Ford Mustang Bullitt 2018 Test
So wie Bullitts Verfolgungsjagd in modernen Filmen nachklingt, macht deren eigentlicher Star, ein 1968er Ford Mustang GT390 Fastback, der (nur gelegentlich) von McQueen selbst gefahren wurde, auch heute noch mächtig Eindruck. Genug Eindruck, dass es sich selbst heute noch, 50 Jahre nach dem Film, für Ford zu lohnen scheint, ein Bullitt-Sondermodell seines Pony Cars auf den Markt zu werfen.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Der 2018er Mustang Bullitt ist bereits der dritte Versuch, Käufer mit der Coolness des legendären Kino-Hengstes in die Schauräume zu locken.
Nur, um das mal ins rechte Licht zu rücken: Sie wissen vermutlich selbst, wie viele große Namen die Marke Mustang zu bieten hat – wir hätten da den Boss, den Mach 1, den King Cobra oder all die verschiedenen Shelby-Modelle ... Trotzdem brachte Ford über die letzten 30 Jahre nicht eine Sonderedition so regelmäßig unter die Leute wie den Bullitt Mustang.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Das Timing der dritten Generation könnte besser kaum sein. 2018 ist es schließlich genau 50 Jahre her, dass Bullitt das Publikum mit seiner bahnbrechenden Verfolgungsjagd den Atem raubte. Die Szene verschlang übrigens zwei der insgesamt nur zwölf Wochen andauernden Dreharbeiten.
Ein Traum für alle deutschen Fans: Erstmals ist ein Bullitt-Mustang auch auf dieser Seite des großen Teichs zu haben. Und: Der 2018er-Stang ist die bisher aufwändigste Hommage an den Film. Allerdings folgt auch er einer Formel, die so vorhersehbar ist, wie Frank Bullitts mürrische Balgerei durch das 1968er San Francisco.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Das wundervolle Highland Green (in Deutschland etwas seltsam als Montana-Grün betitelt) ist natürlich auch das Markenzeichen dieses Bullitt-Mustang. Die Farbpalette des aktuellsten Modells beinhaltet zwar auch ein gewisses Iridium Schwarz, aber Motor1 hat beschlossen, die Anwesenheit dieses Farbtons zu ignorieren und empfiehlt Ihnen von Herzen, es ganz genauso zu handhaben.
Auf dem frisch gelifteten Leib der sechsten Mustang-Generation ist das dunkle Grün ein wahrer Augenschmaus. Unter dem grauen, nebligen Himmel von San Francisco, wo wir den neuesten Bullitt ausführen durften, verkörperte es diese ganze, wild entschlossene Bedrohlickeit des McQueens-Charakters. Ein bemerkenswert cooles Auto.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Und das trotz einiger Abweichungen vom ursprünglichen Bullitt Mustang. Die neuen schwarzen 19-Zöller etwa haben nur flüchtige Ähnlichkeit mit den Torq-Thrust-Alus des originalen GT390 (oder mit denen der ersten und zweiten Bullitt-Generation). Auch die knallroten Brembo-Stopper unter besagten Rädern wirken etwas fremd.
Ich habe keine Probleme mit den Stoppern selbst – sie machen das schon sehr gut mit der Vernichtung von Geschwindigkeit. Aber wenn Frank Bullitt keine roten Bremssättel brauchte, dann brauche ich sie verdammt nochmal auch nicht.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Allerdings gibt es auch akkurat umgesetzte Elemente, die nicht so recht funktionieren wollen. Das Film-Auto trug Chrom um den Grill und das Greenhouse. Bei den ersten beiden Bullitt-Nachfolgern gab es das nicht. Hier hat Ford den Chrom-Stift wieder rausgeholt. So recht passen will es nicht zu der ansonsten so sportlichen und aggressiven Erscheinung des aktuellen Autos.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Wie bei Bullitt üblich, gibt es nur ein äußeres Erkennungszeichen für das Sondermodell. Es handelt sich dabei um das Fadenkreuz auf dem Heckdeckel.
