet. Das Schweizer Unternehmen errichtet derzeit in Island die weltweit größte Anlage zur Bindung von CO2 aus der Luft und will damit jährlich 4.000 Tonnen Kohlendioxid mineralisieren.

Green Auto Summit 2020

Als "key challenges" für den Übergang zur E-Mobilität benannte Schepers unter anderem auch die Händlerschaft, die mit deutlich höherem Beratungsbedarf konfrontiert sei - mal kämen absolute Anfänger in Sachen Elektroantrieb, denen man alles erklären müsste, und dann wieder Fachleute, mit deren Fragen der Händler überfordert ist. Auch die in jedem Land unterschiedlichen steuerlichen Regelungen und Förderrichtlinie machten es international tätigen Konzernen schwer.

Während Audi mit dem e-tron und künftig mit dem e-tron GT sowie dem Q4 e-tron sich auf die höheren Fahrzeugsegmente fokussiert, beschäftigt sich Microlino mit dem anderen Ende der Elektroauto-Palette, den elektrischen Kleinstfahrzeugen.

Oliver und Merlin Ouboter, die Mitgründer des schweizerischen Start-ups waren per Video aus der Schweiz zugeschaltet und berichteten, wie sie mit ihrem Vater Wim Ouboter 1996 einen (nichtelektrischen) Tretroller konzipierten. Der MicroScooter sollte zuerst im Kofferraum jedes gekauften Smarts liegen, für die letzte Meile vom Parkplatz bis zum Ziel - eine Idee, die dann wegen Problemen des Autoherstellers nicht verwirklicht wurde.

Daraus entwickelten sich E-Scooter als zweites Standbein und dann der Microlino, ein Elektro-Kleinstfahrzeug im Stil der Isetta, der ab 2021 produziert werden soll. Neuestes Projekt ist jedoch die Microletta, ein dreirädriger Elektro-Roller, der eine Reichweite von rund 100 Kilometer und eine Spitze von 80 km/h bieten soll. Das Ding soll etwa 4.9000 Euro kosten und im Jahr 2022 starten.

Green Auto Summit 2020

Erneuter Sprung, diesmal zu den Supersportlern: Der Pininfarina Battista und seine Technik wurde von Chefingenieur Paolo Dellachà vorgestellt. Sopratutto, deve essere bella: Vor allem muss er schön sein. So umriss Dellachà den Entwicklungsauftrag. Doch natürlich muss der Elektro-Antrieb hineinpassen, der zusammen mit Rimac entwickelt wurde. Zum System gehören vier E-Motoren für eine radindividuelle Momentensteuerung inklusive Torque Vectoring und eine T-förmige Batterie im Boden. Kosten soll der PS-starke Bolide 1,98 Millionen Euro.

Besonders interessant für Münchner Auto-Fans waren die Pläne für die nächste IAA, die Christine von Breitenbuch ausbreitete. Angesichts der Proteste gegen die letzte IAA in Frankfurt soll die Münchner Version der Messe die nachhaltige Mobilität stärker betonen.

Es wird drei Teile geben. Eine eher traditionelle Automesse wird wohl der B2B-Bereich (Summit) am Messezentrum werden, wobei die Stände aber deutlich kleiner sein werden. Die Autofans sollen sich im Open Space im Zentrum der Stadt tummeln - dort soll es Podiumsdiskussionen und Gelegenheit zum Dialog zwischen Herstellern und Öffentlichkeit geben. Dazwischen wird man auf der Blue Lane multimodal und umweltfreundlich zwischen Summit und Open Space hin- und herpendeln können.

Bildergalerie: Green Auto Summit 2020