EU-Mitgliedsstaaten einigen sich auf realitätsnahe Abgas-Tests
Fachleuten war das Problem schon lange bekannt, doch der großen Öffentlichkeit kam es erst durch den Dieselskandal von VW zu Bewusstsein: Diesel emittieren im realen Straßenverkehr deutlich mehr Stickoxide als beim Emissionstest auf dem Rollenprüfstand. Diesem Missstand wird nun ab Herbst 2017 mit neuen Abgas-Messvorschriften begegnet. Das haben Vertreter der EU-Mitgliedsstaaten jetzt in Brüssel beschlossen, wie die ,Frankfurter Allgemeine Zeitung" am gestrigen Mittwoch (28. Oktober) meldete.
In den jetzt abgeschlossenen Verhandlungen ging es darum, um wie viel höher (als die nach Schadstoffnorm Euro 6 erlaubten 80 Milligramm je Kilometer) die Stickoxid-Emissionen im realen Verkehr sein dürfen. Die Autoindustrie wollte einen möglichst hohen Faktor – angeblich forderte sie sogar, den Euro-6-Wert in der Übergangszeit von 2017 bis 2019 um 270 Prozent überschreiten zu dürfen, wie die ,Welt" am 12. Oktober 2015 berichtete. Nach dem Zeitungsbericht wollte die EU-Kommission einen Wert von nur 60 Prozent durchsetzen, ab 2019 sollte sogar nur noch eine Überschreitung um 17 Prozent erlaubt sein. Nun wurde ein Kompromiss erzielt: Ab Herbst 2017 sollen Abweichungen um 110 Prozent erlaubt sein, von 2019 an nur noch um 50 Prozent.
Die realen Emissionen sollen mit sogenannten RDE-Tests gemessen werden. Das Kürzel steht für Real Driving Emissions, also reale Fahremissionen. Autos müssen ab 2017 neben der Messung auf dem Prüfstand noch eine RDE-Prüfung im realen Verkehr absolvieren. Dabei wird ein mobiles Messgerät mitgeführt, das direkt am Auspuff die Stickoxid-Emissionen ermittelt. Diese dürfen dann nur um einen bestimmten Faktor – eben den jetzt festgelegten Konformitätsfaktor – höher sein als die nach Euro 6 zulässigen 80 Milligramm Stickoxide je Kilometer. Dass diese Tests Wirklichkeit werden, hatte die EU bereits im Mai 2015 beschlossen, doch der Konformitätsfaktor war noch strittig.