1885 bauen Daimler und Maybach eine verkleinerte Version der Standuhr in ein hölzernes Zweirad ein, den so genannten Reitwagen. Dort liefert die Maschine 0,5 PS.
Im Jahr 1882 lösen sich Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach von Nikolaus Otto. In Cannstatt arbeiten sie an einem schnelllaufenden Viertaktmotor mit geringem Gewicht. 1884 entsteht ein Versuchsaggregat mit stehendem Zylinder, der wegen seiner Form ,Standuhr" genannt wird.
1886 kommt der Motor zum Einsatz in einem Kutschgestell, das erste Daimler-Automobil. Aus 0,46 Liter Hubraum generiert das Aggregat 1,1 PS. Die Maschine wiegt übrigens nur 40 Kilogramm.
Bevor Carl Benz im Jahr 1886 seinen berühmten Patent-Motorwagen baut, liefert er Zweitaktmaschinen für den Stationäreinsatz. Im Januar 1886 reicht Benz das Patent für sein dreirädriges ,Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb" ein, welches im November desselben Jahres erteilt wird.
Der wassergekühlte Einzylinder-Viertaktmotor leistet 0,75 PS bei 400 Umdrehungen pro Minute aus knapp einem Liter Hubraum. Charakteristisches Merkmal ist das große Schwungrad zum Anlassen.
Schon bald wächst die Motorleistung auf drei PS im Patent-Motorwagen Modell 3. Auf dem Bild sehen wir im Vordergrund Carl Benz höchstselbst am Steuer in der Herrenmode jener Zeit: Hut und Schnurrbart.
Daimler und Maybach suchten unterdessen nach einer Lösung für den mehrzylindrigen Ottomotor, um die Leistung und die Laufruhe zu erhöhen. Das Ergebnis ist 1889 der weltweite erste Zweizylinder-V-Motor im Stahlradwagen. Der 1,5 PS leistende Motor kam auch in Booten und als Stationärmotor zum Einsatz.
Die Suche nach höherer Leistung ist bei Benz der Grund für die Konzeption eines Zweizylinders im Jahr 1897. Dieser besitzt liegende Zylinder, deren gegenläufig arbeitende Kolben auf eine gemeinsame Kurbelwelle wirken. Benz nennt diese Bauart ,Contra-Motor", heute ist sie als Boxerprinzip bekannt. Eine erste 4,2-Liter-Variante wird 1898 in Omnibusse eingebaut.
Zurück zu Daimler: Hier entwickelt Maybach im Jahr 1900 einen Motor für den Mercedes 35 PS. Mehrere Innovationen kommen bei dem Aggregat zum Einsatz: Es gibt erstmals gesteuerte Ein- und Auslassventile, der bisherige Röhrchenkühler wird durch den effektiveren Bienenwabenkühler ersetzt.
Paul Daimler, der Sohn von Gottlieb Daimler, entwirft 1907 einen Reihensechszylinder, der unter anderem den Mercedes 39/75 PS antreibt und der erste Sechszylinder der Marke ist.
1910 beginnt bei Daimler die Fertigung von ventillosen Schiebermotoren nach dem Prinzip von Charles J. Knight. Als Vorteile gelten der ruhige Lauf und die Möglichkeit, im Vierzylindermotor für damalige Verhältnisse hohe Drehzahlen von bis zu 1.600 Umdrehungen zu erreichen.
Das Renn-Monster: Ein Vierzylinder treibt den legendären Blitzen-Benz an. Bei einem Rekordversuch auf der Rennbahn von Brooklands überschreitet der Fahrer Fritz Erle im Jahr 1909 erstmals die Marke von 200 km/h.
Ein wahrer Big-Block: Der Motor des Blitzen-Benz leistet aus monströsen 21,5 Liter Hubraum 200 PS bei 1.600 Umdrehungen pro Minute.
Im Jahr 1911 führt die Daimler-Motoren-Gesellschaft, kurz DMG, im Topmodell Mercedes 37/90 PS die Dreiventiltechnik, bestehend aus einem Einlassventil und zwei Auslassventilen, ein. Außerdem ist noch eine Doppelzündung mit an Bord.
