Möchten Sie sich einmal im Leben wie ein tollkühner Rennpilot der Sechziger fühlen und in die Fußstapfen von Jackie Stewart oder Graham Hill treten? Dann sollten Sie einen Kontoauszug ziehen und sich nach bestandener Liquiditätsprüfung mit dem Jaguar-Händler ihres Vertrauens in Verbindung setzen. Zusätzlich brauchen Sie noch eine gute Portion Glück, denn es geht um einen Rennwagen, der zwar brandneu, aber streng genommen schon über 50 Jahre alt und dazu noch strengstens limitiert ist.

Serienfahrzeug und streng limitierte GT-Version
Selbst ein Serien-E-Type von Jaguar ist heute ein gesuchter Klassiker und erzielt schon mal Preise von über 100.000 Euro. Von diesem Modell wurden zwischen 1961 und 1975 rund 72.500 Exemplare gebaut. Das ist zwar nicht vergleichbar mit den VW-Käfer-Stückzahlen, aber trotzdem eine beachtliche Menge. Das ,drückt" den Sammlerpreis. Anders sieht es mit dem 1963 geplanten und in der Jaguar-Motorsportabteilung gebauten Special GT E-Type aus. 18 dieser Lightweight (Leichtgewichts-) E-Type waren veranschlagt, aber nur zwölf wurden verwirklicht. Und die Preise? Mit mehreren Millionen Euro müsste man heute rechnen, wenn denn eines der verbliebenen elf Fahrzeuge zum Verkauf angeboten würde – doch das wird nicht passieren. Aus diesem Grund (und natürlich, um die begonnene Modellreihe von 18 Fahrzeugen zu vollenden) baut Jaguar Heritage, eine Abteilung der Jaguar Land Rover Special Operations, sechs weitere Fahrzeuge. Sie sollen die fortlaufenden Nummern 13 bis 18 erhalten und nach den Originalplänen von 1963 entstehen.

,Car Zero" in Pebble Beach
Der erste, unverkäufliche Prototyp trägt den Namen ,Car Zero". Er wird am 14. August 2014, zur Eröffnung der Automobilveranstaltung im kalifornischen Pebble Beach, enthüllt und soll einen ersten Eindruck davon geben, wie die sechs verkäuflichen Original-Replica-Renner aussehen werden. Wann die sechs auserwählten Kunden von Jaguar sehr glücklich gemacht werden, ist noch ein Geheimnis. Anders verhält es sich mit den technischen Details, diese sind seit über 50 Jahren bekannt und bekommen, fast unverändert, auch im ,neuen" Lightweight E-Type ihren Auftritt.

Alu-Chassis
,Lightweight" ist Programm: Die Kernkomponente des Rennsport-E-Type ist seine Aluminium-Karosserie. Das Leichtmetall sorgt für eine Gewichtsreduzierung von 114 Kilogramm gegenüber dem Serienmodell. Dabei bleibt es nicht: Fast alle der insgesamt 230 Karosserieanbauteile des Retro-Boliden bestehen aus Aluminium. Türen, Kofferraumdeckel, Hardtop und Motorhaube sind aus dem Werkstoff gefertigt. Aber warum beim Chassis aufhören?

Alu-Motor
Die Katze mit der Aluhaut bekommt auch ein Herz aus Aluminium – eine hochentwickelte Version des Reihensechszylinder-XK-Motors, der schon in den 1950er-Jahren den Jaguar C- und D-Types zu fünf Le Mans-Siegen verhalf. Das 3,9 Liter große Triebwerk wird durch drei Weber-Doppelvergaser oder optional mit einer mechanischen Lucas-Direkteinspritzung mit Benzin und Luft versorgt. Über eine Einscheiben-Trockenkupplung und das angeflanschte, vollsynchronisierte Viergang-Getriebe gelangen so 340 PS und 380 Newtonmeter maximales Drehmoment an die Hinterachse.

Nicht zwingend spartanisch
Das Fahrzeug ist auf den Rennsport getrimmt, das begreift man spätestens beim Blick in den Innenraum. Die Ausstattung ist auf ein Minimum reduziert. Dafür ist aber ein Überrollkäfig serienmäßig und die Aluminium-Schalensitze sind zumindest mit Leder ausgekleidet. Sie wollen mehr Komfort? Kein Problem! Dafür können Sie sich sogar mit Jaguar Designchef Ian Callum höchstpersönlich zusammensetzen und einen maßgeschneiderten Ausstattungsplan entwerfen. Möglich sind zum Beispiel Türablagen, ein Dachhimmel für das Hardtop, abnehmbare und benutzerdefinierte Leder-Fußmatten oder eine Abdeckung für den Getriebetunnel.

Originalgetreu hin oder her
Wer jetzt noch Bauchschmerzen hat und der Hinterkopf mit ,das ist doch alles nicht originalgetreu und authentisch genug" auf das Gewissen einhämmert, dem sei gesagt: Selbst die strengen Regeln der FIA erkennen den Lightweight E-Type als klassisches Rennfahrzeug an. So kann er für den historischen Motorsport homologiert werden, egal ob Baujahr 1963 oder 2014.

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