Die Autohersteller stehen unter Druck: Elektromobilität, autonomes Fahren, Vernetzung und der Sharing-Trend fordern enorme Entwicklungsaufwendungen. Und neue Konkurrenten wie Waymo oder Uber sitzen ihnen im Nacken. Den Ausweg sieht so mancher in mehr Kooperation. So wollen VW und Ford beim autonomen Fahren und der Elektromobilität zusammenarbeiten. Und nun berichtet das Handelsblatt über ein ähnliches Vorhaben von BMW und Daimler beim autonomen Fahren und bei der Kompaktklasse.

Nach Informationen aus den Unternehmen sprechen BMW-Chef Harald Krüger und Daimler-Entwicklungsvorstand Ola Källenius über eine mögliche Allianz. Dass nicht Dieter Zetsche die Federführung für Daimler übernimmt, liegt daran, dass Källenius ihn schon im Mai 2019 beerben soll. Das Ziel der Kooperation wäre, Entwicklungskosten zu sparen und einen gemeinsamen Industriestandard zu etablieren, so das Handelsblatt.

Außer um das Zukunftsthema autonomes Fahren geht es in den Gespräche jedoch auch um eine Kooperation in der Kompaktklasse, und zwar um eine gemeinsame Plattform für den BMW 1er und die Mercedes A-Klasse, so das Handelsblatt unter Berufung auf Insider. Da beide Modelle gerade erst erneuert wurden, dürfte sich das auf die Zeit nach 2025 beziehen.

Derzeit gehen BMW und Mercedes beim autonomen Fahren noch getrennte Wege: BMW arbeitet mit Intel und Mobileye zusammen und entwickelt den für 2021 geplanten iNext, der autonom und elektrisch fahren soll. Daimler dagegen kooperiert mit Bosch und will der für 2021 erwarteten neuen S-Klasse Level 3 des autonomen Fahrens beibringen, so der Bericht.

Doch allein das reicht offenbar nicht, um Firmen wie Waymo oder Uber Paroli zu bieten. Die Alphabet-Tochter kooperiert heute bereits mit Autoherstellern, die offenbar keine eigene Entwicklung des autonomen Fahrens planen. So stammen die Waymo-Testfahrzeuge von Fiat Chrysler und Jaguar Land Rover. Und Uber kooperiert mit Volvo. Eines Tages könnten die traditionellen Hersteller so zu bloßen Hardwarelieferanten für Taxidienstanbieter oder andere Buchungs-Plattformen werden. Diese Plattformen könnten dann bestimmen, wie die Fahrzeuge aussehen sollen und was sie können müssen. Das würde für Firmen wie BMW und Daimler eine völlige Abkehr vom heutigen Geschäftsmodell bedeuten.

Ansätze zu einer Kooperation beim autonomen Fahren gibt es bereits. So kauften Daimler und BMW gemeinsam mit Audi die Firma Here, deren detaillierte Straßenkarten für autonom fahrende Autos von Nutzen sein können. Auch beim Thema "Shared Mobility" kooperieren die beiden Firmen, seit Ende 2018 die Carsharing-Angebote Car2go und DriveNow zusammengelegt wurden. Auch die Zukunftsvisionen der beiden Konzerne sind so kompatibel, dass sich sogar die Abkürzungen ähneln wie ein Ei dem anderen: Bei Mercedes heißt es CASE (Connected, Autonomous, Shared & Service, Electric), bei BMW aber ACES (Autonomous, Connected, Electrified und Services/Shared).

Quelle: Handelsblatt