Vans gelten als die Lastenesel unter den Autos. Keine Fahrzeugklasse schluckt mehr Gepäck, fasst mehr Passagiere und ist dennoch so vielseitig einsetzbar. Sei es der Umzug, der Familienausflug am Wochenende oder der große Einkauf bei Ikea: Vans bieten mit wenigen Handgriffen stets das richtige Setup für den jeweiligen Zweck. Wir haben den Chrysler Grand Voyager 2.8 CRD, den Citroën C8 HDi 170 und den Kia Carnival 2.9 CRDi gegeneinander antreten lassen.

MOTOR/GETRIEBE
Das Leistungsspektrum unserer Testwagen reicht von 163 bis 185 PS. Mit 2,2 Liter den kleinsten Hubraum hat der Citroën C8 HDi 170. Wie der Name schon sagt, leistet der Vierzylinder unter der Haube des Franzosen 170 PS. Mit 370 Newtonmeter ist er der Drehmoment-König in unserem Vergleich. So fühlt sich der Franzose unter den drei Testkandidaten am spritzigsten an. Im direkten Vergleich kann ihm nur der Kia folgen. Dessen 2,9-Liter-Triebwerk entwickelt eine Leistung von 185 PS und das Drehmoment liegt bei 343 Newtonmeter. Etwas hinterher hinkt der Chrysler Grand Voyager. Trotz eines Hubraums von 2,8 Liter sichert sich der Ami mit seinen 163 PS und einem Drehmoment von 360 Newtonmeter nur die rote Laterne auf dem Leistungsstockerl.

Lahmes Getriebe
Eine gewisse Mitschuld für die Trägheit des Chrysler trifft die schwächelnde Sechsgang-Automatik. Besonders nach Lastwechseln verschluckt sich der Automat gerne und sucht verzweifelt nach dem richtigen Gang. Eine Wahl bietet Chrysler seinen Kunden nicht: Ein Schaltgetriebe ist nicht erhältlich. Citroën und Kia haben dagegen beide Getriebevarianten im Angebot. In unseren Testwagen war jeweils die Handschalter-Version verbaut. Das sechsgängige Schaltgetriebe des Citroën kann durch seine Präzision und die kurzen Schaltwege überzeugen. Im Kia will der hakelige Schalthebel mit Nachdruck durch die Schaltkulisse dirigiert werden.

Deutliche Unterschiede beim Verbrauch
Beim Verbrauch der drei Vans zeigen sich deutliche Unterschiede. Als der Durstigste im Vergleich erwies sich der Kia Carnival. Mit durchschnittlich 11,4 Liter liegt er deutlich über den Herstellerangaben, den beziffern die Koreaner mit 7,8 Liter. Ähnlich ergeht es dem Chrysler, der mit 10,6 verbrauchten Liter aber nur 1,3 Liter über den Herstellerangaben bleibt. Mit dem wenigsten Treibstoff begnügt sich der Citroën. Durchschnittlich 8,9 Liter genehmigt sich der flotte C8 auf 100 Kilometer. Glaubt man dem Datenblatt, sollen es eigentlich nur 7,2 Liter sein.

KAROSSERIE/INNENRAUM
Die Stunde des Chrysler Grand Voyager schlägt, wenn es um die praktischen Aspekte geht. In der Länge überragt der Ami seine beiden Konkurrenten um mindestens 33 Zentimeter. Die enorme Breite von 1,95 Meter merkt man spätestens beim Einparken: Der Grand Voyager steht deutlich weiter in die Straße als das gängige Durchschnittsauto. Durch seine vergleichsweise geringe Höhe von 1,75 Meter wirkt er neben Citroën und Kia, der misst in der Breite sogar 1,98 Meter, noch untersetzter. Typisch amerikanisch ist die Frontansicht: Frei nach dem Motto ,Big is beautiful", fallen der Kühlergrill besonders massiv und die Motorhaube extra hoch aus. Auch die vielen Chromteile machen den Chrysler zum echten Ami.

