140 km/h auf der Autobahn und die anderen Autofahrer bemitleiden uns, gucken mit einer Prise Unverständnis zu uns rüber. Wir hoppeln peinlich über den Asphalt, die zehn Millimeter Tieferlegung können eigentlich nicht der alleinige Grund sein. Unser Wagen: Das auf 2.000 Fahrzeuge limitierte Sondermodell Saab Turbo X, ein 9-3 mit 280 PS und Allradantrieb.
Die Bohème ist scharf drauf
Saab lebt immer noch von einem guten Image. Die Wagen gelten als nicht verprollt, als Alternative für den intellektuellen Autofahrer. Wenn wir mit unserem Turbo X durch Gegenden fahren, wo die Bohème das süße Leben genießt, dann dreht man sich nach uns um. In Berlin Friedrichshain und im Prenzlauer Berg sorgen wir für verdrehte Hälse. Das Sondermodell ist immer schwarz und fällt durch seinen kräftig gestalteten Frontspoiler auf. Hinten das gleiche Spiel: Ein dicker Heckspoiler mit Diffusor und zwei eckigen Endrohren. Graue 18-Zoll-Felgen erregen durch ihre dramatische Gestaltung Aufmerksamkeit.
Die Mängelliste beginnt im Innenraum
Wir schließen per Knopfdruck am Wagenschlüssel den Turbo X auf – mit auffälliger Verzögerung reagieren die Schlösser und geben den Zugang frei. Drinnen macht dann die Mittelarmlehne auf sich aufmerksam – während der Fahrt knarrt sie herzlich. Außerdem lässt sich diese Lehne in Längsrichtung verschieben und kaum arretieren – bei Berührung rutscht sie ungewollt wieder nach hinten. Das Saab-Gestühl scheint auf amerikanischen Geschmack abgestimmt zu sein: Reichlich bequem gibt es nur Seitenhalt, wenn wir uns vom Lenkrad weg in den Sitz pressen. Und im Dunkeln haben wir wieder was zu meckern: Die Bedientasten für die Außenspiegel sind nicht beleuchtet – und die beleuchteten Tasten fürs Fahrzeug-Licht spiegeln sich des Nachts links unten im linken Außenspiegel – was bei flüchtigem Hinsehen als fremdes Fahrzeug missinterpretiert werden kann.
Die Bergwerks-Lore rollt an
Wie eingangs erwähnt, hoppelt der Wagen nur so durch die Lande – der Turbo X gibt sich hart wie eine auf Schienen rumpelnde Bergwerks-Lore. Aber nicht in der Kurve – hier wird trotzdem gut gewankt. Nur in zwei Situationen ist die Feder-Dämpfer-Kombination einigermaßen erträglich: Auf topfebenem Untergrund und zwischen 200 und 250 km/h.
Genau zielen vorteilhaft
Die Lenkstange des Turbo X scheint direkt mit einem dicken Schwamm gekoppelt zu sein. Weich und mit einer deftigen Portion Spiel in der Mittellage lädt sie zum genauen Zielen ein. Dafür schlagen besonders Autobahn-Querfugen in die Lenkung. Eine Besonderheit des Turbo X: der Allradantrieb vom schwedischen Kupplungs-Spezialisten Haldex. Die Kraftverteilung zwischen den Hinterrädern wird von einem elektronischen Sperrdifferenzial geregelt, welches bis zu 80 Prozent der Kraft dem Rad mit dem besten Grip verpasst. So soll gerade das Fahren auf unterschiedlich griffigen Untergründen besser werden. In Kurven verhält sich der Wagen auffällig neutral, bei der kleinsten Übersteuerungs-Tendenz greift das äußerst sensible ESP ein. Das gleiche gilt fürs ABS: Schon bei harmlos erscheinenden Bremsmanövern puckert es sein Stakkato. Und geben wir beim Start kräftig Gas, quietschen die Räder trotz Vierrad-Antrieb.
Ich brauche Benzin
Von Widerwillen geschüttelt, stecken wir die Zapfpistole in den Tank-Stutzen und geben den teuren Benzinfluss frei. Im Volllast-Bereich werden auf 100 Kilometer 19,59 Liter Super Opfer der Flammen – im Schnitt sind es immer noch 15,74 Liter, als Normverbrauch gibt Saab 10,8 Liter an. Wenigstens der Durst des Sechszylinder-Turbos steht in guter alter Saab-Turbo-Tradition. Vor über 30 Jahren machten die Schweden mit Erfindung des Wastegates das schon 1905 entwickelte Turbo-Prinzip für Pkws nutzbar. Das Wastegate ist eine Art Bypass-Rohr, über welches Überdruck aus dem Turbosystem abgeleitet werden kann. An die rühmlichen Zeiten von Saab 99 und 900 erinnert auch die Old-School-Turbodruck-Anzeige im Armaturenbrett. Drei Farbbereiche zeigen von grau-weiß über blass-orange hin zu himbeer-rot den jeweiligen Abgasdruck an. Der fruchtig-rote Bereich ist dabei kaum erreichbar – landet der weiße Zeiger dort, wird über das Wastegate Druck abgelassen und somit die Leistung reduziert. Auch die Abregelung bei 250 km/h erfolgt genau nach diesem Prinzip.
