Das T-Modell mit so genannter Runabout-Karosserie war die preisgünstigste Modellvariante. Der gezeigte Zweisitzer aus dem Jahr 1915 kostete damals 440 Dollar in der Grundausstattung.
Aus Anlass des 100. Geburtstags des T-Modells hat das Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München eine Sonderaustellung eingerichtet. Unter dem Motto ,Ein Auto für Millionen" erinnern Fahrzeuge und Schautafeln an die Geschichte des Ford T. Im Bild sehen wir ein spätes Modell aus dem Jahr 1926.
Auffallend ist neben den Öllampen die große Hupe. 1915 waren Autos auf den Straßen noch eine Randerscheinung. Oft wurde der Fahrweg von spielenden Kindern oder Tieren versperrt, weshalb ein lautes Warnsignal vonnöten war. Interessant ist der Koffer auf dem Trittbrett: Ein Gepäckraum war damals noch kein Thema.
Eines der Erfolgsgeheimnisse des T-Modells lag in seinem simplen Aufbau. Er ermöglichte eine kostengünstige Produktion, gleichzeitig wurden so die Reparaturen verbilligt. Gut zu sehen sind die kleinen metallenen Fördergestelle, die an den Hinterrädern befestigt sind. Sie dienten dazu, das Auto am laufenden Band zu komplettieren: Die Fließbandfertigung machte das T-Modell berühmt.
Heute rasen tonnenschwere Löschzüge zu Brandherden, vor gut 90 Jahren übernahm diese Aufgabe der Ford Model T ,Chemical Fire Truck". Wie bei allen T-Modellen leistete der Vierzylindermotor 20 PS aus 2,9 Liter Hubraum, was für immerhin 70 km/h reichte.
Von wegen Blaulicht: Bei diesem Löschzug muss die Glocke als Warnsignal reichen. Immerhin: Schon damals waren Feuerwehrautos in der Signalfarbe Rot lackiert. In vielen Feuerwehren der USA begann die Motorisierung der Einsatzfahrzeuge mit dem T-Modell.
Sogar als Rennwagen kam das T-Modell zum Einsatz. Einzelsitze untermauerten den sportlichen Anspruch. Auffällig ist die kleine runde Windschutzscheibe vor dem Fahrer. Die Karosserieform nannte sich ,Speedster", lange bevor Porsche den Namen aufgriff.
Gas geben musste jeder Fahrer eines Ford T am Lenkrad. Die drei Pedale im Fußraum waren für die Vorwärtsgänge, den Rückwärtsgang und die Getriebebremse zuständig. Ob die Position hinter dem dicken Holzlenkrad sehr angenehm war, darf indes bezweifelt werden.
Der Meister und sein Werk: Henry Ford, Gründer der gleichnamigen Automarke, posiert vor einem T-Modell. Er soll im Jahr 1907 gesagt haben, er wolle ,ein Automobil für jedermann" bauen. Der Preis dafür werde ,so niedrig sein, dass es sich jeder, der ein regelmäßiges Einkommen hat, leisten kann – um mit seiner Familie die Freuden vergnüglicher Stunden in Gottes freier Natur genießen zu können."
Am 1. Oktober des Jahres 1908 startete die Produktion des T-Modells. Die Nachfrage übertraf alle Erwartungen. Die Jahresproduktion schnellte bereits 1909 auf 10.600 Einheiten empor. Das war mehr, als alle deutschen Hersteller damals zusammen produzierten.
Heute sind die frühen T-Modelle aus der so genannten ,Messing-Ära" gesuchte Sammlerstücke. Besonderen Spaß machen Ausfahrten, wenn sich die Insassen zeitgenössisch kleiden.
Die große Bereifung und der recht hoch liegende Aufbau waren ideal für die damals noch bescheidenen Straßenverhältnisse in den USA. Allerdings gab es in diversen Regionen der Welt auch Pisten, vor denen ein Ford T kapitulieren musste.
