Die VW-Dieselaffäre hat die Branche aufgerüttelt, und noch ist der Verdacht nicht ganz vom Tisch, dass auch die Fahrzeuge anderer Hersteller höhere Emissionen haben als angegeben. Opel tritt solchen Vermutungen nun mit einer Offensive entgegen.

Ab 2018 nur noch mit SCR-System
So wollen die Rüsselsheimer ab 2018 alle Dieselmodelle mit SCR-Katalysatoren ausrüsten. Diese Art der Abgasnachbehandlung verringert die Stickoxid-Emissionen durch Einspritzung der Harnstoff-Lösung AdBlue, wobei unter Mitwirkung des Katalysators harmloser Stickstoff entsteht. Ab Juni 2016 will Opel zunächst 57.000 europäische Fahrzeuge der Typen Zafira Tourer, Insignia und Cascada nachrüsten. Danach will Opel ab August ,wirksamere Anwendungen der SCR-Dieseltechnik in Neufahrzeugen umsetzen". Was das bedeuten soll, sagt Opel noch nicht. Es soll sich aber um eine Verbesserung im Hinblick auf die neuen RDE-NOx-Regeln handeln.

Stickoxidemissionen im realen Verkehr
Die neuen RDE-Emissionsvorschriften treten ab September 2017 in Kraft. Dabei werden die Emissionen nicht nur auf dem Rollenprüfstand gemessen, sondern zusätzlich auch im realen Straßenverkehr – daher das Kürzel RDE (Real Driving Emissions). So soll ausgeschlossen werden, dass Autos die Emissionsvorschriften nur in der recht künstlichen Testumgebung erfüllen, während sie in Wirklichkeit ein Mehrfaches emittieren – wie bisher bei vielen Modellen der Fall.

WLTP-Verbräuche auf einer Website
Häufig werden auch die völlig unrealistischen Verbräuche nach der geltenden NEFZ-Norm kritisiert. Deshalb veröffentlicht Opel ab Ende Juni 2016 zusätzlich den Verbrauch nach dem realitätsnäheren WLTP-Zyklus (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure). Er soll bei uns ab 2017 offiziell eingeführt werden. Diese Ergebnisse, die eine Verbrauchsspanne mit einer niedrigen und einer hohen Zahl beinhalten, werden im Internet veröffentlicht, und zwar zunächst für den Astra. Die Zahlen weiterer Modelle sollen folgen.

Offenlegung der Motorsoftware?
Die Offensive umfasst noch einen Punkt: Opel will ab August 2016 den Zulassungsbehörden "Kalibrierungs-Strategien der Motoren als Grundlage für einen vorausschauenden Dialog zur Verfügung" stellen. Das bedeutet möglicherweise, dass das zuständige Kraftfahrtbundesamt Einblick in die Motorsteuerungssoftware erhält. Eine solche Offenlegung hätte im Fall VW vielleicht dazu geführt, dass die Schummelei frühzeitig aufgeflogen wäre. Die Autoindustrie hatte das jedoch bisher mit Hinweis auf Firmengeheimnisse strikt abgelehnt.

Für Vertrauen und Wettbewerbsvorteile
Die freiwillige Einführung der Verbesserungen erklärt Markenchef Karl-Thomas Neumann so: "Ich glaube fest daran, dass die Diesel-Technologie nur dann auch in Zukunft eine wichtige Rolle in Europa spielen wird, wenn die Industrie den Weg der kontinuierlichen Verbesserung konsequent weiter geht." Dabei gehe es um das Vertrauen der Kunden, aber auch "um die Wettbewerbsvorteile der europäischen Automobilindustrie in der Diesel-Technologie".

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