Gibt es ein ideales Rezept für geringen Spritverbrauch? Vielleicht nicht nur eines, sondern mehrere. Eines davon ist ein Plug-in-Hybrid-Antrieb auf Basis eines Diesels. So etwas bietet Mercedes in der E-Klasse an, das Modell heißt E 300 de. In unserer Verbrauchstest-Reihe haben wir die Limousine auf die Standardstrecke Rom-Forlì geschickt.

Das Auto besitzt einen 194 PS starken Zweiliter-Dieselmotor. In das Automatikgetriebe (9G-Tronic) ist ein 122 PS starker Elektromotor integriert. Dazu kommt noch ein Akku mit einer Speicherkapazität von 13,5 kWh und eine Auflademöglichkeit. Die Karosserie kommt mit ausgefeilter Aerodynamik auf einen hervorragenden cW-Wert von 0,23. Das Ergebnis dieser Kombination ist ein von uns gemessener Verbrauch von 3,45 Liter je 100 km. Das entspricht beim derzeitigen (deutschen) Spritpreis Kraftstoffkosten von 4,45 Euro je 100 Kilometer. Hinzu kommen noch die Stromkosten, denn der Akku war am Anfang des Tests voll.

Die 13,5 kWh Strom aus der Steckdose ermöglichten es mir, die ersten 48 Kilometer durch Rom emissionslos zu fahren. Mit dem so erzielten Durchschnittsverbrauch von 3,45 Liter schafft es die Limousine mit dem Stern in Top 10 der sparsamsten von mir getesteten Autos. Außerdem belegt das Auto Platz vier in der Rangliste bei den Plug-in-Hybrid-Autos. Besser als die wiederaufladbare E-Klasse waren nur kompaktere Benzinfahrzeuge, wie der Kia Niro Plug-in-Hybrid (3,30 Liter), der Hyundai Ioniq Plug-in Hybrid (2,90 Liter) und der Toyota Prius Plug-in Hybrid (2,50 Liter).

Nuova Mercedes Classe E berlina

Ein Auto aus dem gleichen Segment wie die E-Klasse, aber mit konventionellem Benzinmotor und noch kraftvoller ist der Volvo V90 T8, der im gleichen Test 6,00 Liter verbraucht hat. Der einzige andere getestete Diesel-Plug-in-Hybrid war der Audi Q7 e-tron, der auf 5,49 Liter kam. Interessant ist auch, der Vergleich mit den 3,60 Liter, die das konventionell angetriebene Mercedes E 220 d Cabrio brauchte, das den gleichen Dieselmotor hat, aber ohne Elektrounterstützung auskommen muss.

Nuova Mercedes Classe E berlina

Das Plug-in-Hybrid-Auto kann an einer Haushaltssteckdose oder an einer Säule aufgeladen werden. An der Säule dauert es mit dem 7,2 kW-Onboard-Ladegerät nur zwei Stunden. Bei voller Batterie habe ich wie erwähnt 48 Kilometer geschafft, der Verbrauch wurde mit 19 kWh/100 km angezeigt. 

Nuova Mercedes Classe E berlina

Wie ist der Stromverbrauch bei verschiedenen Verkehrssituationen? Wir haben ein Auge auf den Bordcomputer gehabt und die Anzeigen in verschiedenen Verkehrssituationen notiert.

Innerorts und auf der Landstraße können Sie mit durchschnittlich 22 kWh/100 km und etwas mehr als 41 km Reichweite rechnen. Auf der Autobahn sind es durchschnittlich 29 kWh/100 km und 30 km Reichweite. Der Spartest (konstant 70 bis 80 km/h) ergab 13,5 kWh/100 km und eine Reichweite von fast 58 km. Im Maximalverbrauchstest (bergauf mit viel Gas) zeigte der Bordcomputer 50 kWh/100 km an, wodurch sich die Reichweite auf etwa 16 km reduziert.

