Der Dacia Sandero ist ein echter Held des Alltags: In Frankreich wurden 2019 mehr als 55.000 Exemplare neu zugelassen, in Deutschland waren es exakt 25.534 Fahrzeuge. Kein Wunder also, dass die Neuauflage in ganz Europa viel Interesse weckt. Schick sieht sie ja aus. Aber wie schlägt sich der neue Sandero in der Praxis? Und was kostet er? Unsere französischen Kollegen hatten jetzt die Gelegenheit, den kommenden Sandero Stepway zu fahren. 

Ein gelungenes Äußeres

Man erwartet nicht viel von einem "Low Cost"-Auto, und doch hat der neue Sandero uns bewiesen, dass er alles hat, was man zum Fahren braucht. Für die dritte Generation hat Dacia bei der Konstruktion große Sorgfalt walten lassen. Jetzt sieht er aus wie ein Modell der Spitzenklasse. Die Scheinwerfer und ihre Lichtsignatur haben viel damit zu tun, aber nicht nur das, denn auch der Kühlergrill, die Motorhaube und die vordere Stoßstange sind neu. Das Heck ist ein Spiegelbild des Autos, einfach und ordentlich. 

Wir werden uns nicht zu lange mit dem Design des Sandero beschäftigen, aber diese Generation schmeichelt dem Auge besonders. Die 4,10 Meter lange Stepway-Version ist noch schöner, sie sieht stilvoller und robuster aus. Sie bietet zudem gut vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit als die Normalausführung und setzt auf ein leichtes SUV-Aroma, das die Kundschaft schätzt. Es gibt wirklich keine Kritik, die wir am Aussehen üben könnten. Es ist schön und gut gemacht.

Gleichzeitig wird der Vorgänger geschickt zitiert. Betonte Radhäuser lassen den Sandero stämmiger wirken, ohne formal völlig zu übertreiben. Praktisch: Endlich gibt es Bügeltürgriffe. Geblieben ist hingegen die unpraktische Griffmulde unter der Heckklappe.  Serienmäßig ist bei jedem neuen Sandero die Lichtsignatur mit Abblendlicht und Tagfahrlicht in LED-Ausführung.

Essai Dacia Sandero Stepway (2021)
Essai Dacia Sandero Stepway (2021)

Modernes und ergonomisches Interieur

Uns hinter das Lenkrad zu setzen, ist noch besser. Dacia hat seine Anstrengungen verdoppelt, um den eigenen Ertrag zu erhöhen und gleichzeitig die Preise niedrig zu halten: ein erfolgreiches Glücksspiel. Zugegeben, die Qualität der Materialien ist nicht die unglaublichste. Hartplastik sind so gut wie überall zu finden, aber das ist keine große Sache.

Zumal Dacia das Ambiente geschickt aufgewertet hat: Material-Fetischisten werden sich freuen, den Stoff entlang des Armaturenbretts zu streicheln. Außerdem haben die Designer ihre Phantasie genutzt, um die Ergonomie zu perfektionieren. Es mag albern klingen, aber es gibt jetzt einen Smartphone-Halter direkt neben dem zentralen Bildschirm des Multimediasysems. Unmittelbar dahinter befindet sich ein USB-Anschluss, der das Leben sehr erleichtert. Als Lösung für die Basismodelle ohne Monitor kann das Smartphone unter eine Klappe geklemmt werden.

Dacia Sandero Stepway (2021) im Test
Auf diesem Bild ist der Sandero Stepway mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe ausgestattet

Bei unserem Testwagen befand sich auf der Mittelkonsole ein 8-Zoll-Touchscreen. Die Grafiken sind nicht gerade supermodern, dafür ist die Benutzeroberfläche intuitiv und reaktionsschnell. Das Multimediasystem kann dank Apple CarPlay oder Android Auto mit Ihrem Smartphone verbunden werden. Auch hier muss man nicht stundenlang fummeln, um eine Verbindung zwischen den beiden Medien herzustellen. Schließen Sie einfach Ihr Telefon an, und alles wird wie von Zauberhand erledigt. 

Alle Funktionen sind in diesen Bildschirm integriert, aber Dacia hatte die gute Idee, sowohl die Klimaanlage als auch die Belüftung, die Sie etwas weiter unten finden, abzutrennen. Dieser Bereich wird manuell bedient. Im Fall der Klimaautomatik gibt es die schicken Chromregler mit integriertem Display, wie man sie schon vom Duster kennt. 

