Neufahrzeuge, die auf Europas Straßen fahren, sollen in Zukunft sauberer werden. Dazu hat die EU-Kommission im November 2022 einen Vorschlag für Pkw, Transporter, Lkw und Busse vorgelegt – die Euro-7-Norm. Diese regelt nicht nur die Emissionen aus dem Auspuff, sondern auch die Partikel von Bremsen und Reifen, die bei Elektrofahrzeugen die größten Emissionsquellen darstellen.

Die neue Euro-7-Norm soll für Pkw schon 2025 in Kraft treten. Die Mehrkosten pro Auto schätzt die Kommission auf 90 bis 150 Euro pro Fahrzeug, also auf weit weniger als 1 Prozent des durchschnittlichen Fahrzeugpreises in der EU, während der soziale Nutzen angeblich fünfmal höher sein wird.

Aber die Industrie sieht das anders und rechnet mit weit höheren Kosten. Diese könnten dazu führen, dass beliebte Modelle vom Markt verschwinden. Insbesondere die Segmente der Kleinst- und Kleinwagen wären betroffen. Bereits amtlich ist das Aus des Audi A1 und des Ford Fiesta. Im Gespräch mit der Zeitschrift "auto motor und sport" (Ausgabe 7/2023) hat Skoda-Chef Klaus Zellmer jetzt eine klare Ansage gemacht: Wenn Euro 7 kommt, wird der Skoda Fabia eingestellt.

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Gegenüber der "ams" sagte Zellmer wörtlich: "Nach heutigem Stand ja. Nehmen Sie allein die Feinstaub-Emission bei den Bremsen. Um die angestrebten Grenzwerte einzuhalten, bräuchten wir eine Bremsanlage, die noch gar nicht entwickelt ist. Und da gibt es noch viele weitere Beispiele." Zellmer weiter: "Wenn Euro 7 so umgesetzt wird wie aktuell angedacht, dann wird uns das massive Investitionen abverlangen, die uns dann wiederum für die Transformation hin zur E-Mobilität fehlen."

Der Fabia gehört nach dem Octavia zu den meistverkauften Skoda-Modellen, 2021 erschien die jüngste Generation auf derselben Plattform wie der VW Polo. Die Ankündigung des Skoda-Chefs, den Fabia wegen Euro 7 vom Markt zu nehmen, könnte laut der "auto motor und sport" darauf hinweisen, dass auch der Polo eingestellt wird, weil die Nachrüstung neuer Abgastechnik zu teuer ist.

VW-Chef Thomas Schäfer hatte die Zusatzkosten auf rund 5.000 Euro geschätzt, wodurch der Preis für den Polo in der Basis-Ausstattung auf mindestens 25.000 Euro steigen würde. Zu diesem Preis gilt der Polo aber auf dem Markt nicht mehr als konkurrenzfähig. Das reguläre Laufzeitende des Polo VI ist 2024. Bislang hat sich VW aber noch nicht endgültig zur Zukunft der seit 1975 existierenden Baureihe geäußert.

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Zwar plant VW ein Elektroauto unterhalb des ID.3, dessen Design man in Kürze präsentieren möchte. Von diesem Fahrzeug dürfte es auch Ableger seitens Cupra und Skoda geben. Ergo würden der Polo und der Fabia (dessen Zyklus bis 2027 laufen könnte) keine direkten Nachfolger erhalten. "Es bleibt dabei, dass die Material- und Fertigungskosten von E-Fahrzeugen deutlich höher sind als die von Verbrennern", so Skoda-Chef Zellmer im Interview mit der "auto motor und sport". 

"Es kann sein, dass das in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts kippt, weil parallel die Verbrenner aufgrund der Emissionsanforderungen teurer werden." Zudem bieten Elektroautos laut Zellmer weniger Skaleneffekte und bleiben deshalb teurer als Verbrenner. Auch die Modellvielfalt werde abnehmen. "Je weiter wir in Richtung batterieelektrische Fahrzeuge gehen, desto mehr wird sich die Variantenvielfalt reduzieren. Das sieht man heute schon, wenn man die Variantenvielfalt vom Octavia und vom Enyaq vergleicht."

Hyundai hingegen wird an Modellen wie dem i10 und i20 festhalten. Im Gespräch mit der britischen "Autocar" bestätigte Michael Cole, der Europa Director der Marke, neue Generationen. Diese werden sukzessive elektrifiziert, bis 2030 könne man rein elektrische Versionen erwarten. Renault wiederum bringt 2024 die elektrische Neuauflage des Renault 5. Ob diese nur den Zoe oder langfristig auch den Clio ablöst, ist noch offen. Definitiv bekommt der Twingo mit Ende der Smart-Kooperation keinen Nachfolger.

Gut für Dacia: Laut Markenchef Denis Le Vot bleibt der Sandero bis etwa 2028/29 im Programm. Natürlich mit stetigen Optimierungen, einen möglichen Nachfolger erwarten wir dann elektrisch. Eine clevere Lösung: Ein komplett neuer Verbrenner-Sandero würde sich mit Euro 7 verteuern, was gerade bei den scharf kalkulierten Dacia-Preisen ins Kontor schlüge. Und bis Ende des Jahrzehnts dürfte eine Elektro-Plattform günstig genug geworden sein.

Bis 2035 werden die Euro-7-Vorschriften die NOx (Stickstoffoxide)-Emissionen von Pkw und Transportern im Vergleich zu Euro-6 um 35 Prozent und die von Bussen und Lkw im Vergleich zu Euro VI um 56 Prozent senken. Gleichzeitig werden die Partikelemissionen aus dem Auspuff um 13 Prozent bei Pkw und Transportern und um 39 Prozent bei Bussen und Lkw gesenkt, während die Partikelemissionen aus den Bremsen eines Pkw um 27 Prozent sinken sollen.

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