700079 und 507: Das sind die beiden magischen Nummern für die wahren BMW-Fans. Sie kennzeichnen den legendären Roadster (507) den Elvis Presley mit jener Fahrgestellnummer (70079) während seiner Militärzeit in Deutschland bewegte. Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis für den Wagen das Motto ,Auferstanden aus Ruinen" galt. Am 21. August 2016 wird der BMW des ,King of Rock`n Roll" auf dem Concours d`Elegance in kalifornischen Pebble Beach erstmals komplett restauriert gezeigt.

Ein Supersportwagen für den Musik-König
Und zwar exakt so, wie ihn Elvis am 20. Dezember 1958 in Empfang nahm: In Lackierung ,Federweiß", mit 150 PS starken Alu-V8, Zentralverschluss-Felgen und schwarz-weißem Interieur sowie einem Radio des Typs ,Becker Mexiko". Wohl um keines der insgesamt 254 Exemplare des damals 26.500 DM (vor 60 Jahren der Gegenwert eines Hauses) teuren BMW 507 ranken sich so viele Mythen wie um den Elvis-Wagen. Er galt lange als verschollen, offen blieb, ob der King ihn mit in die USA nahm und welche Fahrgestellnummer der 507 trug.

Es gab einen Promi-Eigner vor Elvis Die Geschichte von Nummer 70079 klingt fast wie ein Krimi und beginnt am 13. September 1957. An diesem Tag rollt der 507 vom Band und wird kurz darauf bei der IAA in Frankfurt für Presse-Testfahrten eingesetzt. Dann übernimmt ihn der damals für BMW aktive Rennfahrer Hans Stuck (der Vater von ,Strietzel"), tingelt damit über europäische Automessen und zeigt den Wagen dem belgischen König Baudouin. Zwischen Mai und August 1958 gewinnt Stuck senior mit dem 507, Kennzeichen M-JX 800, mehrere Bergrennen. Nah einer zwischenzeitlichen Motorrevision und einem Getriebewechsel gelangt der Wagen im Herbst 1958 an einen Händler in Frankfurt. Dieser überlässt ihn dem damals 23-jährigen Elvis Presley, der ihn spontan kauft. Recht ungewöhnlich für einen jungen US-Soldaten, aber Elvis ist schon zu dieser Zeit auch in Deutschland der Megastar schlechthin.

Wüste Umbauten am 507
Das bekommt auch sein fahrbarer Untersatz zu spüren: Zahlreiche Verehrerinnen verewigen sich mit ihrem Lippenstift auf dem weißen Lack. So kann sich Elvis natürlich nicht in der Kaserne sehen lassen und lässt den BMW rot umlackieren. Im März 1960 endet Presleys Militärdienst in Deutschland, den 507 nimmt er mit. Aber nur wenige Monate später taucht der Wagen bei einem Chrysler-Händler in New York auf, der ihn an den Radiomoderator Tommy Charles verkauft. Charles will mit dem 507 Rennen fahren und treibt es dabei ziemlich wild: in den BMW wandert ein Chevrolet-Motor, für den Teile des vorderen Rahmenträgers herausgeschnitten werden. Auch das Getriebe, die Hinterachse und die Instrumente werden ersetzt. Zwei weitere Besitzerwechsel spielen den 507 im Jahr 1968 schließlich zum Raumfahrtingenieur Jack Castor, der ihn zunächst im Alltag bewegt und ihn dann für eine originalgetreue Restaurierung einmottet.

Entdeckung in der Kürbishalle
Vor einigen Jahren stößt eine Journalistin auf Jack und seinen besonderen BMW, der in einer Kürbis-Lagerhalle mit mehreren Kisten voller Teile seinem Schicksal harrt. Im Frühjahr 2014 schließlich bringt das BMW-Museum den 507 zurück in die Heimat. Ohne Motor und Getriebe. Nach einer öffentlichen Präsentation der Überreste im Museum beginnt die aufwendige Restaurierung. Allein eine Woche dauert die Zerlegung des Wagens. Dabei wurde die Alu-Karosserie von der Stahlblech-Bodengruppe getrennt. Beide Komponenten wurden entlackt. Obwohl sich BMW selbst um die Wiederherstellung seines eigenen Produkts kümmerte, mussten viele Teile komplett neu gefertigt werden. So goss man das Armaturenbrett neu, die Lederausstattung entstand nach alten Mustern, während die Fensterkurbeln und Türoffner aus dem 3D-Drucker kamen. Der nicht vorhandene 3,2-Liter-Motor wurde aus Einzelteilen neu aufgebaut und trägt deshalb keine Motornummer. Auch der einst entfernte vordere Rahmenträger musste nachgefertigt werden. Lackiert wurde der Elvis-507 wie vor 60 Jahren, um das Übermaß an Brillanz heutiger Farben zu vermeiden.

Der neue Superstar des BMW-Museums
Elvis selbst wird nicht mehr am Steuer des 507 Platz nehmen können, er starb 1977. Auch Jack Castor, der immer den Originalzustand des BMW im Sinn gehabt hatte, lebt seit November 2014 nicht mehr. Deshalb ist die Premiere in Pebble Beach ihm gewidmet. Und was ist der BMW 507 des King wert? ,Unbezahlbar" wird München wohl sagen. Zur Einordnung: ,Normale" Top-Exemplare des 507 nähern sich der Zwei-Millionen-Euro-Marke. Der besondere Elvis-Bonus dürfte ein vielfaches wert sein. Allzu oft wird man Nummer 70079 also nicht außerhalb des BMW-Museums zu Gesicht bekommen.

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