Kia: Eher praktisch als hübsch
Beim Kia ist die Tatsache, dass die Koreaner für unser Empfinden eher praktisch als optisch denkende Menschen sind, nicht von der Hand zu weisen. Viel Plastik, die aufgesetzten Seitenbeplankungen und die unförmigen Front- und Heckstoßfänger machen den Carnival nicht unbedingt zum Hingucker. Als praktisch empfinden wir den Plastikschutz auf der Ladeschwelle. So entstehen beim Einladen schwerer und sperriger Gegenstände keine Kratzer auf dem lackierten Heckstoßfänger. Dem Aussehen des Citroën kommt zugute, dass die Karosserie weniger Ecken und Kanten hat als die des Kia. Insgesamt wirkt der C8 wertiger als der Koreaner, kommt aber an die äußere Anmutung des Chrysler nicht ran. Ein wenig Extravaganz verleihen die überdimensionalen senkrechten Heckscheinwerfer, die nahezu die ganze Rückansicht einnehmen.

Praktisches Sitzsystem
Der Innenraum des Grand Voyager zeigt sich mit zwei Gesichtern: hinten hui, vorne pfui. Der Ami ist serienmäßig mit dem Sitzsystem Stow `n Go ausgestattet. Dabei lassen sich die Sitze der zweiten Reihe und dritten Reihe vollständig in einem Fach im Boden versenken. Klappe auf, Sitz reinfalten, Klappe zu, fertig. Unschätzbarer Vorteil gegenüber den Mitbewerbern ist, dass die Sitze so immer im Auto bleiben. Der Wechsel zwischen Packwunder und Siebensitzer vollzieht sich quasi fließend und man braucht sich vor der Fahrt keine Gedanken darüber zu machen, ob die Sitze gebraucht werden oder nicht. Die dritte Sitzreihe kann sogar elektrisch umgeklappt und bei geöffneter Heckklappe verkehrt herum als Sitzgelegenheit für die Grillparty genutzt werden. Praktische Ablagen und Staufächer sowie Rollos für die Seitenscheiben runden das pfiffige Gesamtkonzept im Fond ab. Durch die bereits angesprochene niedrige Bauhöhe ist die Kopffreiheit in Reihe zwei und drei etwas eingeschränkt. Ab einer Körpergröße von 1,80 Meter kann es nach oben knapp werden. Und obwohl in der letzten Reihe drei Sitzplätze vorgesehen sind, können diese nur von Kindern genutzt werden. Zwei Erwachsene haben gerade noch ausreichend Platz. Um einen Dritten auf dem mittleren Platz zu bugsieren, wäre ein Schuhlöffel sehr hilfreich, so eng wird es dann. Im Cockpit sitzen die Passagiere zwar nicht so beengt wie achtern, allerdings verhindern hier das viele Plastik und das nicht sonderlich wertig wirkende Holzimitat ein angenehmes Wohlfühlklima.

Citroën serienmäßig nur für fünf Personen
Am besten hat uns das in der Exclusive-Ausstattung mit viel Leder gestaltete Cockpit des Citroën gefallen. Ok, die mittige Anordnung von Tachoinstrumenten und Navibildschirm ist gewöhnungsbedürftig. Doch gerade durch die unkonventionelle Position wird vor dem Lenkrad Platz für ein großes Ablagefach geschaffen. Von denen gibt es im gesamten Innenraum unzählige, so dass auch jeder noch so kleine Krimskrams verstaut werden kann. Als einzigen unserer drei Kandidaten gibt es den C8 serienmäßig nur als Fünfsitzer. Neben den drei einzeln verschiebbaren Stühlen in Reihe zwei, können im Kofferraum zwei weitere optionale Sitze für jeweils 390 Euro oder eine Dreier-Sitzbank für 899 Euro in den dafür vorgesehenen Schienen verankert werden. Wird das Mobiliar nicht gebraucht, kann es mit wenigen Handgriffen entfernt werden. Allerdings sollte hier der Herr des Hauses Hand anlegen. Frauen empfinden die ausgebauten Sitze als zu schwer, um sie in Keller oder Garage zu tragen.