Bildergalerie: Dacia Sandero (2021) im Test

Vor dem Fahrer befindet sich kein digitaler Bildschirm, sondern ein "altmodisches" Cockpit. Ist das wirklich ein Problem? Nein! Es sei darauf hingewiesen, dass sich zwischen den beiden Rundanzeigen ein kleiner Bildschirm befindet, der verschiedene Informationen über den Zustand des Fahrzeugs (aber nicht nur) anzeigt. Der Fahrer kann über das Bedienelement hinter dem Lenkrad durch die Menüs navigieren. 

Dacia Sandero (2021) im Test
Die "Klappenlösung" für das Smartphone in einem einfacheren Dacia Sandero (2021)

Die Ergonomie ist ausgezeichnet (mit Ausnahme des USB-Anschlusses in der Nähe des Bildschirms, wobei mancher auch das mögen wird). Alles funktioniert perfekt, und der Zugang zu den verschiedenen Systemen klappt wie selbstverständlich. Umso mehr waren wir überrascht, dass der Sandero Stepway erweiterte Assistenzsysteme wie einen Totwinkelwarner (von 30 bis 140 km/h aktiv), automatische Notbremsung, Parkpiepser vorne und eine Rückfahrkamera hat.

Sechs Airbags sind stets an Bord, ebenso ein "Speed Limiter". Ebenso bei jedem Sandero inklusive: die elektrische Servolenkung, elektrische Fensterheber für Fahrer und Beifahrer sowie das höhenverstellbare Lenkrad. Zum Glück behält der Sandero all seine Qualitäten wie das gute Platzangebot auf den Rücksitzen und einen großzügigen Kofferraum von 410 Liter Volumen im Normalzustand. 

Wie fährt er sich?

Beim Start verraten die Vibrationen zweifellos die Identität unseres Motors. Es handelt sich um einen Dreizylinder-Benziner mit Turbolader und 90 PS. Unser Modell war mit dem stufenlosen CVT-Automatikgetriebe verbunden, aber wenn Sie möchten, können Sie sich auch für ein Schaltgetriebe entscheiden. 

Essai Dacia Sandero Stepway (2021)
Essai Dacia Sandero Stepway (2021)

Von den ersten Minuten unseres Tests an waren wir von diesem Sandero Stepway überrascht. Zunächst einmal, und im Gegensatz zur vorherigen Generation ist die Lenkung sehr leichtgängig! Es handelt sich um eine elektrische Lenkung und nicht wie bisher um eine hydroelektrische Lenkung. 

Allmählich verschwanden die den Dreizylindermotoren innewohnenden Vibrationen: unsere Reise konnte beginnen. Wir sind einen ganzen Tag gefahren, um das Straßenverhalten des Rumänen (made in Marokko) zu zähmen. Es hat uns nicht enttäuscht, es entsprach unseren Erwartungen, und vielleicht sogar noch mehr.

Dies mag überraschend erscheinen, aber es ist anzumerken, dass der vorherige Sandero auf dem Fahrgestell des Clio 2 (seit 1998 auf dem Markt) basierte! Der neue Sandero macht einen Sprung um zwei Jahrzehnte und übernimmt die CMF-Plattform, die Renault für seinen aktuellen Clio 5 und den neuen Captur verwendet. Das ändert alles, der Sandero ist endlich angenehm zu fahren.

Essai Dacia Sandero Stepway (2021)

Das Fahrverhalten des neuen Dacia Sandero TCe 90 ist ausgeglichen. Er ist sowohl geschmeidig als auch komfortabel auf der Autobahn und zeigt auf raueren Straßen ein festeres Gefühl. Das Auto überrascht den Fahrer nie negativ. Wir fühlen uns sicher und geborgen, und nach mehreren Stunden am Steuer fällt unsere Einschätzung positiv aus. 

Was die Beschleunigung anbelangt, so ist der Sandero Stepway hier vielleicht etwas aus dem Rahmen gefallen, zumal das maximale Drehmoment turbo-unüblich recht spät anliegt. Die Leistungsabgabe von 90 PS ist solider Durchschnitt, die Beschleunigung ist linear und die Tachonadel lässt sich Zeit. 14,2 Sekunden sind nicht die Welt, allerdings auch dem CVT-Getriebe geschuldet. Handgeschaltet sind es 12 Sekunden auf 100 km/h.

