Lange dachte man, dass sich Bugatti in seiner heutigen Form nicht für die Zeit unter Romano Artioli in den 1990er-Jahren interessiert. Dabei legte Artioli mit dem EB110 den Grundstein für das moderne Comeback der legendären Marke. Doch weit gefehlt: In Pebble Beach zeigt Bugatti den neuen Centodieci auf Basis des Chiron.

„Wir sind stolz auf unsere lange Bugatti-Geschichte, zu der auch der EB110 zählt. Deshalb feiern wir mit dem Centodieci, italienisch für 110, eine Neuinterpretation des einstigen außergewöhnlichen Fahrzeugs“, sagt Firmenchef Stephan Winkelmann. Der EB110 entstand zwar im italienischen Campogalliano, wollte von Anfang an aber seine französischen Einflüsse nicht verleugnen. Der damalige Besitzer Romano Artioli eröffnete das Werk am 109. Geburtstag von Ettore Bugatti, am 15. September 1990. Den Supersportwagen EB 110 stellte Artioli der Öffentlichkeit am 110. Geburtstag Ettore Bugattis vor. Daher auch die Typenbezeichnung: EB für Ettore Bugatti, 110 für dessen 110. Geburtstag.

Mit den neuen Centodieci zitiert Bugatti den einstigen Supersportwagen der 1990er-Jahre in vielen Bereichen. „Die Herausforderung lag darin, sich nicht von dem Design des historischen Fahrzeugs gefangen nehmen zu lassen und nur in der Retrospektive zu arbeiten, sondern eine moderne Interpretation der damaligen Form und Technik zu kreieren“, sagt Achim Anscheidt, Chefdesigner bei Bugatti.

„Bei der Entwicklung und dem Design des Centodieci standen wir vor mehreren technischen Herausforderungen“, sagt Anscheidt. Der EB110 ist ein sehr flacher, keilförmiger und grafisch quasi zweidimensionaler Supersportwagen der späten 1980er-Jahre. „Diese klassische Optik in ein neues Jahrtausend zu transportieren, ohne sie zu kopieren, war nicht zuletzt technisch kompliziert.“

Bugatti Centodieci

Der vorne flache, hufeisenförmige Kühler gibt seine Tiefe erst in der Seitenansicht preis, dazu passen der neuentwickelte, tief sitzende Frontspoiler und die dreigeteilten Lufteinlässe. Die Front des Centodieci duckt sich sehr tief. Das ikonenhafte Bugatti-Hufeisen wurde dementsprechend verkleinert, das Bugatti-Logo sitzt auf der Haube, die in der Mitte durch ein schwarzes Element unterbrochen wird.

Die Front ordnet sich der gesamten niedrigen Geometrie des Fahrzeugs unter, trotz seiner ursprünglichen dominanten Kühlfläche. Dazu passen die neuentwickelten, komplexen sowie sehr schmalen Scheinwerfer mit integriertem LED-Tagfahrlicht. „Dank der neu entwickelten Leuchtelemente waren wir im Front- und Heckbereich stilistisch frei, einer Hommage an den EB110 respektvoll gerecht werden und gleichzeitig diese sympathische visuelle Reminiszenz technologisch modern zu übersetzen“, so Achim Anscheidt.

„Wir haben bei der Entwicklung das keilförmige Design aufgenommen, gehen aber in eine neue Richtung“, sagt der Designer. Die sonst dominante Bugatti-Linie, die C-Linie an der B-Säule, weicht einem neuen Design. Deutlich kleiner als beim Chiron sorgen fünf runde Lufteinsätze nach dem Vorbild des EB110 SS – als Raute platziert – für die ausreichende Luftansaugung des Sechszehnzylinder-Aggregats.

Bugatti Centodieci

Wie beim EB110 präsentiert sich das Triebwerk hinter einer transparenten Glasfläche. Das Heck formiert sich zu einem einzigen Lüftungsloch, geprägt durch die acht Rücklichtelemente, übereinander platzierten schwarz matt eloxierten Auspuffendrohren und einem Abtrieb verbessernden Performancediffusor. Der überspannende Heckflügel ist in Anlehnung an den EB110 SS fest montiert, jedoch mechanisch in seinem Anstellwinkel einstellbar. Unterstützt wird dieser durch die aerodynamische Heckklappe und eine strömungsoptimierte Heckscheibe.

Da der Bugatti Chiron die Basis für den Centodieci liefert, ist auch hier der acht Liter große W16-Motor an Bord, leistet nun aber 1.600 PS bei 7.000 U/min. Ein zusätzlicher Lufteinlass im Bereich des Ölkühlers reguliert die Temperatur des leistungsgesteigerten Motors. Von 0 auf 100 km/h spurtet der Centodieci in 2,4 Sekunden, auf 200 km/h in 6,1 Sekunden und auf 300 km/h in 13,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 380 km/h elektronisch begrenzt. 

Bugatti Molsheim

Im Vergleich zum Chiron spart der Centodieci 20 Kilogramm Leergewicht ein, zum Chiron Sport immerhin zwei Kilogramm. So kommen unter anderem ein leichter Scheibenwischer und Stabilisatoren aus Carbon sowie filigrane Außenspiegel zum Einsatz. Das ermöglicht ein Leistungsgewicht von nur 1,13 Kilogramm pro PS. Mit einem Abtrieb von über 90 Kilogramm bietet der Centodieci eine ähnlich hohe Querbeschleunigung wie der Divo.

Die auf zehn Fahrzeuge limitierte und handgefertigte Kleinserie des Centodieci soll in zwei Jahren ausgeliefert werden, zu Stückpreisen ab acht Millionen Euro zusätzlich Mehrwertsteuer.

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