Eine geniale, doch teure Technik, die bislang in nur sehr wenigen Autos zu finden ist, sind Bremsen aus Keramik. Zu den exklusiven Technologieträgern zählt unter anderem der Porsche 911. Die Sportwagen-Ikone lässt sich bereits seit einigen Jahren für viel Geld mit Keramikbremsen aufrüsten. Zusammen mit der in Wiesbaden beheimateten Chemie-Firma SGL Carbon haben die Zuffenhausener diese Edel-Stopper entwickelt. Jetzt zieht mit Audi ein weiterer deutscher Autohersteller nach und wird ab Juli 2005 – zunächst nur für den A8 W12 – optional Keramikbremsen anbieten. Die Hightech-Komponenten wurden von Audi zusammen mit SGL Carbon entwickelt und werden bei SGL produziert.

Hochfeste Komposition
Bei SGL werden die Bremsscheiben aus kohlefaserverstärkter Keramik gefertigt. Diese Materialkomposition – eine so genannte Verbundkeramik – enthält als Grundwerkstoff das harte und abriebfeste Siliziumcarbid, mit einer diamantähnlichen Kristallstruktur. Darin eingebettete, hochfeste Kohlefasern sollen die im Werkstoff auftretenden Spannungen zudem wirkungsvoll aufnehmen.

Deutlich weniger Verschleiß
Nach Aussage von Audi bietet dieser hochfeste Werkstoff gegenüber konventionellen Stahlscheiben eine um das vierfache verlängerte Lebensdauer von bis zu 300.000 Kilometern.

Vorteile in Sachen Fahrdynamik
Besonders wichtig sind zudem die technischen Vorteile einer Keramikbremse: Dazu zählt das mit rund fünf Kilogramm pro Rad geringere Gewicht. Dies reduziert die ungefederten Massen an den Rädern deutlich und führt in der Folge zu einem noch höheren Maß an Fahrkomfort. Auch die Fahrdynamik profitiert vom niedrigeren Gewicht der Bremseneinheit.

Höchste Stabilität gegen Fading
Apropos Fahrdynamik: Sehr hohe Bremsleistungen bieten die innen belüfteten Scheiben selbst im Grenzbereich. Die Stabilität gegen Fading – das deutliche Nachlassen der Leistung nach mehrfachen Bremsungen, typisch etwa bei Passfahrten – ist der konventioneller Bremsanlagen überlegen. Dies kann bei sportlicher Fahrweise eine spürbare Erhöhung der Sicherheitsreserven bedeuten.

380 Millimeter und rote Brembo-Backen
Kombiniert mit 19-Zoll-Rädern kommen beim A8 an der Vorderachse 380 Millimeter große Keramikscheiben zum Einsatz. Der hintere Scheibendurchmesser beträgt 356 Millimeter. Der Keramik-Bremsscheibenring ist über zehn federnde Verbindungselemente mit einem Edelstahltopf verschraubt, der die Anbindung zur Radnabe ermöglicht. An den vorderen Bremsen sorgen Sechskolben-Monoblock-Aluminiumsättel von Brembo für festen Zugriff auf die Scheibe.

Zum Preis eines Kleinwagens
Bestellbar ist die neue Keramikbremse ab Juli 2005 allein für die 12-Zylinderversionen A8 W12 und A8 L W12 quattro. Die Preise für diese Sonderausstattung will Audi erst zur Markteinführung bekannt geben. Vermutlich werden die Keramikbremsen für den A8 ähnlich teuer werden wie beim Porsche 911, was den Preis eines Kleinwagens von rund 8.000 Euro entspricht. Bestellbar sind die Hightech-Bremsen für den A8 allein für Neufahrzeuge. Eine Nachrüstlösung für Gebrauchte ist derzeit von Audi nicht vorgesehen.
(mh)

Bildergalerie: Keramik-Stopper für A8