Strategische Allianzen zwischen verschiedenen Automobilherstellern, um Entwicklungs- und Produktionskosten einzudämmen und Erfahrungen, Lösungen und technisches Know-how zu bündeln, sind heute nichts Neues mehr. Aber diese Praxis gibt es schon seit den 1960er-Jahren, auch im Motorsport. 

Eines der besten Beispiele für dieses Phänomen ist sicherlich das Joint Venture zwischen Peugeot und Renault, zwei konkurrierenden Unternehmen, die 1969 das Unternehmen "La Française de Mécanique" (FM) mit Sitz in Douvrin, Nordfrankreich, gründeten, um gemeinsame Komponenten zu produzieren. Hier wurde eine der berühmt-berüchtigsten Motoren der Automobilgeschichte, der PRV-V6, entwickelt und produziert.

Das Akronym setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Unternehmen zusammen, die an der Entwicklung beteiligt waren: Peugeot, Renault und Volvo, wobei letzteres Unternehmen speziell für den Motor der Partnerschaft beigetreten ist. Das Aggregat wurde von 1974 bis 1998 in verschiedenen Varianten hergestellt und in zahlreichen Modellen der drei Unternehmen eingesetzt. Respektive sogar fünf, wenn man Citroën und Alpine, die mit Peugeot respektive Renault verbunden sind, mitzählt.

Darüber hinaus wurden die PRV-V6 auch an kleine unabhängige Hersteller verkauft und fanden sich unter der Motorhaube von Modellen wie dem Venturi 300 und dem berühmten DeLorean DMC-12, dem Auto aus den "Zurück in die Zukunft"-Filmen.

Die Geburtsstunde des Projekts

Die Historie des PRV-V6 reicht zurück bis in die 1960er-Jahre. 1966 schlossen sich Peugeot und Renault zusammen mit dem Ziel, Einkauf und Fertigung zusammenzulegen und die Forschung zu bündeln.

Bildergalerie: Renault H Prototype (1968)

Ein gemeinsames Fahrzeugprojekt war das Projekt H, ein sehr prestigeträchtiges Fahrzeug, für dessen Entwicklung keiner der Partner alleine die Mittel gehabt hätte und das dazu bestimmt war, die Citroën DS im Élysée-Palast zu entthronen.

Die gewaltige, 4,90 Meter lange Fließheck-Limousine sollte von einem 3,5-Liter-V8-Motor mit 90-Grad-Winkel angetrieben werden. Peugeot wurde mit der Entwicklung dieses Motors beauftragt. Doch die Kosten des Projekts liefen aus dem Ruder, so dass man sich nach weiteren Partner umsah. 

1971 nahmen Renault und Peugeot Gespräche mit Volvo auf, um den V8 rentabler zu machen. Die Energiekrise von 1973, die Einführung neuer Steuern auf Motoren mit einem Hubraum von mehr als 2,8 Litern, überzeugten die drei Unternehmen jedoch, sich für diese Lösung zu entscheiden.

Zudem hatte das Trio jeweils eigene Spitzenmodelle in der Mache, für deren Format ein Sechszylinder ausreichte. 1974 wurde der Achtzylinder um zwei Zylinder gekappt, es entstand der legendäre PRV-Motor, benannt nach den Anfangsbuchstaben der beteiligten Firmen.

Renault 20 und 30
Renault 30

Die Entwicklung des neuen 6-Zylinder-V-Motors ging von der V8-Konstruktion mit einem 90-Grad-Winkel zwischen den beiden Zylinderbänken aus. Der erste PRV-V6, ein 2,7-Liter-Saugmotor aus Aluminiumlegierung, wurde 1974 im Volvo 264 eingeführt und brachte es auf eine Höchstleistung von 142 PS.

