Es gibt nach wie vor Leute, die glauben, dass alle Elektroautos gleich wären. Diese Ausgabe unseres wöchentlichen Verbrauchstests wiederlegt gegen diese Ansicht zumindest in Hinsicht des Stromverbrauchs. Wir haben den Kia e-Soul in der Topversion getestet.

Die getestete Version des neuen Elektro-SUV hat einen 204 PS starken Elektromotor und einen Akku mit 64 kWh Speicherkapazität. Unsere 360 Kilometer lange Standardstrecke von Rom nach Forlì absolvierte der Wagen mit 15,9 kWh/100 km. Das entspricht bei 30 Cent pro kWh einem Betrag von 4,77 Euro/100 km. Ein ausgezeichnetes Ergebnis, aber der Kia e-Soul ist noch nicht das effizienteste koreanische Elektroauto.

Kia e-Soul

Das sparsamste koreanische Elektro-Auto ist der Hyundai Kona Elektro. Er basiert auf der gleichen Plattform wie der e-Soul, hat die gleichen Elektromotoren (136 oder 204 PS) und die gleichen Lithium-Polymer-Batterien (39,2 oder 64,0 kWh Speicherkapazität). In der Klassifizierung der Verbräuche liegen die 15,9 kWh/100 km des Kia e-Soul gut, aber die sensationelle Zahl des Elektro-Kona von 12,0 kWh/100 km wird nicht erreicht.

Kia e-Soul

Der Test des Kia e-Soul wurde bei (für Italien) winterlichen Temperaturen, etwas Regen und mit aktivierter Heizung durchgeführt, was den Stromverbrauch erhöht. Der Kia e-Soul liegt hinter dem Nissan Leaf 40 kWh (13,1 kWh) und knapp vor dem Tesla Modell S 100D (16,4 kWh) und Mercedes EQC 400 4Matic (16,6 kWh). Aus dem Testverbrauch errechnet sich eine Reichweite von 403 Kilometer. Nicht schlecht für ein geräumiges Auto mit rund 1,7 Tonnen Gewicht.

Kia e-Soul

Sehen wir uns den Stromverbrauch und die daraus berechneten Reichweiten bei verschiedenen Verkehrssituationen an. Im dichten Verkehr Roms lag der Durchschnitt bei 20,5 kWh (Reichweite 311 km). Auf der italienischen Autobahn ergaben sich 26,0 kWh (245 km). Im gemischten Stadt- und Außerortsbetrieb verbessert sich die Situation deutlich und der Verbrauch sinkt auf 17,6 kWh, was einer Reichweite von etwa 360 km entspricht.

Kia e-Soul

Der geringste Stromverbrauch, den wir erreichten, lag bei 12 kWh/100 km, was einer theoretischen Reichweite von über 530 km entspricht. Im Test des maximalen Verbrauchs (bergauf) schlägt der e-Soul mit 75 kWh/100 km ziemlich über die Stränge. Daraus errechnet sich eine Reichweite von 85 Kilometer. Am Ende der gesamten Tests, bei denen wir über 900 Kilometer zurücklegten, zeigte der Bordcomputer einen Gesamtdurchschnitt von 18,5 kWh/100 km an.

Abschließend ein Wort zu der Bitta-Wallbox von Repower, mit der das Auto zu Beginn des Tests aufgeladen wurde. Die in der Garage von Motor1.com Italien installierte Wallbox verfügt über einen Mennekes-Anschluss (für Typ-2-Stecker). Die Nennleistung unserer Wallbox beträgt 3,7 kW einphasig bei 230 Volt und 16 Ampere.

Wallbox BITTA Repower

Neben der von uns verwendeten Wallbox gibt es auch Repower-Bitta-Wallboxen fürs einphasige Laden mit 1,4 oder 7,4 kW und Dreiphasen-Wallboxen mit 4,14 oder 22 kW. Um den Ladevorgang zu starten, können Sie wahlweise die aktivierte Karte, den Knopf an der Wallbox oder eine App verwenden. Die Installation kann auch an einer Stütze erfolgen. Auch eine doppelseitige Ausführung zum gleichzeitigen Laden von zwei Fahrzeugen gibt es.

Daten

Fahrzeug: Kia e-Soul 64 kWh
Testdatum: 6. Dezember 2019
Wetter: heiter/Regen, 16 Grad
Insgesamt gefahren: 943 km
Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Strecke Rom-Forlì: 78 km/h
Reifen: Nexen N Fera SU1 - 215/55 R17

Verbrauch und Kosten

Bordcomputer-Anzeige: 15,9 kWh/100 km
An der Ladesäule ermittelter Verbrauch: -
Mittel aus diesen Zahlen: 15,90 kWh/100 km
Strompreis: 0,30 Euro/kWh
Stromkosten: 4,77 Euro/100 km

Und so ermitteln wir den Verbrauch

Wenn Sie einen Freund nach dem Verbrauch seines Autos fragen, nennt er Ihnen wahrscheinlich einen Wert, der keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt. Vielleicht hat er den Wert vom Bordcomputer abgelesen, oder er hat seine Tankrechnungen aufbewahrt und sich daraus einen Verbrauch errechnet. Ähnlich ermitteln wir unseren Testverbrauch: Er ergibt sich als Mittel aus Bordcomputer-Wert und dem an der Tankstelle ermittelten Verbrauch. Die Testautos werden stets von Fabio Gemelli von Motor1.com Italien gefahren. Der Journalist fährt häufig fürs Wochenende von der Redaktion in Rom in seine Heimat Forlì (in der Emilia-Romagna). Dabei bewegt er die Autos bewusst sparsam: Er bleibt knapp unter der Höchstgeschwindigkeit (auf der italienischen Autobahn: 130 km/h), vermeidet abruptes Beschleunigen und Bremsen und fährt vorausschauend. Die Teststrecke Rom-Forlì ist etwa 360 Kilometer lang und umfasst 65 Prozent Superstrada (autobahnähnliche Schnellstraße, Tempolimit zwischen 90 und 110 km/h), 25 Prozent Autostrada (Autobahn, Tempolimit 130 km/h), fünf Prozent Strada Statale (Bundesstraße, Tempolimit 90 km/h) und fünf Prozent Stadtverkehr. Dabei wird der Apennin überquert, die Strecke enthält also durchaus auch Steigungen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt in der Regel bei 70 bis 80 km/h. Am Ende der Strecke notiert unser Tester die Bordcomputer-Anzeige und berechnet (bei Autos mit Verbrennungsmotor) den Verbrauch an der Zapfsäule. Dabei wird "von voll bis voll" gemessen, wobei voll bedeutet: Das Tanken wird beim ersten Klick der Zapfpistole beendet. Dann berechnet Fabio den Mittelwert. Die Kosten berechnen wir jedoch anhand der deutschen Preise (Durchschnittskosten laut ADAC zum Zeitpunkt der Veröffentlichung). Bei Elektroautos verwenden wir den Bordcomputer-Verbrauch und einen durchschnittlichen Strompreis von 30 Cent pro kWh, der im vom Bundeswirtschaftsministerium angegebenen Bereich liegt. Bei Erdgas- und Autogas-Fahrzeugen wird der Durchschnittspreis von www.gas-tankstellen.de in Anschlag gebracht.

 

Bildergalerie: Kia e-Soul (2019)