Der Motor des Mercedes-Grand-Prix-Wagens von 1914 hat hingegen Vierventiltechnik. Das Aggregat mit seinen hohen Drehzahlen von bis zu 3.200 Umdrehungen pro Minute wird zum Vorbild für Flugmotoren im ersten Weltkrieg.
Bereits 1910 hatte man bei Benz die Vierventiltechnik entwickelt. Für die nach dem Bruder des deutschen Kaisers benannte Prinz-Heinrich-Fahrt entstehen zwei Rennwagen mit 80 und 100 PS bei jeweils 2.500 Umdrehungen pro Minute.
1921 stellt die DMG den weltweit ersten Personenwagen mit Kompressormotor vor. Damit soll die Verbrennung optimiert und die Leistung gesteigert werden. Nach der Fusion von Daimler und Benz im Jahr 1926 erhalten die großen Achtzylinder-Wagen als auch Sport- und Rennwagen die prestigeträchtige Technik. Hier im Bild: das Chassis des berühmten Mercedes SSK mit den markanten Schlangen an den Seiten.
Große Popularität bekommt der Mercedes SSK durch den Rennsport. Hier sehen wir Rudolf Caracciola im Jahr 1930 beim Bändigen des bis zu 250 PS starken SSK. Die Abkürzung steht übrigens für ,Supersport kurz".
Während der SSK ein Spielzeug der Reichen war, arbeitete man bei Mercedes zugleich an innovativen Konzepten für kompakte Limousinen. Das Ergebnis war im Jahr 1934 der Typ 130.
Die Besonderheit des 130 war sein im Heck untergebrachter Vierzylinder mit 1,3 Liter Hubraum. Obwohl auch der 1936 vorgestellte 170 H seinen Motor hinten trug, war das Interesse der Käufer begrenzt. Ein Grund war das bisweilen tückische Fahrverhalten der Heckmotorwagen.
Der Begriff ,Silberpfeile" ist seit den 1930er Jahren zur Legende geworden. Hier sehen wir den Mercedes W 125 von 1937. Bei ihm war der Kompressor nach den Vergasern angeordnet, um so das bereits fertige Gemisch zu verdichten. Die Leistung des Achtzylinders betrug 592 PS.
Noch ein berühmter Kompressor: Der Mercedes 540 K mit seinen geschwungenen Linien war ab 1936 das Auto der Reichen. Der Einsatz des Kompressors ließ die Leistung temporär auf 180 PS steigen, die Spitze lag bei 170 km/h.
Leistung voraus: Der 1954 erscheinende Mercedes 300 SL Flügeltürer ist der weltweit erste Serien-Pkw mit Viertaktmotor, der eine Benzineinspritzung erhält.
Der auch im 300 SL Roadster verbaute Motor erreicht 215 PS. Zum Einsatz kommt eine mechanisch geregelte Direkteinspritzung mit Hilfe einer Bosch-Sechsstempelpumpe.
1958 erreicht die Benzineinspritzung auch etwas volkstümlichere Auto-Regionen. Der Mercedes 220 SE besitzt einen Sechszylinder mit 2,2 Liter Hubraum und 115 PS.
Ein Auto für Päpste, Popstars und Potentaten: Im Mercedes 600 kommt ab 1963 ein V8-Einspritzmotor zum Einsatz. 250 PS sorgen in der staatstragenden Limousine für sportwagenähnliche Fahrleistungen. Das gezeigte Pullman Landaulet mit hinterem Verdeck war ein Geschenk für Papst Paul VI.
Der 6,3 Liter große Achtzylinder mit dem Kürzel M 100 dient sowohl kleineren V8-Motoren der Marke als Vorbild, kommt aber in unveränderter Form auch in anderen Fahrzeugen der Marke zum Einsatz.
Understatement pur: Unter der Haube des Mercedes 300 SEL 6.3 arbeitet der 600er-Motor. Er beschleunigt den Luxusliner in 6,5 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht eine Spitze von 222 km/h. Damit war der ,Sechs-Dreier" im Jahr 1968 die schnellste Limousine der Welt.