Bei Renault kam der V6 in dem Fahrzeug zum Einsatz, dass man intern "127" nannte: 1975 debütierte der Renault 30. Mitsamt seinem Vierzylinder-Schwestermodell, dem Renault 20, führte der R30 die Fließheck-Idee des Projekt H fort. Und Peugeot? Dort entwickelte man den 604. Diese 4,72 Meter lange Stufenheck-Limousine erschien wie der Renault 30 im Jahr 1975. Solide war der PRV-V6 zwar, galt aber nicht unbedingt als kultiviert und vor allem als recht trinkfreudig.

Il motore V6 PRV

Einige der berühmtesten Versionen

Im Laufe der Jahre wurden aus dem PRV-V6 mehrere Varianten mit unterschiedlichen Kraftstoffsystemen (Vergaser oder Einspritzung), Hubräumen (von 2,5 bis 3,0 Litern) und Aufladung entwickelt, wobei die Leistungen zwischen 123 und 408 PS lagen.

Die erste aufgeladene Version erschien 1984 im Renault 25 V6 Turbo mit einer Leistung von 182 PS. Peugeot und Citroën entwickelten daraufhin für ihre Flaggschiffe 605 und XM eine weiterentwickelte PRV-V6-Variante mit vier Ventilen pro Zylinder, einem neuen Zylinderkopf zur leichteren Wartung und neuen Kolben.

Doch wie eingangs erwähnt, erlangte der Motor seine größte Berühmtheit, als er zum Antrieb für den ikonischen DeLorean DMC-12 wurde, dem Star der "Zurück in die Zukunft"-Trilogie wurde. In diesem Fall handelte es sich um einen 2,8-Liter-Motor mit einer einzigen Nockenwelle pro Bank und einem Verdichtungsverhältnis von 8,8:1.

Die maximale Leistung lag bei 132 PS bei 5.500 U/min, das Drehmoment bei 220 Nm bei 2.750 U/min. Fahrleistungen? 11,0 Sekunden auf 100, Spitze 198 km/h. Nicht gerade berauschende Werte für solch einen aufregend gestalteten Sportwagen. Apropos rauschen: 14,3 Liter genehmigte sich der Block im Schnitt.

Il motore V6 PRV

Die Versionen im Motorsport

Der PRV-V6 wurde aber nicht nur auf der Straße, sondern auch im Motorsport eingesetzt. Das Venturi-Werk nahm an den 24 Stunden von Le Mans mit einem 600LM teil, der von einem 3-Liter-V6 mit Doppelturboaufladung angetrieben wurde, der bis zu 610 PS leistete.

Derselbe Motor wurde im 400er Rennwagen und in der GT-Straßenvariante mit 408 PS verwendet und ging dann in den 300er über, ebenfalls in einer Saugversion, aber mit geringeren Leistungen von etwa 210 und 280 PS.

Schließlich diente der PRV auch als Basis für den 90-Grad-V6, den Alfa Romeo in der DTM-Saison 1996 im 155 V6 Ti als Alternative zum 60-Grad-V6 einsetzte.

Der Europa-V6 in der Übersicht

Hubraum Leistung Drehmoment Modelle
2.458 ccm 182-185 PS 276-288 Nm Alpine GTA, Renault 25, Venturi 180, 200, 210
2.664 ccm 123-150 PS 207-218 Nm Alpine A310, Peugeot 504, 604, Renault 25,30, Volvo 260, 264, 265, 363 CS (Prototyp)
2.849 ccm 129-194 PS 207-255 Nm Alpine GTA, DeLorean DMC-12, Lancia Thema, Peugeot 505, 604, Renault 25, Volvo 960, 760, 260
2.963 ccm 167-250 PS 235-350 Nm Alpine A610,Peugeot 605, Citroen XM, Renault Laguna, Safrane
2.975 ccm 167-408 PS 235-456 Nm Alpine A610, Peugeot 605, Citroen XM, Venturi 300, 400

Bildergalerie: Der PRV-Europa-V6 (1974-1998)