Wissen Sie noch, was der erste Mini gewogen hat? In der leichtesten Ausführung brachte das Modell gerade einmal etwas mehr als 600 kg auf die Waage. Die 1.000-kg-Marke wurde dann schon bei der Wiederbelebung von Mini durch BMW im Jahr 2001 gerissen. Und seitdem werden die knuffigen Lifestyle-Modelle immer schwerer. Der gewichtigste Dreitürer ist aktuell der Mini Cooper SE – mit stolzen 1.365 kg. Zeit für eine professionelle Entkernung, oder?

Vorhang auf für den Mini Strip. Ein elektrisches Einzelstück und das Ergebnis der im November 2020 verkündeten Kollaboration von Mini und Paul Smith. Das Modell soll "einen innovativen Zugang zum Thema Nachhaltigkeit im Automobilbau in den Fokus" rücken.

Dabei wurde dieser Mini Cooper SE – wie der Name andeutet – komplett auf seine strukturelle Essenz reduziert. Anschließend wurden dann nur die Elemente definiert, implementiert und umgesetzt, die der Designer als absolut notwendig erachtete.

So wirkt dieser Mini im vergleich zu seinen bunten und flippigen Kollegen ziemlich unkonventionell. Eine farbige Lackierung? Fehlanzeige! Lediglich ein transparenter Lackfilm schützt die Karosse vor Korrosion. Zusätzlich zeigen die verzinkten Stahlbleche Schleifspuren aus dem Werk. Paul Smith nennt das "the perfect imperfection".

Bildergalerie: Mini Strip (co-)created by Paul Smith (2021)

Die typischen Blackbands, Front- und Heckschürzeneinleger kommen aus dem 3D-Drucker und bestehen aus recyceltem Kunststoff. Zudem sind die Bauteile mit sichtbaren Schrauben angebracht. Hier soll erkennbar gemacht werden, wie leicht sich diese Anbauten entfernen und einem Recyclingkreislauf zugeführt werden könnten.

Typisch für ein E-Fahrzeug verringern auch beim Mini Strip der geschlossene Kühlergrill und die Radabdeckungen den Luftwiederstand. Die Grillverkleidung und die Aero-Blenden an den Rädern sind aus recyceltem Plexiglas gefertigt. Ebenfalls aus recyceltem Plexiglas ist das große Panoramadach, das den Blick auf die weitgehend unverkleidete Rohstruktur im Innenraum freigibt.

Der erwähnte "Twist"? Sobald man die Türen öffnet, kommen die typischen "Paul Smith Stripes" zum Vorschein, ein Muster aus schmalen, bunten Linien in fünf Farben. Auch die Ladeklappe setzt in geöffnetem Zustand einen neon-grünen Farb-Akzent.

Entschlackt wurde auch der Innenraum. Bis auf Dashboard, Topperpad und Hutablage wurden alle Verkleidungsteile weggelassen, so dass nun die bläuliche Rohkarosse den Innenraum visuell dominiert. Das in der Regel etwas überladene Mini-Dashboard besteht nun aus einem großen, halbtransparenten Bauteil in Rauchglas-Optik mit stark vereinfachter Geometrie. Das Infotainment-System ist Geschichte und wird durch ein Smartphone ersetzt. Die einzigen Hardkeys sind für die Fensterheber und die Start/Stopp-Funktion.

Das Interieur ist komplett leder- und chromfrei umgesetzt. Stattdessen sind die Sitze mit gestricktem Textil bezogen. Die Fußmatten bestehen aus recyceltem Gummi. Das Topperpad der Instrumententafel, die Türbrüstungen und die Hutablage sind geometrisch ebenfalls stark reduziert und in recyceltem Kork umgesetzt. Ein positiver Nebeneffekt: Als offenporige Materialien tragen Strick und Kork positiv zur Innenraum-Akustik bei.

Welche dieser Designstudien-Maßnahmen wir wann in einem Serien-Mini wiederfinden werden, ist bislang natürlich nicht bekannt. Für einen nachhaltigeren Umgang mit den Ressourcen im Automobildesign ist der Strip aber sicher ein gelungenes und erstes Aushängeschild für den Hersteller.

Ein nachhaltiges Konzept erstellen, kann aber eigentlich jeder. Jetzt heißt es deshalb möglichst viele der umweltschonenden Ideen auch zur Serienreife bringen und der Kundschaft diese Art von Fahrzeugen schmackhaft zu machen. Könnten Sie sich in Zukunft einen so radikal aufs Wesentliche reduzierten Mini vorstellen?

Bildergalerie: Mini Strip (co-)created by Paul Smith (2021)