Dieses Auto sieht groß aus. Täuscht das?

Nein, der Ford Edge ist in den Dimensionen durchaus mit Mercedes GLE und Co. vergleichbar. Die Auflistung der Abmessungen und technischen Daten finden Sie unter dem Artikel. Bei derartiger Konkurrenz offenbart sich das vielleicht größte Problem des Edge. SUVs der oberen Mittelklasse sind Premiumfahrzeuge! Ford versucht diesem Anspruch nicht gerecht zu werden, sondern bietet eine „günstige“ Variante für diese Klasse. Die Frage ist nur: Suchen Menschen wirklich nach einem voluminösen Premium-SUV ohne Premium?

Kommt drauf an. Was kostet er?

In der Basis mit 190-PS-Diesel (gleicher Motor wie im Testwagen) ab 42.900 Euro. Im Falle unseres Testwagens handelt es sich jedoch um die Titanium-Ausstattung für 47.200 Euro. Mit ein paar Extras sind es insgesamt 53.530 Euro. Hierzu gehören nützliche Extras wie die Frontkamera (350 Euro), Außenspiegel mit Toter-Winkel-Assistent (460 Euro) und die Scheinwerfer-Reinigungsanlage (220 Euro). Ob solche Features nicht ohnehin Serie sein sollten, kann man hinterfragen. Darüber hinaus sind auch sehr, sehr unnötige Extras an Bord. Allen voran, die perforierte Lederpolsterung (2.750 Euro)!

Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass ich als Autotester kein Auto in den letzten fünf Jahren gefahren bin, das einen unangenehmeren Sitzbezug hatte. Das Leder schmiegt sich an den Körper wie eine billige Regenjacke an einem heißen Sommertag.

Davon abgesehen ist der Innenraum in Ordnung?

Ist er! Vor allem: geräumig! In der zweiten Reihe haben auch größere Erwachsene genügend Beinfreiheit. Die Materialien fallen nicht sonderlich mies oder hochwertig aus. Viel hartes Plastik rahmt Armaturen und Mittelkonsole und auch das ein oder andere Knartzen ist hörbar. Beim Kofferraum überzeugt der Edge nur bedingt: 602 bis 1.688 Liter sind nicht schlecht, ein Skoda Kodiaq schluckt jedoch mehr: zwischen 650 und 2.065 Litern. Den Kodiaq bekommt man zum ähnlichen Preis mit gleicher Leistung, besserer Verarbeitung und hochwertigeren Materialien. Drüber hinaus funktioniert das Infotainment samt Navi im Skoda deutlich besser!

Die grauenvoll-umständliche Menüführung des Edge kann zeitweise sehr nerven. Er verfügt zwar (dank Facelift) über das Sync-3-System, was etwas besser funktioniert als das alte Infotainment, und doch machen es viele andere Hersteller besser. An mangelndem Geld kann es nicht liegen. Fiat zeigt mit seinem Infotainment beispielsweise wie Kooperationen mit Anbietern wie TomTom zu eleganten Lösungen führen können.

Gibt es Positives?

Der 190-PS-Dieselmotor zieht mit seinen 400 Newtonmetern gut an und klingt dezent. Insgesamt bietet das Auto wirklich guten Reisekomfort, fährt sich entspannt, federt angenehm, heizt auf Wunsch die Sitze oder kühlt mit einer starken Klimaanlage. Auch gegen 39 Grad Außentemperatur. Ab der Titanium-Ausstattung setzt Ford auf die sogenannte „Active Noise Control“, die Wind- und Dröhngeräusche unterdrückt indem Gegenfrequenzen über die Lautsprecher eingespielt werden. Nach langer Fahrt steigt man dadurch etwas entspannter aus. Der Sechsgang-Handschalter knorpelt ein wenig durch die langen Gassen, schaltet sich trotzdem präzise und völlig unproblematisch. Mit einer Zuladung von 558 Kilo wird wohl jeder Heimwerker glücklich und mit einer Anhängelast von zwei Tonnen die meisten Pferdebesitzer. Auch der Testverbrauch fällt mit 6,9 Litern auf 100 Kilometern angemessen aus. Es handelt sich schließlich um ein Zwei-Tonnen-Auto mit automatisch arbeitendem Teilzeit-Allradantrieb. Der schaltet und waltet übrigens bedarfsgerecht und unauffällig.

Und was ist mit dem Rest?

Der überzeugt leider nicht richtig. Ich würde liebend gerne etwas anderes schreiben, weil ich das Auto eigentlich ganz hübsch finde, das reicht aber nicht. Zum Beispiel könnte die Bodenfreiheit (16 Zentimeter) etwas besser sein. Die Sitzposition ragt ungewöhnlich weit nach oben. Das liegt wohlgemerkt nicht an der Höhe des Autos, sondern an der Höhe des Sitzes und der geringen Verstellmöglichkeit nach unten. Die Karosserie fällt zudem bemerkenswert unübersichtlich aus. Hinter der gewaltigen A-Säule können sich Lastwagen verstecken, ganz zu schweigen von Fußgängern.

Fazit 6/10

Das wäre alles zu verschmerzen, wenn der Edge nicht so einen stolzen Preis hätte. Wenn Sie einen rabattwilligen Händler finden und sich so das Preis-Leistungs-Verhältnis angleicht, wird der Edge attraktiver. Die Konkurrenz ist und bleibt allerdings sehr, sehr gut.

 

Bildergalerie: Ford Edge 2.0 TDCi im Test (2019)

Bild von: Fabian Grass

Technische Daten Ford Edge 2,0l EcoBlue 4x4 Titanium

Motor Vierzylinder-Turbo-Diesel, 1995 ccm
Antrieb Allradantrieb
Leistung 140 kW (190 PS)
Getriebeart Sechsgang-Schaltgetriebe
Max. Drehmoment 400 Nm bei 2.000 U/min
Höchstgeschwindigkeit 203 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h 10,4 Sekunden
Länge 4.827 mm
Breite 2.184 mm
Höhe 1.751 mm
Kofferraumvolumen 602 – 1.688 Liter
Leergewicht 2.032 kg
Zuladung 558 kg
Anhängelast 2.000 kg
Verbrauch 6,0 Liter | Testverbrauch: 6,9 Liter
Emission 156 Gramm CO2 pro km; Euro 6d-Temp
Anzahl der Sitze 5
Bodenfreiheit 160 mm
Basispreis 47.200 Euro
Preis des Testwagens 53.530 Euro