Stehen wir vor der größten Auto-Revolution seit dem Ford Model T? So wie einst die "Tin Lizzy" das klassische Automobil zum Massenprodukt machte, soll nun das Tesla Model 3 (nicht zufällig "Model Three" ausgesprochen) zum Elektro-Volksmobil werden. Kaum ein anderes Fahrzeug der letzten Jahre spaltet die Meinungen so sehr wie der neue Tesla: Während die einen den Strom-3er als Revolution abfeiern und Elon Musk als Messias verehren, sehen die anderen im Model 3 eine gigantische Marketing-Blase. Jetzt wurden die ersten Fahrzeuge an ihre Besitzer übergeben. Widmen wir uns deshalb einzig den reinen Fakten.
Das Tesla Model 3 ist 4,69 Meter lang und damit auf dem Niveau einer Mercedes C-Klasse Limousine. Formal greift der kleinste Tesla das Design des Model S auf. Mit 1,85 Meter ist das Model 3 vier Zentimeter breiter als der Mercedes, die Höhe von 1,44 Meter ist bei beiden gleich. Großzügig ist der Tesla-Radstand von 2,88 Meter. Die Bodenfreiheit beträgt übrigens 14 Zentimeter. Platz gibt es für fünf Erwachsene, in den Kofferraum passen mindestens 425 Liter. Beladen wird er nach Öffnung eines kurzen Heckdeckels, die Rücksitze können im Verhältnis 60 zu 40 umgelegt werden.
Wie viel wiegt das Tesla Model 3? Je nach Batteriegröße sind es zwischen 1.610 und 1.730 Kilogramm. Die Karosserie besteht aus einem Stahl-Aluminium-Mix, der cW-Wert beträgt 0,23. Serienmäßig steht der Tesla auf 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, 19-Zöller gibt es gegen Aufpreis. Inklusive sind außerdem Adapter für 120-Volt- und 240-Volt-Steckdosen, ein 6,10 Meter langes Ladekabel und ein J1772-Stecker, der zum öffentlichen Schnellladen in den USA und Japan genutzt wird. Für Europa dürfte es einen anderen Stecker geben, diese und andere Anpassungen sorgen dafür, dass das Model 3 erst 2018 zu uns kommt. Hinzu kommt die erst langsam anfahrende Produktion: die nächsten Ziele für 2017 sind 5.000 Fahrzeuge pro Woche, erst im Jahr 2018 sollen laut Tesla bis zu 10.000 Fahrzeuge wöchentlich gebaut werden.
Am meisten Interesse rufen die Reichweite und der Preis hervor. Tatsächlich konnte Tesla den versprochenen Grundpreis von 35.000 US-Dollar für das Grundmodell halten. Umgerechnet wären das rund 30.000 Euro. Aber die Europa-Version dürfte aufgrund von Modifikationen und Fracht teurer werden. Hinzu kommt, dass in den USA die zusätzlichen Steuern lokal unterschiedlich sind. Deshalb belassen wir es bei weiteren Währungsrechnungen und nennen im Folgenden nur die US-Preise. Selbst diese können je nach finanziellen Zuschüssen der einzelnen Bundesstaaten variieren.
Zurück zu den Dingen, die greifbar sind, etwa die Daten zur Reichweite. Das Basismodell mit Standard-Batterie kommt laut EPA-Messung 220 Meilen weit, das sind rund 350 Kilometer. In 5,6 Sekunden geht es von null auf 60 Meilen pro Stunde (96 km/h), bei 210 km/h liegt die Höchstgeschwindigkeit. Per Schnellladung bekommt das Model 3 in 30 Minuten genug Saft für 210 Kilometer, an einer 240-Volt-Steckdose ist es im gleichen Zeitraum Strom für 48 Kilometer. Hier dauert also eine komplette Ladung rund 7,5 Stunden, mit Supercharger könnte eine Stunde ausreichen. Genaueres hierzu sagt Tesla aber nicht. Das Basis-Model-3 wird erst ab November 2017 ausgeliefert, aktuell wird die 9.000 Dollar teurere Variante mit mehr Reichweite produziert. Sie schafft 310 Meilen, also knapp 500 Kilometer, die Ladezeiten liegen etwas über der Normalversion. Hier werden 60 Meilen pro Stunde nach 5,1 Sekunden erreicht, die Spitze beträgt 225 km/h. Gegen Ende des Jahres 2017 wird noch eine Allrad-Version hinzustoßen. Auf das Model 3 gibt Tesla vier Jahre und umgerechnet rund 80.000 Kilometer Garantie, bei der Batterie sind es acht Jahre und 160.000 Kilometer respektive 190.000 Kilometer bei den größeren Akkus.
Henry Ford sagte einst, man könne das Model T in jeder Farbe bekommen, solange es Schwarz ist. Auch beim Tesla Model 3 ist Schwarz die einzige serienmäßige Lackierung, die fünf weiteren Farben kosten jeweils 1.000 Dollar extra. Das Cockpit gibt sich aufs Maximale reduziert, alle Informationen laufen in einem 15-Zoll-Monitor zwischen Fahrer und Beifahrer zusammen. Dort steuert man auch die Zwei-Zonen-Klimaautomatik und das Internetradio. Was ist noch inklusive? WiFi und LTE, ein schlüsselloser Einstieg und die Klimasteuerung über die Tesla-App, Sprachsteuerung und eine Rückfahrkamera. Alle Leuchten des Tesla Model 3 arbeiten mit LED-Technik. In Sachen Sicherheit sind acht Airbags, acht Kamera, ein Frontradar und zwölf Ultraschall-Sensoren an Bord.
Man darf davon ausgehen, dass viele Model-3-Kunden zu den Extrapaketen greifen werden. Für 5.000 Dollar gibt es mehr Komfortausstattung. Auszug gefällig? Sitzheizung, Holzdekor im Cockpit, 12-fach elektrisch verstellbare Vordersitze, ein noch besseres Audiosystem, hochwertige Materialien und eine Abdeckung in der Mittelkonsole. Für Aufsehen sorgte Tesla in der Vergangenheit mit seinen Autopilot-Funktionen. Diese gibt es auch im Model 3, aber in zwei Stufen. Zunächst muss der ,erweiterte Autopilot" für 5.000 Dollar bestellt werden. Inklusive sind dann ein adaptiver Tempomat, Spurhaltung, automatischer Spurwechsel, selbständiger Wechsel der Autobahn und autonomes Einparken am Ziel. Wer noch einmal 3.000 Dollar drauflegt, bekommt die Technik, mit der das Model 3 komplett selbständig ohne Eingriff am Lenkrad fährt.
Das Tesla Model 3, ein Selbstläufer. Dieses Bild passt recht gut. Aktuell liegen 546.150 Reservierungen vor. Wer erst jetzt dazustößt, erhält sein Model 3 nicht vor April 2019. Ein riesiger Erfolg für Tesla, aber auch eine Bürde. Das Unternehmen muss nun die Produktion schnell hochfahren, um liefern zu können. Ziel: 500.000 Model 3 im Jahr 2018. Nach Möglichkeit ohne Kinderkrankheiten, denn ,das erste Elektroauto für den Massenmarkt" (O-Ton Tesla) bedeutet auch eine Menge Neukunden, die weniger verzeihen als langjährige Tesla-Fans.