Bei einem Online-Event am 1. Dezember mit Entwicklungsvorstand Albert Biermann hat Hyundai seine neue Elektro-Plattform E-GMP (Electric Global Modular Platform) vorgestellt.

Auf dieser ausschließlich für Elektroautos konzipierten Plattform sollen künftig die größeren Elektroautos des Konzerns (zu dem auch Kia gehört) basieren. Kleinere Fahrzeuge könnten dagegen weiter auf den existierenden Plattformen beruhen, die sich für elektrische wie für konventionelle Antriebe eignen, so die Hyundai-Experten.

Die Plattform ist bezüglich Radstand und Karosserieform flexibel. So eignet sie sich sowohl für Limousinen als auch für SUVs. Die größten Fahrzeuge auf E-GMP-Basis sollen fünf Meter lang sein und Radstände von drei Metern besitzen. Das Fahrwerk bietet eine aufwendige Fünflenker-Hinterachse, wie sie für Autos höherer Klassen typisch ist.

Zu den Besonderheiten der Plattform gehört die 800-Volt-Technik, die besonders schnelle Ladevorgänge erlaubt (und die etwa auch Porsche beim Taycan einsetzt). Die Leistung der E-Motoren soll (bei einer N-Sportversion) bis 600 PS reichen, die maximale Reichweite wird bei 500 Kilometern (nach WLTP) liegen. Ein Hochleistungsmodell auf E-GMP-Basis soll in weniger als 3,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen und 260 km/h erreichen. Das erste Fahrzeug auf Basis von E-GMP soll der Hyundai Ioniq 5 sein, der im April oder Mai 2021 auf den Markt kommt.

Ioniq 5,6 und 7 als Designstudien
Der Ioniq 5 (hier rechts als Studie (45) ist das erste E-GMP-Auto. Danach dürften der Ioniq 6 (links als Studie Prophecy) und der Ioniq 7 folgen.

Die Plattform sieht serienmäßig Hinterradantrieb (mit einem E-Motor hinten) und optional Allradantrieb (mit zwei E-Motoren) vor. Elektromotor, Eingang-Getriebe und Inverter sind in einem Element zusammengefasst, die offenbar vorne positioniert ist. Hinten befinden sich der zweite E-Motor und die Ladekontrolleinheit ICCU (siehe weiter unten).

Die Batterien sind im Boden untergebracht; die Dicke dieses Batteriepakets beträgt nur 13 Zentimeter.

E-GMP-Plattform von Hyundai

Die Größe des Akkus und damit auch die Reichweite kann je nach Modell variieren. Alle Modelle besitzen jedoch die gleichen Batteriemodule mit Pouch-Zellen.

Mit Wechselstrom aufladen kann man die Fahrzeuge über den Onboard-Charger, der 11 kW Ladeleistung ermöglicht. Mit Gleichstrom sind dem Vernehmen nach bis zu 250 kW möglich; dazu wird eine Stromquelle mit 300 Ampere und 800 Volt benötigt. In diesem Fall soll man den Wagen in 18 Minuten zu 80 Prozent aufladen können. In fünf Minuten soll man Strom für 100 Kilometer nachladen können.

Die meisten heutigen Elektroautos haben 400-Volt-Batterien, die eine Ladeleistung von 50 bis 150 kW bieten. Die Plattform E-GMP dagegen basiert auf einer 800-Volt-Batterie. Aufgeladen werden kann an mit 800 Volt, aber auch mit 400-Volt-Stationen - und das ohne zusätzliche Komponenten oder Adapter. Im 400-Volt-Fall wird offenbar die Spannung über Motor und Inverter auf 800 Volt hochtransformiert.

E-GMP-Plattform von Hyundai

Eine weitere Besonderheit ist die Fähigkeit zum bidirektionalen Laden. Das heißt, über eine Steckdose am Auto können externe Elektrogeräte mit 110 oder 220 Volt Wechselstrom versorgt werden. Ermöglicht wird dies durch die neu entwickelte integrierte Ladekontrolleinheit (Integrated Charging Control Unit, ICCU). Die Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) liefert bis zu 3,5 kW elektrische Leistung. So kann eine mittelgroße Klimaanlage und ein 55-Zoll-Fernseher 24 Stunden lang betrieben werden. Sogar andere Elektroautos soll man so aufladen können.

Der Hyundai-Konzern plant 23 elektrifizierte Autos bis zum Jahr 2025, davon elf reine Elektroautos auf Basis der neuen Plattform. Weltweit will man im Jahr 2025 mehr als eine Million Elektroautos verkaufen.

Bildergalerie: Hyundais E-GMP-Plattform