Von vorne bis hinten: Laut
Erst greifen wir gewohnheitsmäßig rechts neben das Lenkrad – ins Leere. Dann zur Mittelkonsole, drehen den Zündschlüssel und entfachen einen Höllen-Lärm. Ziemlich genau 20 Sekunden lang fluten Triebwerk und Endrohre die Straßen mit Gedröhne, dann schwillt die Belästigung spürbar ab. Beim Cruisen durch die Stadt kann das Aggregat allerdings recht ruhig sein, glatten Fahrbahnbelag vorausgesetzt, vergessen wir für kurze Zeit die Härten des Turbo-X-Daseins. Auf der Autobahn verliert der V6 dann wieder seine akustischen Hemmungen. 100 km/h sind in 5,7 Sekunden erreicht, ab 220 km/h schleicht der Geschwindigkeits-Zeiger dann Richtung 250-km/h-Endgeschwindigkeits-Marke.
Schwer zu verkuppeln
Unser Turbo X ist mit einer Sechsgang-Handschaltung unterwegs. Die Gänge lassen sich sauber führen, nur die Kupplung will nicht so richtig mitspielen. Selbst mit ausgesprochen sensiblem Fuß ruckelt es bei einigen Kupplungs-Vorgängen – verschiedene Fahrer machen hier immer die gleiche Erfahrung.
Der Teuerste
Für den Saab Turbo X Kombi rufen die Schweden selbstbewusst 47.900 Euro auf. Wie ordnet sich diese Zahl im Vergleich zur Konkurrenz ein? Ein Audi A4 Avant 3.2 FSI Attraction quattro muss mit 265 statt 280 PS auskommen, dafür werden aber auch nur 41.650 Euro fällig – 6.250 Euro weniger als beim Saab. In 6,6 Sekunden, also 0,9 Sekunden langsamer als der Turbo X, kommt der Ingolstädter auf 100 km/h, High Speed ist ebenfalls bei 250 km/h erreicht. 9,1 Liter Super reichen dem Ingolstädter für 100 Kilometer. Der BMW 335xi touring macht dem Schweden das Leben ganz bitter: Mit 306 PS deutlich leistungsfähiger als der Saab, werden für den Bayern 45.550 Euro verlangt – hier sind also immer noch 2.350 Euro Ersparnis drin. In 5,6 Sekunden, also 0,1 Sekunden schneller als der Saab, erreicht der BMW die Tempo-100-Marke, auch bei ihm geht es nicht weiter als bis zur 250-km/h-Anzeige. 9,8 Liter Sprit zieht sich der Bayer auf 100 Kilometer rein. Der Saab Turbo X ist der teuerste und trinkfreudigste dieser Runde.
Die Bohème ist scharf drauf
Saab lebt immer noch von einem guten Image. Die Wagen gelten als nicht verprollt, als Alternative für den intellektuellen Autofahrer. Wenn wir mit unserem Turbo X durch Gegenden fahren, wo die Bohème das süße Leben genießt, dann dreht man sich nach uns um. In Berlin Friedrichshain und im Prenzlauer Berg sorgen wir für verdrehte Hälse. Das Sondermodell ist immer schwarz und fällt durch seinen kräftig gestalteten Frontspoiler auf. Hinten das gleiche Spiel: Ein dicker Heckspoiler mit Diffusor und zwei eckigen Endrohren. Graue 18-Zoll-Felgen erregen durch ihre dramatische Gestaltung Aufmerksamkeit.
Die Mängelliste beginnt im Innenraum
Wir schließen per Knopfdruck am Wagenschlüssel den Turbo X auf – mit auffälliger Verzögerung reagieren die Schlösser und geben den Zugang frei. Drinnen macht dann die Mittelarmlehne auf sich aufmerksam – während der Fahrt knarrt sie herzlich. Außerdem lässt sich diese Lehne in Längsrichtung verschieben und kaum arretieren – bei Berührung rutscht sie ungewollt wieder nach hinten. Das Saab-Gestühl scheint auf amerikanischen Geschmack abgestimmt zu sein: Reichlich bequem gibt es nur Seitenhalt, wenn wir uns vom Lenkrad weg in den Sitz pressen. Und im Dunkeln haben wir wieder was zu meckern: Die Bedientasten für die Außenspiegel sind nicht beleuchtet – und die beleuchteten Tasten fürs Fahrzeug-Licht spiegeln sich des Nachts links unten im linken Außenspiegel – was bei flüchtigem Hinsehen als fremdes Fahrzeug missinterpretiert werden kann.