Viel Plastik im Carnival
Einen Schönheitspreis wird das Interieur des Carnival nie gewinnen. Dafür haben die Asiaten schlichtweg zuviel Plastik verwendet. Cool und trendy sieht definitiv anders aus, zur Ehrenrettung des Kia muss aber erwähnt werden, dass er erheblich günstiger ist als die beiden anderen Testlinge. Doch dazu später mehr. Das Passagierabteil wirkt nicht mehr zeitgemäß und die Bestuhlung erinnert etwas an ein wülstiges Ledersofa aus den 80er-Jahren: Der Sitzkomfort geht in Ordnung, die Optik ist fragwürdig. Die Demontage gestaltet sich deutlich komplizierter als im Citroën. Allein drei Handgriffe sind notwendig, um die Sitze zu entfernen. Erst mit ein bisschen Übung lassen sie sich einigermaßen problemlos ausbauen.

FAHRWERK/LENKUNG
Beim Fahrwerk zeigt sich ganz schnell, wie gut die Ingenieure ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die Anforderungen, die Kunden in der Regel an das Fahrwerk eines Vans stellen, sind nicht gerade gering: Zum einen sollen die Packwunder straff genug sein, um sich auch mit kompletter Besatzung nicht in jeder Kurve bedrohlich zur Seite zu neigen, zum anderen wünschen die Insassen auch ein gewisses Maß an Komfort auf der großen Fahrt. Zudem ist die Zuladungsspanne bei den Vans deutlich größer als bei anderen Fahrzeugen. Im Kia Carnival sind beispielsweise bis zu 732 Kilogramm Gepäck zuladbar. Knapp dahinter folgt der Citroën C8 mit 700 Kilogramm Zuladung. Etwas abgeschlagen auf Platz drei landet der Chrysler Grand Voyager mit 600 Kilogramm.

Relativ straffes Fahrwerk
Den souveränsten Eindruck hinterlässt das Fahrwerk des Kia Carnival. Trotz der relativ straffen Abstimmung und der für einen Van erstaunlich geringen Wankneigung wirkt die Federung keinesfalls hölzern oder polterig. Auf kurviger Strecke ist der Carnival deutlich flotter unterwegs als seine Konkurrenten, die leichtgängie Lenkung unterstreicht die positiven Fahreigenschaften des Koreaners. Einen ähnlichen Charakter offenbart das Fahrwerk des Citroën C8 während unserer Testfahrten. Etwas weicher abgestimmt als die Federung des Kia, geht der C8 zwar immer noch verhältnismäßig flott um die Kurve. Allerdings spürt man bei dem Franzosen die Höhe von 1,85 Meter deutlich, Kurven sind nicht sein bevorzugtes Revier. Mehr als beim Kia sind im Citroën kleine Unebenheiten und Kanten auf der Straße fühlbar. Dennoch eignen sich beide auch für längere Strecken.

Chrysler: Schwammiges Fahrwerk
Wie die Automatik des Chryslers, lässt es auch das Fahrwerk gerne etwas ruhiger und entspannter angehen. Nur keine Hektik, vor allem in Kurven nicht. Sonst gerät der Ami-Van nämlich gehörig ins Schlingern. Von unseren drei Testlingen verträgt der Ami eindeutig die niedrigste Kurvengeschwindigkeit. Trotz der im Vergleich geringen Höhe neigt der Chrysler am ehesten zum Wanken bei flotten Richtungswechseln. Dieser Eindruck wird durch die relativ indirekte Lenkung verstärkt. Ordentlich Spiel und eine undefinierte Mittelposition vermitteln wenig Gefühl für das Auto. Bei Autobahnfahrten kann der Chrysler mit seinem sanften Gemüt jedoch überzeugen. Hier verwöhnt er die Insassen mit viel Komfort, auch auf lange

AUSSTATTUNG/PREIS
Kommen wir zum finanziellen Teil: Wie oben bereits erwähnt, ist der Kia der günstigste Van im Vergleich. Mit 32.000 Euro in der EX-Ausstattung liegt der Koreaner deutlich unter dem in der Exclusive-Variante 38.620 Euro teuren Citroën C8. Am tiefsten muss man für den Chrysler in die Tasche greifen: 43.990 Euro sind für den Grand Voyager Limited fällig.