Der Verbrauch mit leerer Batterie ist ebenfalls ausgesprochen niedrig. Im Zentrum Roms lag er bei gut 6,5 Liter/100 km, ansonsten betrug er innerorts und auf der Landstraße 5,1 Liter/100 km.

Nuova Mercedes Classe E berlina

Bei Autobahngeschwindigkeit liegt der Durchschnitt bei 5,8 Liter/100 km, im Spartest mit konstant 70 bis 80 km/h bei 3,8 Liter/100 km und der maximale Verbrauch wurde mit 31,5 Liter/100 km bestimmt, jedoch mit überdurchschnittlichen Geschwindigkeiten. Nach insgesamt gefahrenen 1.200 Kilometer und zwei vollständigen Ladevorgängen lag der vom Bordcomputer angezeigte Verbrauch bei 4,6 Liter/100 km.

Daten

Fahrzeug: Mercedes E 300 de
Testdatum: 19. April 2019
Wetter: heiter, 23 Grad
Insgesamt gefahren: 1.224 km
Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Strecke Rom-Forlì: 79 km/h
Reifen: Pirelli Cinturato P7 XL - 245/45 R18 vorne 275/40 R18 hinten

Verbrauch und Kosten

Bordcomputer-Anzeige: 3,60 Liter/100 km
An der Zapfsäule bestimmter Verbrauch: 3,30 Liter/100 km
Mittel aus diesen Zahlen: 3,45 Liter/100 km
Kraftstoffpreis: 1,29 Euro/Liter (Diesel)
Kraftstoffkosten: 4,45 Euro/100 km

Und so ermitteln wir den Verbrauch

Wenn Sie einen Freund nach dem Verbrauch seines Autos fragen, nennt er Ihnen wahrscheinlich einen Wert, der keine Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt. Vielleicht hat er den Wert vom Bordcomputer abgelesen, oder er hat für eine gewisse Zeit seine Tankrechnungen aufbewahrt und zusammengerechnet. Ähnlich ermitteln wir unseren Testverbrauch: Der Wert ergibt sich aus dem Mittel aus Bordcomputer-Wert und dieser beiden Zahlen. Die Testautos werden stets von Fabio Gemelli von Motor1.com Italien gefahren. Der Journalist fährt häufig fürs Wochenende von der Redaktion in Rom in seine Heimat Forlì (in der Emilia-Romagna). Dabei bewegt er die Autos bewusst sparsam: Er bleibt knapp unter der Höchstgeschwindigkeit (in Italien auf der Autobahn 130 km/h), vermeidet abruptes Beschleunigen und Bremsen und fährt vorausschauend. Die Teststrecke Rom-Forlì ist etwa 360 Kilometer lang und umfasst 65 Prozent Superstrada (autobahnähnliche Schnellstraße, Tempolimit zwischen 90 und 110 km/h), 25 Prozent Autostrada (Autobahn, Tempolimit 130 km/h), fünf Prozent Strada Statale (Bundesstraße, Tempolimit 90 km/h) und fünf Prozent Stadtverkehr. Dabei wird der Apennin überquert, die Strecke enthält also durchaus Steigungen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt in der Regel bei 70 bis 80 km/h. Am Ende der Strecke notiert unser Tester die Bordcomputer-Anzeige und berechnet (bei Autos mit Verbrennungsmotor) den Verbrauch an der Zapfsäule. Dabei wird "von voll bis voll" gemessen, wobei voll bedeutet: Das Tanken wird beim ersten Klick der Zapfpistole beendet. Dann berechnet er den Mittelwert. Die Kosten berechnen wir anhand der deutschen Preise (Durchschnittskosten laut ADAC zum Zeitpunkt der Veröffentlichung). Bei Elektroautos verwenden wir den Bordcomputer-Verbrauch und den durchschnittlichen Strompreis von deutschen Haushalten, wie von www.stromauskunft.de angegeben.

Bildergalerie: Mercedes E-Klasse Limousine (2017)