Die Bergwerks-Lore rollt an
Wie eingangs erwähnt, hoppelt der Wagen nur so durch die Lande – der Turbo X gibt sich hart wie eine auf Schienen rumpelnde Bergwerks-Lore. Aber nicht in der Kurve – hier wird trotzdem gut gewankt. Nur in zwei Situationen ist die Feder-Dämpfer-Kombination einigermaßen erträglich: Auf topfebenem Untergrund und zwischen 200 und 250 km/h.
Genau zielen vorteilhaft
Die Lenkstange des Turbo X scheint direkt mit einem dicken Schwamm gekoppelt zu sein. Weich und mit einer deftigen Portion Spiel in der Mittellage lädt sie zum genauen Zielen ein. Dafür schlagen besonders Autobahn-Querfugen in die Lenkung. Eine Besonderheit des Turbo X: der Allradantrieb vom schwedischen Kupplungs-Spezialisten Haldex. Die Kraftverteilung zwischen den Hinterrädern wird von einem elektronischen Sperrdifferenzial geregelt, welches bis zu 80 Prozent der Kraft dem Rad mit dem besten Grip verpasst. So soll gerade das Fahren auf unterschiedlich griffigen Untergründen besser werden. In Kurven verhält sich der Wagen auffällig neutral, bei der kleinsten Übersteuerungs-Tendenz greift das äußerst sensible ESP ein. Das gleiche gilt fürs ABS: Schon bei harmlos erscheinenden Bremsmanövern puckert es sein Stakkato. Und geben wir beim Start kräftig Gas, quietschen die Räder trotz Vierrad-Antrieb.
Ich brauche Benzin
Von Widerwillen geschüttelt, stecken wir die Zapfpistole in den Tank-Stutzen und geben den teuren Benzinfluss frei. Im Volllast-Bereich werden auf 100 Kilometer 19,59 Liter Super Opfer der Flammen – im Schnitt sind es immer noch 15,74 Liter, als Normverbrauch gibt Saab 10,8 Liter an. Wenigstens der Durst des Sechszylinder-Turbos steht in guter alter Saab-Turbo-Tradition. Vor über 30 Jahren machten die Schweden mit Erfindung des Wastegates das schon 1905 entwickelte Turbo-Prinzip für Pkws nutzbar. Das Wastegate ist eine Art Bypass-Rohr, über welches Überdruck aus dem Turbosystem abgeleitet werden kann. An die rühmlichen Zeiten von Saab 99 und 900 erinnert auch die Old-School-Turbodruck-Anzeige im Armaturenbrett. Drei Farbbereiche zeigen von grau-weiß über blass-orange hin zu himbeer-rot den jeweiligen Abgasdruck an. Der fruchtig-rote Bereich ist dabei kaum erreichbar – landet der weiße Zeiger dort, wird über das Wastegate Druck abgelassen und somit die Leistung reduziert. Auch die Abregelung bei 250 km/h erfolgt genau nach diesem Prinzip.
Von vorne bis hinten: Laut
Erst greifen wir gewohnheitsmäßig rechts neben das Lenkrad – ins Leere. Dann zur Mittelkonsole, drehen den Zündschlüssel und entfachen einen Höllen-Lärm. Ziemlich genau 20 Sekunden lang fluten Triebwerk und Endrohre die Straßen mit Gedröhne, dann schwillt die Belästigung spürbar ab. Beim Cruisen durch die Stadt kann das Aggregat allerdings recht ruhig sein, glatten Fahrbahnbelag vorausgesetzt, vergessen wir für kurze Zeit die Härten des Turbo-X-Daseins. Auf der Autobahn verliert der V6 dann wieder seine akustischen Hemmungen. 100 km/h sind in 5,7 Sekunden erreicht, ab 220 km/h schleicht der Geschwindigkeits-Zeiger dann Richtung 250-km/h-Endgeschwindigkeits-Marke.
Schwer zu verkuppeln
Unser Turbo X ist mit einer Sechsgang-Handschaltung unterwegs. Die Gänge lassen sich sauber führen, nur die Kupplung will nicht so richtig mitspielen. Selbst mit ausgesprochen sensiblem Fuß ruckelt es bei einigen Kupplungs-Vorgängen – verschiedene Fahrer machen hier immer die gleiche Erfahrung.
