Der französische Tourist am Mittelmeer-Strand kann offenbar gar nicht genug von unserem Testwagen bekommen. Wie wild knipst er das Auto in "Quantumgelb Metallic", sobald wir ihm entgegenkommen. Offenbar hat der neue Kia XCeed bereits einen Liebhaber gefunden. Genauso stellt sich Kia das nämlich vor: Für gut 60 Prozent der XCeed-Kundschaft soll das Design die Hauptrolle spielen. Ist der neue Crossover also nur ein Blender mit schönem Schein? Wir sind den XCeed als Benziner und Diesel gefahren.

Wie groß ist der XCeed eigentlich?

Erster Eindruck: Der Kia XCeed kann sich sehen lassen, momentan hat die Marke in Sachen Design einen guten Lauf. Aber wenden wir uns lieber den harten Fakten zu, schließlich liegt Schönheit immer im Auge des Betrachters. Basis für den XCeed ist die intern "K2" genannte Ceed-Plattform. Sie ist übrigens auch der Grund dafür, dass es beim XCeed keinen Allradantrieb gibt. 4,39 Meter ist der XCeed lang und sortiert sich damit zwischen Stonic und Sportage ein. Als Konkurrenten kann man den BMW X2, den Mazda CX-30, den Mercedes GLA und den Toyota C-HR nennen.

Den Radstand von 2,65 Meter teilt sich der Kia XCeed mit dem fünftürigen Ceed, übernimmt aber ansonsten lediglich die vorderen Türen von ihm. Insgesamt ist der XCeed rund neun Zentimeter länger, knapp drei Zentimeter breiter und etwa fünf Zentimeter höher. Seine Bodenfreiheit beträgt 184 Millimeter, man sitzt laut Kia um 37 Millimeter höher als im Ceed Fünftürer. Auch beim Kofferraumvolumen gibt es ein Plus: 426 bis 1.378 Liter passen hinein. Je nach Ausstattung schließt die Heckklappe elektrisch.

Soweit die Theorie, lassen sie uns den XCeed entern. Vorne wie hinten gehen die Kopf- und Beinfreiheit absolut in Ordnung, mit 1,88 Meter Körpergröße finde ich bequem Platz. Vom bequemen Fahrersitz aus ist die Sicht nach schräg hinten aber aufgrund der breiten C-Säule eingeschränkt, hier siegte die Form über die Funktion. Als Ausgleich punktet das Cockpit mit schnell verständlicher Bedienung: Eigene Tasten für viele Funktionen, klare Drehregler mit Temperaturanzeige bei der Klimaautomatik und als Krönung das 10,25-Zoll-Navi mit vielen Online-Diensten. Vorteilhaft ist die horizontale Ausrichtung, wodurch es nicht massiv in Richtung Scheibe ragt. Sieben Jahre Updates und Live Services sind inklusive. Apropos inklusive: Jeder XCeed bekommt ab Werk LED-Scheinwerfer und einen Spurhaltewarner.

Sehr stolz ist Kia auf sein erstes Digitalcockpit in Europa. Es ist mit 12,3 Zoll auch schön groß, nur zeigt es (anders als etwa Audi/VW) keine Landkartenansicht. Vor allem deshalb erscheint es verzichtbar, zumal die meisten Ausstattungslinien sowieso mit analogen Instrumenten vom Band im slowakischen Zilina rollen.

Was gibt es unter der Haube?

Lassen Sie uns einen Blick auf die Motoren werfen: Wenig überraschend liefert auch hier der "normale" Ceed die Blaupause. In Deutschland stehen drei Benziner und zwei Diesel zur Wahl. Sie weisen einen Ottopartikelfilter respektive SCR-Kat auf. 2020 folgen noch 48-Volt-Mildhybrid-Varianten der Diesel und ein XCeed mit dem Plug-in-Hybrid des Niro. Hier das Motorenangebot zum Marktstart am 21. September 2019 im Überblick:

Kia XCeed 1.0 T-GDI 1.4 T-GDI 1.6 T-GDI 1.6 CRDi 115 1.6 CRDi 136
Zylinder 3 4 4 4 4
Hubraum 998 ccm 1.353 ccm 1.591 ccm 1.598 ccm 1.598 ccm
Leistung 88 kW (120 PS) 103 kW (140 PS) 150 kW (204 PS) 85 kW (115 PS) 100 kW (136 PS)
Drehmoment 172 Newtonmeter 242 Nm 265 Nm 280 Nm 280/320 Nm (je nach Getriebe)
Getriebe Sechsgang manuell Sechsgang manuell/Siebengang-DCT Sechsgang manuell/Siebengang-DCT Sechsgang manuell Sechsgang manuell/Siebengang-DCT

