Kein richtiges Dach, keine richtigen Türen: 1958 präsentierte die Carrozzeria Ghia den Fiat 500 Jolly. Die spartanische Optik – lediglich ein an Windschutzscheibenrahmen und zwei hinteren Trägern befestigtes Stoffdach war als Sonnenschutz vorgesehen – und die Sitze aus Sisalgeflecht brachten ihm schnell den Spitznamen „Spiaggina" ein, zu Deutsch: Liegestuhl.
Ketten statt Türen
Konstruiert war der Fiat 500 Jolly einzig für den Kurzstreckenverkehr in den noblen Urlaubsorten der Welt, entweder für die Fahrt zum Strand oder den Transfer vom Bootsliegeplatz ins Nachtleben. Gefertigt von 1958 bis 1965, wurde das italienische „Beach Car" in Europa, den USA und sogar in Südafrika verkauft – zum doppelten Preis des Serienmodells. Kein Wunder, dass vor allem die High Society jener Ära von der „Spiaggina" begeistert war. So nutzten unter anderem Reeder Aristoteles Onassis und Schauspieler Yul Brynner den Fiat 500 Jolly als landgestütztes Beiboot zur Yacht oder als Fortbewegungsmittel auf dem Golfplatz. In der persönlichen Sammlung des ehemaligen US-Präsidenten Lyndon B. Johnson steht ebenfalls ein Exemplar.
Das auffälligste Merkmal des Fiat 500 Jolly war das Fehlen der Türen. Erst 1965 wurden dünne Ketten als eine Art Ersatz eingeführt. Chromstangen verlaufen wie eine Reling über die Fahrzeugfront und die Flanken, daran sind auch die hinteren Stützen des Sonnendachs befestigt. Unter der Heckhaube verrichtete der legendäre luftgekühlte Zweizylinder-Benziner seinen Dienst. 22 PS ermöglichten immerhin eine Höchstgeschwindigkeit von 105 km/h.
Ein Showcar zum Jubiläum
60 Jahre später, feiert Fiat das Jubiläum des Jolly mit der Enthüllung eines Showcars, das den Namen „Spiaggina“ trägt. Hier haben Garage Italia und Pininfarina zusammengearbeitet. Beinahe wie beim Fiat Jolly 500 von 1958 entfällt das Dach zum größten Teil. Die Rücksitzbank wurde durch ein Gepäckabteil ersetzt. Um die Steifigkeit des Chassis zu gewährleisten, unterstützte Pininfarina die Garage Italia bei den strukturellen Verstärkungen und konstruierte den hinteren Überrollbügel.
Lackiert ist der Wagen in einer schönen zweifarbigen Lackierung in Blau und Perlweiß samt passendem Interieur. Die wasserdichte Polsterung trägt ebenso zum Retro-Gefühl bei wie die vielen Chromakzente. Die Vintage-Leichtmetallfelgen und die Speedster-artige abgesenkte Windschutzscheibe sind eine nette Note, ähnlich wie der hintere Laderaum, dessen Aussehen an das Teakholz erinnert, mit dem das Oberdeck von Luxusyachten belegt ist.
Die große Überraschung: Das Spiaggina-Showcar wird in Kleinserie gehen! Garage Italia plant, die dort gezeigten Ausstattungsdetails als einzelne Komponenten anzubieten, darunter auch die verkürzte Windschutzscheibe. Vorgesehen ist außerdem, sämtliche Motoren der aktuellen 500er-Baureihe ins Programm aufzunehmen.
Bildergalerie: Spiaggina by Garage Italia
Volksnahes Sondermodell von Fiat
Deutlich volksnäher ist aber das „Spiaggina'58“-Sondermodell des Fiat 500, von dem 1.958 Exemplare gebaut werden, um das Jahr der Einführung des klassischen Modells widerzuspiegeln. Angeboten wird es nur als Cabriolet in Volare-Blau mit einem elfenbeinfarbenen Stoffdach und weißer Gürtellinie. Verchromte Außenspiegelkappen und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen in Retro-Optik runden zusammen mit den alten Fiat-Logos den Auftritt ab.
Im Inneren setzt der besondere 500C auf ein ähnliches zweifarbiges Design an und ist serienmäßig mit einem digitalen 7-Zoll-Fahrerdisplay und einem gleich großen Touchscreen für das mit Android Auto und Apple CarPlay ausgestattete Infotainment-System ausgestattet. Im noch nicht genannten Preis inbegriffen sind auch ein Digitalradio, ein Navi und eine Klimaautomatik. Hinzu kommen hintere Parkpiepser sowie Regen- und Lichtsensoren. Für den neuen Fiat 500 Spiaggina '58 stehen zwei Benziner zur Wahl: der 69 PS starke Vierzylinder und der TwinAir-Zweizylinder mit 85 PS.