Kennen Sie den Gaylord Gladiator? Wenn nicht: Macht nichts. Nur ausgefuchste Automobilhistoriker dürften von der Existenz dieses Fahrzeugs wissen. Gebaut wurde er einst in Friedrichshafen. Jetzt kehrt der einzig komplette Gaylord an seinen Geburtsort zurück.

Zwei Brüder, ein Auto
Werfen wir einen Blick zurück: Mitte der 1950er-Jahre erreichte die Fahrzeuginstandsetzung Friedrichshafen, kurz FIF, der Auftrag für den Bau eines besonderen Fahrzeugs. Erfahrung dafür hatte die inzwischen zum Zeppelin-Konzern gehörende FIF genug: Vor 1945 wurden dort die mächtigen Maybach-Wagen gebaut. Als Auftraggeber fungierten die Brüder Jim und Ed Gaylord, nach ihnen wurde der extrem aufwendige Sportwagen auch benannt: Gaylord Gladiator. Insgesamt wurden nur drei Chassis gefertigt, lediglich eines wurde final karossiert. Nach der Fertigstellung des Fahrzeugs im Jahr 1958 ging der Wagen mit samt eines „Rolling Chassis“ in den Privatbesitz der Familie Gaylord über. Das dritte gefertigte Chassis gilt bis heute als verschollen.

Von Arizona an den Bodensee
Nach Restaurationsarbeiten, die das Fahrzeug sowie das „Rolling Chassis“ nahezu in seinen Originalzustand versetzten, wurde der perfekt erhaltene Gaylord Gladiator mit samt des zusätzlichen Fahrgestells, zahlreichen Ersatzteilen, Konstruktionszeichnungen und weiteren historischen Dokumenten an einen betagten Autosammler aus Arizona verkauft. Anfang 2017 erhielt schließlich der Zeppelin-Konzern ein Kaufangebot für den einzigartigen Oldtimer und schlug zu.

Purer Luxus
Ob das Design des Gaylord Gladiator gelungen ist, darf diskutiert werden. Zumindest ist der wilde Mix aus 30er-Jahre-Stil plus Heckflossen sehr auffällig. Technisch spielte man in Friedrichshafen alle Karten aus: Elektrisch verstellbare Sitze, elektrische Fensterheber, Servolenkung und eine Klimaanlage bedeuteten puren Luxus. Wirklich spektakulär war anno 1957 aber das Coupédach, welches per Knopfdruck vollständig im Kofferraum versenkt werden konnte. So etwas konnte zur gleichen Zeit nur der Ford Fairlane 500 Skyliner aufweisen.

Preisexplosion ins Unermessliche
Ford konnte allerdings in Masse produzieren und fertigte bis 1959 fast 50.000 Skyliner. Der Gaylord Gladiator hingegen blieb wegen seines komplexen Gesamtkonzepts ein Unikat. Geplant war eine Kleinserie von 25 Fahrzeugen zum Preis von 10.000 US-Dollar. Schon das war eine Menge Holz, aber bald erwies sich dieser Betrag als unrealistisch. Am Ende standen 17.500 Dollar zur Debatte. Beim damaligen Umrechnungskurs von 4,20 DM pro Dollar wären das 73.500 Mark gewesen, womit der Gaylord Gladiator mehr als das Doppelte eines Mercedes 300 SL gekostet hätte.

Live im Zeppelin-Museum
Lust darauf, den Gaylord live zu erleben? Bis zum 4. November 2018 wird der Gladiator im Rahmen der Ausstellung „Innovationen! Zukunft als Ziel“ im Zeppelin-Museum in Friedrichshafen gezeigt. Danach kommt er als Dauerleihgabe auf unbestimmte Zeit in den Bestand des Museums.

Lesen Sie auch:

Bildergalerie: Kennen Sie den Gaylord?