Was also nehmen? Grundsätzlich haben wir uns auf unseren Probefahrten immer für das DCT entschieden, es kostet 2.000 Euro Aufpreis. Die jeweils kleinsten Motoren standen nicht bereit, für sie erwartet Kia im XCeed auch nur geringe Anteile. Für unsere erste Testrunde steht der große 204-PS-Benziner bereit. Kraft satt, möchte man meinen, doch besonders beim schnellen Einfädeln auf die Autobahn braucht er etwas, um in die Puschen zu kommen. Hinzu kommt generell ein etwas rauhes Laufgeräusch. In dieser Hinsicht ist der 136-PS-Diesel recht markant, seine 2.000 Euro Aufpreis gegenüber dem 140-PS-Benziner sind dort besser im DCT investiert. 

Kia selbst rechnet mit einer ungefähren 50:50-Entscheidung der Käufer zwischen den Getrieben, aber einem 65-prozentigen Verkaufsanteil des 1.4 T-GDI. Völlig zu Recht: Dieses Aggregat erweist sich als völlig ausreichend und harmonisch im Umgang. Hinzu kommt, dass der Unterschied im Drehmoment zum 1.6 T-GDI bei gerade einmal 23 Newtonmeter liegt, auch im Hubraum trennt beide Motoren nicht viel. Erst bei der Beschleunigung auf 100 km/h nimmt der 1600er seinem kleineren Bruder rund zwei Sekunden ab. Doch insbesondere mit DCT an Bord gelten zwei Devisen: "Reisen statt Rasen" und "Weniger ist mehr". Zwar ist das Fahrwerk des XCeed generell um Ausgewogenheit bemüht, doch mit den 18-Zöllern werden Querfugen auch mal durchgereicht. Schade nur, dass es einzig für die Basisversion "Edition 7" auch 16 Zoll gibt, ansonsten sind 18 Zoll Serie. In diesem Punkt wären 17-Zöller ein gutes Mittelding.

Und in Sachen Kosten?

Das bringt uns zu den Preisen des Kia XCeed: Los geht es mit 21.390 Euro für den Basis-Benziner. Der 1.4 T-GDI mit 140 PS startet bei 22.390 Euro, mit DCT kostet er schon 26.490 Euro, weil hier eine höhere Ausstattung namens "Vision" notwendig wird. Obwohl dann bereits gut ausgestattet, raten wir zum "Spirit" (26.390/28.390 Euro). Hier ist die Zwei-Zonen-Klimaautomatik Serie, ebenso ein Digitalradio sowie mit DCT auch ein adaptiver Tempomat und ein Stauassistent. 1.390 Euro zusätzlich kostet das Navi-Paket und nur für "Spirit" gibt es das sogenannte Xclusive-Paket (1.590 Euro) mit 40:20:40-Rückbank, Sitzheizung hinten, elektrischer Heckklappe, Totwinkelwarner und Querverkehrswarner. Die bunte Inneneinrichtung mit den Sitzen im Dalli-Dalli-Wabenmuster auf unseren Bildern gehört zu der "Launch Edition". Sie würde beim 1.4 T-GDI mit DCT exakt 33.390 Euro kosten und bietet de facto eine Vollausstattung.

Fazit: 8/10

Über die Sinnhaftigkeit von Crossover-Fahrzeugen kann diskutiert werden. Doch Kia macht beim XCeed vieles richtig: Ansprechendes Design, gute Raumverhältnisse und ein faires Preis-Leistungsverhältnis. Die Chancen stehen sehr gut, dass der XCeed wie von Kia prognostiziert das meistverkaufte Ceed-Modell wird. Unser Tipp: Der 1.4 T-GDI mit DCT-Getriebe.

Bildergalerie: Kia XCeed (2019) im Test

Kia XCeed 1.4 T-GDI DCT

Motor Vierzylinder-Turbobenziner, 1.353 ccm
Leistung 103 kW (140 PS) bei 6.000 U/min
Max. Drehmoment 242 Nm bei 1.500 - 3.200 U/min
Antrieb Frontantrieb
Getriebeart Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
Beschleunigung 0-100 km/h 9,5 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 200 km/h
Verbrauch 5,9 Liter/100 km
Emission 135 Gramm CO2 pro km
Länge 4.395 mm
Breite 1.826 mm
Höhe 1.495 mm
Kofferraumvolumen 426 - 1.378 Liter
Zuladung 485 kg
Leergewicht 1.511 kg
Anhängelast 1.410 kg
Marktstart 21. September 2019
Basispreis 26.490 Euro