Das meistverkaufte Automobil von Skoda zwischen den beiden Weltkriegen war der Popular. Da der 1934 vorgestellte Bestseller aber bei Motorisierung, Abmessungen und Preis immer weiter zulegte, plante Skoda eine erschwinglichere Alternative, den 995 Popular Liduška. Ab 1936 entstanden dafür Prototypen mit der Bezeichnung Sagitta. Wir erinnern an dieses wenig bekannte Modellen aus der 125-jährigen Skoda-Historie. 

Ein Auto besaßen in den 1920er-Jahren nur wenige. Dies lag einerseits an den sehr geringen Produktionszahlen und andererseits an der hohen Besteuerung. Als im Herbst 1929 die Weltwirtschaftskrise hinzukam, spitzte sich die Lage für Skoda zu.

Das 1895 von Václav Laurin und Václav Klement gegründete Unternehmen konnte dank moderner Fließbandproduktion allerdings preisgünstig fertigen. Auch der Übergang vom Leiterrohrrahmen zum deutlich leichteren Zentralrohrrahmen und die Einführung der komfortableren Einzelradaufhängung waren wichtige Fortschritte.

Skoda Sagitta (1936-1938)
Skoda Sagitta (1936-1938)
Skoda Sagitta (1936-1938)
Der Skoda Popular

Der Polpular hatte einen wassergekühlten Vierzylinder, doch beim Sagitta experimentierte Chefentwickler Josef Zubatý mit ungewöhnlichen Motorkonzepten. So entstanden im Januar 1933 verschiedene luftgekühlte V2-Motoren.

Für das neue Serienmodell, den 1933 vorgestellten 420 Standard, wurde wieder ein Vierzylinder eingesetzt. Obwohl die Herstellung dieser Motoren deutlich mehr kostete, konnte Skoda beim Fahrzeugpreis mit den Zweizylindermodellen der Konkurrenz mithalten. Der Neupreis des 418 Popular sank gegenüber dem vergleichbaren Vorgängermodell 420 Standard dank der Fließbandfertigung von 29.800 auf 18.800 Kronen.

Doch war der Popular auch in den einfacheren Varianten zu teuer, um breite Kreise anzusprechen. So entstanden die sogenannten Sagitta-Prototypen. Ihren ihren Namen erhielten sie vom lateinischen Wort sagitta (Pfeil), was auf das Markenlogo verwies.

Ein erster Versuchsträger des 3,40 Meter langen Kleinwagens war im April 1936 fertig. Mit Zentralrohrrahmen und Einzelradaufhängung mit querliegenden Blattfedern setzte er auf das inzwischen bewährte Skoda-Konzept.

Ähnlich wie beim Popular bildete das Dreiganggetriebe mit dem Verteilergetriebe an der Hinterachse eine Transaxle-Einheit. Das bescherte dem Popular und Sagitta eine größere Beinfreiheit vorne und senkte den Fahrzeugschwerpunkt. Auch die Traktion verbesserte sich, was bei den damals oft unbefestigten Straßen wichtig war.

Skoda Sagitta (1936-1938)
Der Propeller für die Luftkühlung

Unter der Motorhaube mit dem integriertem Kühlergrill verrichtete ein Viertakt-V2 Dienst – jetzt mit SV-Ventilsteuerung, 844 ccm Hubraum und 15 PS. Anders als sonst bei Skoda war der Motor luftgekühlt und besaß einen großen Vierblatt-Ventilator. Als Höchstgeschwindigkeit erreichte der Prototyp 70 km/h, der Verbrauch pendelte sich bei 5,5 Liter/100 km ein.

Zwei Exemplare des Sagitta befinden sich heute im Skoda-Museum in Mladá Boleslav. Das in Braun-Metallic lackierte Coupé ist fester Bestandteil der Ausstellung. Es besitzt Schiebefenster, was das Raumgefühl auf Ellbogenhöhe verbessert. Ein weiteres Coupé wartet im Lager auf seine Wiedererweckung.

In Serie gingen die gefälligen Kleinwagen zwar nicht, ihren Zweck erfüllten sie trotzdem: Viele Elemente inklusive der Motoranordnung längs vor der Vorderachse und dem in die Motorhaube integrierten Kühlergrill fanden ihren Weg in den ab November 1938 gebauten 995 Popular Liduška. Der wurde trotz seines aufwändigeren, 995 ccm großen und 22 PS starken Motors und der 40 Zentimeter längeren Karosserie zum Verkaufsschlager: Von dem nur 17.300 Kronen (ohne Umsatzsteuer) teuren Modell liefen bis 1946 insgesamt 1.478 Exemplare vom Band.

Bildergalerie: Skoda Sagitta (1936-1938)