Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen.

Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein. Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.

in unserer heutigen Folge müssen wir mal den Plural bemühen: "Kennen Sie DIE noch?" Es handelt sich nämlich um Vierlinge. In den 1990er-Jahren waren Vans das, was heute SUVs sind: Absolute Trendmobile, nur tatsächlich praktisch und geräumig.

Allerdings gab es noch nicht in dem Maße Konzern-Plattformen wie heute, weshalb manche Hersteller gemeinsam einen Van entwickelten. Bekanntestes Beispiel waren der VW Sharan und der Ford Galaxy (plus dem Seat Alhambra). 

Auf der anderen Seite wurde eine französisch-italienische Allianz geschmiedet, die sich heute unter anderen Vorzeichen wiederholt: Fiat legte sich zu PSA ins Bett. Heraus kamen ziemlich baugleiche Vans. Im Kreißsaal lagen 1994 der Citroën Evasion, der Fiat Ulysse, der Lancia Zeta sowie der Peugeot 806.

Euro-Vans der ersten Generation

Alle vier Partner schienen den Hauptkonkurrenten Renault Espace genau beobachtet zu haben, machten aber einiges besser. Auch bei PSA und Co. gab es bis zu sieben einzeln entnehmbare Sitze, allerdings Schiebetüren hinten. Hinzu kam mit 2,82 Meter viel Radstand für 4,46 Meter Länge.

Die Plattform und Technik der schnell "Euro-Vans" getauften Vierlinge spendierten die im französischen Werk Sevel-Nord gebauten Kleintransporter von Citroën, Fiat und Peugeot. Kein Wunder also, dass auch die Vans dort vom Band liefen. 

Euro-Vans der ersten Generation

Optisch gab es nur wenig Unterschiede, vor allem an der Frontpartie und bei den Rückleuchten. Der gesamte Rest war sachlich gezeichnet, mit großen Fensterflächen. innen fiel der Verzicht auf eine Mittelkonsole auf, der Schalthebel war auf dem Armaturenbrett montiert. Im Oktober 1998 erfolgte ein mildes Facelift. 

Die Motoren spendierte der PSA-Konzern. Eine gute Wahl, schließlich wurden die französischen Turbodiesel der 1990er-Jahre hochgelobt. Zunächst gab es 90 und 109 PS im Angebot, ab 1999 schließlich einen Common-Rail-Diesel mit ebenfalls 109 PS. Der Basis-Benziner leistete 99 PS aus 1,8 Liter Hubraum, Spitzenmotorisierung war der 2.0 Turbo mit 147 PS. Nur ihn gab es optional auch mit einer 4-Gang-Automatik.  

Euro-Vans der ersten Generation

2002 wurden schließlich die Euro-Vans von der zweiten Generation abgelöst, die deutlich größer geriet und bis 2014 auf dem Markt war. Doch sehen wir uns an, was 1998 die Presse über den Peugeot 806 schrieb: So kritisierte damals der ADAC den schmutzanfälligen Griff der Heckklappe und monierte den hohen Aufbau sowie das hohe Gewicht. (So gesehen, war der Van tatsächlich das SUV von einst ...) Ein Lob gab es für den "recht geräumigen" Innenraum, allerdings waren die Kopfstützen hinten zu kurz.

Und sonst? "Der Geradeauslauf ist stabil, das Kurvenverhalten gutmütig und die Lenkung vermittelt ausreichenden Kontakt zur Fahrbahn. Selbst beladen macht der 806 keine Zicken." 8,9 Liter verbrauchte der 90-PS-Diesel im Schnitt, der 15,5 Sekunden auf Tempo 100 benötigte. Grundpreis: 48.800 DM. Heute gibt es die Euro-Vans schon ab 1.000 Euro. Wirklich gute Exemplare sind aber sehr selten. 

Insgesamt wurden etwa 321.000 Fahrzeuge der ersten Euro-Van-Generation gebaut. 168.000 davon waren Peugeot 806, 131.000 Fiat Ulysse, dazu 90.000 Citroën Evasion. Recht selten blieb der Lancia Zeta, von dem nur gut 22.000 Exemplare entstanden. 

Bildergalerie: Euro-Vans der ersten Generation