Manchmal müssen sich Autohersteller schwarz ärgern: Da arbeitet man jahrelang an einem Feature, und kurz bevor man damit an die Öffentlichkeit geht, stiehlt einem die Konkurrenz die Show und präsentiert ein ähnliches System als Erster. So muss es Ferrari gegangen sein, als Porsche kürzlich seinen neuen 911 Turbo mit beweglichen Spoilern vorstellte. Denn die Italiener bauen ein vergleichbares System in den neuen 458 Speciale ein.

Bewegliche Spoiler
Die beweglichen Aerodynamikelemente an Front und Heck sollen für einen optimalen Kompromiss aus Abtrieb und Luftwiderstand sorgen. Um welche Teile es sich handelt, konnte Ferrari-Pressesprecher Hans Kleymann noch nicht sagen. Die technischen Details folgen erst zur Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt (12. bis 22. September 2013), wo der 458 Speciale debütiert. Doch sehen Frontschürze und Heck des Speciale deutlich anders aus als beim Italia. Front- und Heckspoiler dürften von Motoren bewegt werden, eventuell auch Teile am auffälligen Diffusor. Das System soll auch in die kommenden Ferrari-Modelle kommen. Ob das Ausfahren der Spoiler per Knopfdruck oder automatisch veranlasst wird, wurde noch nicht mitgeteilt. Der 458 Italia besitzt bereits bewegliche Wings an der Front, die sich ab einem bestimmten Druck des Fahrtwinds in eine andere Position bewegen – allerdings ohne Motoren.

Höchste Literleistung eines Saugmotors
Der auf dem 458 Italia basierende Speciale wurde aber auch deutlich stärker. Der vom Italia und Spyder bekannte V8-Saugmotor verfügt über 35 PS mehr und leistet nun 605 PS bei 9.000 U/min. Der 4,5-Liter-Motor ist damit zwar lange nicht so PS-mächtig wie der des derzeit stärksten Serienwagens, des Ferrari F12berlinetta mit 740 PS. Doch der Speciale erreicht dafür eine extreme Literleistung von 134 PS pro Liter – laut Ferrari Rekord für ein Straßenfahrzeug mit Saugmotor. Aufgeladene Motoren erreichen allerdings deutlich höhere Werte. So kommt der Mercedes CLA 45 AMG auf eine spezifische Leistung von 181 PS pro Liter.

In 3,0 Sekunden auf 100
Auch beim Leistungsgewicht liegt derzeit der Ferrari F12 berlinetta mit 2,03 Kilo pro PS vorne. Aber der 458 Speciale kommt mit 2,13 auf Platz zwei. Damit sprintet der neue Italiener in 3,0 Sekunden auf 100 km/h, und 200 km/h werden nach 9,1 Sekunden erreicht. Zum Vergleich: Für den 358 Italia lauten die Beschleunigungszeiten 3,4 und 10,4 Sekunden. Wie der 458 Italia besitzt der Speciale ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Das Drehmoment des Speciale-Motors von 540 Newtonmeter ist ebenfalls identisch, genauso wie der Verbrauch von 11,8 Liter je 100 Kilometer. Dieser Wert gilt, wenn das optionale HELE-System (High Emotion Low Emissions) an Bord ist. Es wurde mit dem California eingeführt und umfasst eine Start-Stopp-Automatik sowie eine Regelung von Benzinpumpe und Klimakompressor.

Rätselhafte Driftsteuerung
Zu den weiteren Neuheiten des Speciale gehört eine Driftwinkel-Steuerung (Side Slip Angle Control System, SSC). Damit soll sich das Auto im Grenzbereich leichter unter Kontrolle halten lassen. Das System gleicht den Driftwinkel mit einem Sollwert ab und passt dann sowohl das Gesamtdrehmoment als auch die Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse an. Worin der Unterschied zu einem konventionellen ESP besteht, konnte die Ferrari-Presseabteilung noch nicht sagen. Das Datum des Marktstarts wurde ebenfalls noch nicht verraten, genauso wenig wie der Preis. Der 458 Italia kostet 199.200 Euro, das neue Modell dürfte also die 200.000-Euro-Schallgrenze durchbrechen.

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