Üppige Grundausstattung im Kia
Die üppigste Grundausstattung in Relation zum Preis bietet der Kia Carnival. In der Serienversion sind ohne Aufpreis unter anderem sechs Airbags, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, eine Klimaautomatik, ein Tempomat und Nebelscheinwerfer an Bord. Als Extras haben die Koreaner unserem 36.371 Euro teuren Testwagen ein Lederpaket, ein Navi und eine Metalliclackierung spendiert. Auch für viel Geld bekommt man beim Carnival kein Xenonlicht, bei den anderen beiden Testlingen ist diese Option serienmäßig verbaut.

C8: Plätze sechs und sieben nur gegen Aufpreis
Ähnlich reichhaltig ausgestattet wie der Carnival, ist der Citoen C8, allerdings zu einem deutlich höheren Preis. Ab Werk umfasst die Exclusive-Ausstattung des Franzosen unter anderem sechs Airbags, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, eine Klimaanlage, ein Automatikgetriebe, eine Lederausstattung, Parksensoren für vorne und hinten sowie Xenonscheinwerfer. Nur gegen Aufpreis bekommt man ein Navigationssystem, ein elektrisches Schiebedach, eine Metallic-Lackierung und die Plätze sechs und sieben.

Chrysler: Stow `n Go serienmäßig
Ein besonderes Augenmerk verdient der Chrysler in der Limited-Variante. Zwar ist der US-Bürger teurer als die beiden Konkurrenten, jedoch bietet er mit dem Sitzsystem Stow `n Go ein pfiffiges Detail, das den Grand Voyager zum Multitalent macht. Des Weiteren sind beispielsweise ein halbes Dutzend Airbags, eine Klimaautomatik, 17-Zoll-Räder, eine Einparkhilfe für hinten, ein Festplatten-Audiosystem mit Rückfahrkamera und Xenonscheinwerfer serienmäßig an Bord. Zusätzlich zur Kasse gebeten werden Chrysler-Kunden bei Extras wie etwa dem Luxury-Paket Limited inklusive dritter Sitzreihe, einem Festplatten-Navigationssystem, einem elektrischen Glas-Schiebedach und einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung.

Wertung

  • ☆☆☆☆☆☆☆☆☆☆
  • Wer gewinnt also unseren Vergleich? Diese Frage lässt sich gar nicht so einfach beantworten. Obwohl sich unsere drei Testlinge auf den ersten Blick recht ähnlich sind, unterscheiden sie sich zum Teil doch erheblich. Der eine hat hier seine Stärken, der andere kann das wiederum besser. Beginnen wir mit dem Kia Carnival: Der Koreaner kann vor allem durch den günstigen Preis, den spritzigen Motor und das beste Fahrwerk im Test überzeugen. Allerdings konnten die hakelige Schaltung und der biedere Innenraum nur wenig Sympathiepunkte sammeln. Der Chrysler Grand Voyager begeisterte in unserem Test durch das variable Sitzsystem, den hohen Komfort auf der Autobahn und die schicke Optik. Die nicht sonderlich gelungene Automatik und die hohe Wankneigung bringen den Ami um den Gesamtsieg. Den heimst sich mit knappen Vorsprung vor den beiden Konkurrenten der Citroën C8 ein. Ein spritziger Motor, eine präzise Schaltung und die einfache Handhabung machen den Franzosen zum besten Kompromiss der drei Vans.

  • Chrysler Grand Voyager
    85%
    bestes Sitzkonzept, hoher Langstreckenkomfort
    hohe Wankneigung, schwächelnde Automatik
  • Citroën C8
    85%
    spritziges Triebwerk, präzise Schaltung
    serienmäßig nur als Fünfsitzer erhältlich
  • Kia Carnival
    85%
    günstiger Grundpreis, straffes Fahrwerk
    hakelige Schaltung, Demontage der Sitze

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