Erstaunlich unser Testverbrauch: 8,5 Liter auf 100 Kilometer, um mit CVT flott unterwegs zu sein. 6,2 respektive 5,6 Liter im Schnitt für den Handschalter gibt Dacia ab Werk an. Apropos Kraftstoffe: Wie bei fast allen modernen Kleinwagen entfällt der Diesel, ganze 556 Sandero wurden damit 2019 in Deutschland verkauft. Als Alternative gibt es künftig einen 100-PS-Turbo, der bivalent mit Benzin und LPG/Flüssiggas betrieben werden kann.

Essai Dacia Sandero Stepway (2021)
Essai Dacia Sandero Stepway (2021)

Bei ruhigen Fahrbedingungen ist der Dacia Sandero Stepway ein Genuss. Besondere Dynamik entwickelt der Dacia Sandero Stepway nicht, aber vielleicht kommen noch stärkere Motoren zum Einsatz. Trotzdem ist er wendig und angenehm zu fahren. Die Getriebeübersetzungen sind lang, was den Fahrer zu einem geschmeidigen und flüssigen Fahrstil ermutigt.

Die Kunden beschwerten sich über die Windgeräusche im vorherigen Sandero. Dacia hat den Nachfolger dahingehend überarbeitet, indem die Türen nicht mehr bis ins Dach reichen und man mehr Geräuschdämmung im Motorraum hinzugefügt hat. Das ist viel besser als früher, aber es gibt immer noch Raum für Verbesserungen. 

Die Bilanz

Wie Sie sehen können, ist die Bilanz mehr als positiv. Es besteht kein Zweifel, dass der neue Sandero Stepway noch lange Zeit auf Erfolgskurs bleiben wird. Die Baureihe hat sich erheblich weiterentwickelt und scheint sich in der Produktpalette nach oben zu bewegen, bleibt aber bei der Preisgestaltung attraktiv. Der Sandero Stepway ist jetzt nicht mehr nur ein Auto, welches sich nur über den Preis verkauft. Er hat einige ernsthafte Argumente vorzubringen.

Essai Dacia Sandero Stepway (2021)

Die Preise

Zum Start bietet Dacia verschiedene Versionen und Motoren an. Sie haben die Wahl zwischen einem 65 PS starken SCe-, 90 PS starken TCe- oder 100 PS starken ECO-G-Motor. Wie sehen die Preise in Frankreich aus? Das Einstiegsmodell des Sandero mit 65 PS beginnt dort bei 8.690 Euro, diesen Motor gibt es im Stepway nicht. Die Preise gehen bis zu 15.290 € für den Sandero Stepway Comfort mit TCe 90-Motor und CVT-Getriebe. Der Preis sinkt mit dem Wegfall des Automatikgetriebes auf 13.890 €. Interessanterweise haben die Motoren ECO-G 100 und TCe 90 den gleichen Preis (für die entsprechende Version).

Und auf dem deutschen Markt? Ab Januar 2021 beträgt der Einstiegspreis dort für die Basisversion 8.490 Euro. Das ist zwar deutlich mehr als die alten 7.290 Euro, aber dafür gibt es auch mehr Serienausstattung, darunter sogar LED-Scheinwerfer. Die Crossover-Variante Sandero Stepway ist zukünftig ab 11.390 Euro erhältlich. Weitere Preise gibt es noch nicht, sie dürften sich aber nicht wesentlich von denen in Frankreich unterscheiden. Dort gilt aber 20 Prozent Mehrwertsteuer, bei uns dann wieder 19 Prozent. 

Bildergalerie: Dacia Sandero Stepway (2021) im Test

Dacia Sandero Stepway Confort CVT

Motor Dreizylinder-Turbobenziner, 999 ccm
Leistung 90 PS bei 5.000 U/min
Max. Drehmoment 142 Nm bei 3.750 U/min
Getriebeart stufenloses Automatikgetriebe (CVT)
Antrieb Frontantrieb
Beschleunigung 0-100 km/h 14,2 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 169 km/h
Länge 4.099 mm
Breite 1.848 mm
Höhe 1.587 mm (mit Dachreling)
Kofferraumvolumen 410 - 1.455 Liter
Leergewicht 1.122 kg
Zuladung 480 kg
Anhängelast 595 kg
Anzahl der Sitze 5
Verbrauch 6,2 Liter/km (WLTP-Zyklus)
Emission 139 g/km
Preis des Testwagens 15.290 Euro (Frankreich, 20 Prozent MwSt.)