Im Jahr 1914 startete Henry Ford sukzessive die Fließbandmontage des T-Modells. Die Legende besagt, dass Ford die Idee hierzu im Chicagoer Schlachthof eingefallen war. Auslöser waren die Hängebahnen für Rinderhälften.
Schon 1910 wurden die fertigen Autos auf Eisenbahnwaggons verladen. Diese Maßnahme half die Kosten zu senken. Nach Einführung des Fließbands verdoppelte sich die Anzahl der im Dreischichtbetrieb gefertigten Fahrzeuge auf 200.000 Stück pro Jahr.
Die meisten ,Blechliesel" wurden in Schwarz ausgeliefert, weil diese Farbe besonders schnell trocknete. Daraufhin wurde Henry Ford der Satz zugeschrieben: ,Sie können ihn in jeder Farbe haben, sofern es Schwarz ist."
Mit Beginn der 1920er-Jahre profitierte Ford von dem Wirtschaftsaufschwung in den USA infolge des ersten Weltkriegs. Die Jahresproduktion stieg auf bis zu zwei Millionen Ford T pro Jahr an. Während der Preis für ein T-Modell sank, stieg das Einkommen der Ford-Werker. Kostete die ,Tin Lizzy" 1908 noch 850 US-Dollar, sank der Preis auf 295 Dollar. 1924 wurde das zehnmillionste T-Modell gebaut.
Muskelkraft statt Schlüssel drehen: Erst ab 1919 war ein elektrischer Starter lieferbar, doch die große Masse der Ford-T-Piloten vertraute auch weiterhin auf die Anlasserkurbel. Die Prozedur konnte durchaus gefährlich werden, wenn die Kurbel unvermittelt zurückschlug.
Von der Stadt auf das Land: Das T-Modell sorgte für weitreichende Folgen in der US-Infrastruktur. Die ersten Fernstraßen (,Interstates") wurden gebaut, zugleich begann sich das Pendlerwesen zu etablieren. Wie aus der abgebildeten Anzeige ersichtlich, bot Ford auch die Möglichkeit von wöchentlichen Ratenzahlungen an, was den Absatz zusätzlich steigerte.
Auch bei der Landbevölkerung war das T-Modell sehr beliebt. Ein robustes Fahrwerk und der einfache Aufbau waren ideal für vielseitige Nutzungszwecke. Ersatzteile gab es zudem in jedem Eisenwarenladen. Links sehen wir einen Fordson-Traktor, den Henry Ford mit seinem Sohn (daher der Markenname) auf T-Modell-Basis entwickelte.
Die Umbaumöglichkeiten für ein Ford T-Modell gestalteten sich beinahe grenzenlos. Selbst ein Kettenfahrzeug war möglich, wie man auf dem Bild eindrucksvoll sieht.
Ford T in aller Welt: Produziert wurde der Bestseller unter anderem auch in Kanada und Großbritannien. In Deutschland wurden ab 1926 einige wenige Ford T in Berlin zusammengebaut. Erst 1931 erfolgte der Umzug nach Köln. Sogar auf Expeditionen bewährte sich das T-Modell: Diese Herrschaften unternahmen 1914 einen Ausflug nach Ägypten.
Selbst wenn es mal anders kommt als gedacht, war ein T-Modell zur Stelle. Sehr bequem sieht die Räumlichkeit für die bösen Buben im Gefangenentransporter aber nicht aus. Man beachte auch die Vollgummireifen.
1927, im letzten Lebensjahr des T-Modells, entstand einer der ersten Schulbusse in den USA. Die Form des Aufbaus findet sich in ähnlicher Form heute noch an den bekannten gelben Bussen wieder.
Als Lastwagen bekam das Model T ein T mehr für ,Truck". Ziemlich rustikal wirkt bei diesem 1919er-Modell die Stoffbespannung zum Schutz der Insassen.
Zwei Legenden unter sich: Auch das Erfinder-Genie Thomas Alva Edison setzte im Alter auf ein Ford T-Modell. Elektrisches Licht war natürlich mit an Bord, schließlich hatte Edison die erste Glühlampe entwickelt.
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