Der Teuerste
Für den Saab Turbo X Kombi rufen die Schweden selbstbewusst 47.900 Euro auf. Wie ordnet sich diese Zahl im Vergleich zur Konkurrenz ein? Ein Audi A4 Avant 3.2 FSI Attraction quattro muss mit 265 statt 280 PS auskommen, dafür werden aber auch nur 41.650 Euro fällig – 6.250 Euro weniger als beim Saab. In 6,6 Sekunden, also 0,9 Sekunden langsamer als der Turbo X, kommt der Ingolstädter auf 100 km/h, High Speed ist ebenfalls bei 250 km/h erreicht. 9,1 Liter Super reichen dem Ingolstädter für 100 Kilometer. Der BMW 335xi touring macht dem Schweden das Leben ganz bitter: Mit 306 PS deutlich leistungsfähiger als der Saab, werden für den Bayern 45.550 Euro verlangt – hier sind also immer noch 2.350 Euro Ersparnis drin. In 5,6 Sekunden, also 0,1 Sekunden schneller als der Saab, erreicht der BMW die Tempo-100-Marke, auch bei ihm geht es nicht weiter als bis zur 250-km/h-Anzeige. 9,8 Liter Sprit zieht sich der Bayer auf 100 Kilometer rein. Der Saab Turbo X ist der teuerste und trinkfreudigste dieser Runde.
Wertung
Preisliste
Saab Turbo X SportCombi | |
Grundpreis: | 47.900 Euro |
Ausstattungen | Preis in Euro |
ABS | Serie |
ESP | Serie |
ASR | Serie |
Airbag Fahrer | Serie |
Airbag Beifahrer | Serie |
Seitenairbags vorn | Serie |
Kopfairbags vorn | Serie |
Kopfairbags hinten | Serie |
elektr. Fensterheber vorn | Serie |
elektr. Fensterheber hinten | Serie |
elektr. verstellbare Außenspiegel | Serie |
Klimaautomatik | Serie |
Zentralverriegelung mit Fernbed. | Serie |
CD-Radio | Serie |
Metalliclackierung | Serie |
Leichtmetallfelgen | Serie (18 Zoll) |
Sitzhöheneinstellung | Serie |
Tempomat | Serie |
Lederausstattung | 1.600 |
Xenonlicht | Serie |
Nebelscheinwerfer | Serie |
Bose-Business-Paket | 3.220 |
Alarmanlage | 460 |
Parkassistent vorn und hinten | 570 |
Datenblatt
Motor und Antrieb | |
Motorart | Turbo-Ottomotor |
Zylinder | 6 |
Ventile | 4 |
Hubraum in ccm | 2.792 |
Leistung in PS | 280 |
Leistung in kW | 206 |
bei U/min | 2.150-4.500 |
Drehmoment in Nm | 400 |
Antrieb | Allradantrieb |
Gänge | 6 |
Getriebe | Schaltgetriebe |
Fahrwerk | |
Spurweite vorn in mm | 1.524 |
Spurweite hinten in mm | 1.506 |
Radaufhängung vorn | McPherson Federbeine, Gasdruck-Stoßdämpfer, Querstabilisator |
Radaufhängung hinten | Einzelrad-Aufhängung, Vierlenker, Schraubenfedern, Gasdruck-Stoßdämpfer, Querstabilisator. |
Bremsen vorn | Scheibenbremsen, innenbelüftet, 345 mm |
Bremsen hinten | Scheibenbremsen, 292 mm |
Wendekreis in m | 11,7 |
Räder, Reifen vorn | 235/45 R18 auf 18 x 7.5 |
Räder, Reifen hinten | 235/45 R18 auf 18 x 7.5 |
Lenkung | Zahnstangenlenkung mit hydraulischer Servounterstützung |
Maße und Gewichte | |
Länge in mm | 4.670 |
Breite in mm | 1.802 |
Höhe in mm | 1.543 |
Radstand in mm | 2.675 |
Leergewicht in kg | 1.775 |
Zuladung in kg | 505 |
Kofferraumvolumen in Liter | 419 |
Kofferraumvolumen, variabel in Liter | 1.281 |
Anhängelast, gebremst in kg | 1.400 |
Dachlast in kg | 100 |
Tankinhalt in Liter | 61 |
Kraftstoffart | Super |
Fahrleistungen / Verbrauch | |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 250 |
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden | 5,9 |
Elastizität von 80-120 km/h in Sekunden | 8,3 |
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km | 10,8 |
CO2-Emission in g/km | 258 |
Schadstoffklasse | Euro 4 |