1975 setzt Mercedes mit dem 450 SEL 6.9 einen Meilenstein: Die Power-S-Klasse besitzt den leicht vergrößerten M 100-Motor, der aus 6,9 Liter Hubraum 286 PS holt. Seinerzeit sorgte die über 81.000 Mark teure Limousine für Aufsehen, bis heute ist es der Mercedes mit dem größten nicht aufgeladenen Motor.
Das Viertaktverfahren des Herrn Otto lässt sich auch mit Kreiskolbenmotoren nach den Ideen von Felix Wankel verwirklichen. Daimler-Benz schließt 1962 einen Lizenzvertrag mit NSU ab, um die Technik zu erforschen. Für Aufsehen sorgt 1969 das Experimentalfahrzeug C 111 mit Dreischeiben-Wankelmotor. In weiteren C 111-Entwicklungsstufen erreicht die Kreiskolbentechnik Serienreife, wird aber aufgrund des hohen Verbrauchs verworfen.
Lange Zeit ist der Buchstabe E am Heck das Kennzeichen der Einspritzer. So können Kunden im Jahr 1980 zwischen dem Mercedes 200 mit Vergaser und 109 PS (links im Bild) und dem 230 E mit Einspritzer und 136 PS (rechts) wählen. Erst 1991 geht das letzte Mercedes-Modell mit Vergaser in Rente.
Wir erinnern uns: Vor dem ersten Weltkrieg gab es bei Daimler als auch bei Benz bereits Vierventiltechnik. Knapp 70 Jahre später knüpft der sportliche 190er an diese Tradition an.
Die Krönung: Im Mercedes 600 SE und SEL kommt ab 1991 der erste Zwölfzylinder der Marke nach dem Krieg zum Einsatz. Optisches Erkennungszeichen auf der formal umstrittenen Karosserie ist das V12-Logo an den hinteren Seitenfenstern.
Weniger umstritten sind hingegen die technischen Daten des Zwölfenders: Er schöpft aus sechs Liter Hubraum eine Leistung von zunächst 408 PS. Die Spitze wird elektronisch bei 250 km/h abgeriegelt, ohne die Sperre wären sogar 290 km/h möglich.
Ein Comeback feiert im Jahr 1995 der Kompressor: Der aufgeladene 2,3-Liter-Motor mit 193 PS wird zunächst in der C-Klasse vorgestellt und findet 1996 Eingang in den nagelneuen Klappdach-Roadster SLK.
Die Spitze der Kompressortechnik markiert momentan der Achtzylindermotor des Supersportwagens Mercedes SLR McLaren, dessen 626 PS eine Beschleunigung von 3,8 Sekunden auf Tempo 100 ermöglichen.
2002 stellt Mercedes eine neue Generation von Ottomotoren mit Benzin-Direkteinspritzung und Kompressoraufladung vor. Zum Einsatz kommen die CGI-Aggregate unter anderem im CLS. Das Kürzel CGI steht dabei für ,Stratified Charged Gasoline Injection".
Auch der Turbolader dient der Leistungssteigerung in diversen Mercedes-Modellen. Unter anderem findet sich in der A- und B-Klasse der abgebildete Turbomotor mit zwei Liter Hubraum und 193 PS Leistung.
Power für den Rennsport: Gemeinsam mit McLaren schickt Mercedes seit 1994 neue Silberpfeile auf die Pisten der Formel 1. Im Bild ist der Rennmotor des Jahres 2007 zu sehen.
Das Forschungsfahrzeug F700 gibt einen Ausblick auf die Design- und Motorenzukunft bei Mercedes. Unter der geschwungenen Haube arbeitet ein neuartiger ,Diesotto"-Antrieb.
Wie der Name bereits verrät, soll der Diesotto-Motor die Vorteile der Otto- mit denen der Dieseltechnik kombinieren. Hohe Laufruhe und geringer Verbrauch gehören zu den Pluspunkten des selbstzündenden Benziners. Wann die Technik in Serie kommt, ist aber noch offen. Man darf also gespannt sein, was die nächsten Jahrzehnte bei Mercedes motorenseitig bringen werden.
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