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Innen wiederholt sich das Ganze auf dem Lenkrad. Dazu ein paar Bullitt-Schriftzüge auf Einstiegleisten und Domstrebe – das war‘s.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Der Rest der Kabine entspricht der eines gut ausgestatteten Mustang GT. Das beinhaltet auch das neue 12-Zoll-Instrumentendisplay (inklusive eigenständiger Mustang-Bullitt-Startgrafik) und die empfehlenswerten Recaro-Sportsitze.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Letztere kosten leider auch im Bullitt Aufpreis. Entsprechend sehen Sie auf den Bildern das eher mäßige Standard-Gestühl.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Grüne Kontrastnähte, eine Bullitt-Plakete mit Seriennummer auf dem Armaturenbrett sowie der berühmte Billardkugel-Schaltknauf (unser Lieblings-Gimmick) runden das Paket ab.
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So weit so gut, aber wie fährt der Bullitt denn jetzt?
Nun, um es auf den Punkt zu bringen: Im Prinzip handelt sich um einen Mustang GT, in einem wirklich coolen Grün. Ja klar, Ford hat ein paar Hardware-Optimierungen am Bullitt vorgenommen. Das hier ist der schnellste, stärkste Nicht-Shelby Mustang auf dem Markt. Sein 5,0-Liter-V8 leistet jetzt 460 PS (plus zehn PS) und 529 Newtonmetern Drehmoment (diese Zahl ist unverändert).
Die 0-100-km/h-Zeit bleibt mit 4,6 Sekunden gleich, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 262 km/h und damit zwölf km/h höher als bisher. Weitere Änderungen, die sich auf die Performance auswirken, sind relative Mangelware.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Die adaptiven, magnetischen Dämpfer etwa, bleiben unangetastet (und sie sind immer noch optional). Mein Auto hatte sie an Bord und die aufwendig konstruierten Dinger funktionierten genauso gut wie beim normalen GT. Sprich: Der Stang wird auch damit nicht zum absoluten Agilitätsmonster, federt aber deutlich besser als vorher.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Die Bremsen und das Sechsgang-Schaltgetriebe erbt der Bullitt ebenfalls unverändert aus dem normalen Stang. Beide machen hier wie da einen guten Eindruck. Vor allem die manuelle Box ist ein echtes Highlight.
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Und die Extra-Power?Nun, der 5,0-Liter-V8 des Mustang bleibt ein Charmeur, besonders wenn man ihn über 6.000 U/min bewegt. Aber konnte ich die zusätzliche Kraft bei ernsthaft ausmachen? Nein, nicht wirklich. 10 PS mehr bei einem 450-PS-Auto, sind wie zusätzliche Schokostreusel auf einem Schokoladeneis – klingt leckerer, aber Streusel machen Eis nicht auf magische Weise schlagartig besser.
Mehr Drehmoment (der Schokoladensirup der Autowelt) hätte das Erlebnis sicher stärker beeinflusst, aber hier bleibt wie gesagt alles beim Alten.
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Wer einen Mustang Bullitt kauft, weil er mehr Dynamik will, hat das Auto aber wohl ohnehin nicht verstanden. Das hier ist ein Auto, das seinem Fahrer ein ganz bestimmtes Gefühl vermitteln will. Nostalgie, Coolness oder irgendwas dazwischen.
Und in dieser Hinsicht liefert der Bullitt vollumfänglich ab. Ironischerweise liegt das an jenen mechanischen Änderungen, die nicht wirklich viel zur Verbesserung der Dynamik beitragen.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Der normale Mustang GT mit seiner aktiven Auspuffanlage klingt ja schon wirklich überaus grandios, aber beim Bullitt kriegen Sie gefühlt noch ein bisschen mehr Theater. Noch mehr Geploppe und Geknalle im Schubblubbern. Noch einen Ticken mehr Brusthaar bei harter Beschleunigung.
Kleinigkeiten, die ich anfangs gar nicht so sehr bemerkte, aber als ich mehr und mehr Kilometer abspulte, fühlte sich der Bullitt das kleine bisschen spezieller und weniger politisch korrekt an als das Standardauto.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Ein neuer Luftfilter ist ein Teil der Gleichung. Dazu hat Ford hat den Ansaugkrümmer des GT350 verbaut und eine größere Drosselklappe mit 87 Millimeter Durchmesser gleich dazu. Zusammen mit einigen Software-Optimierungen kriegt die aktive Auspuffanlage so einfach ein Eck mehr Präsenz.
Ein weiterer Charakter-Pluspunkt: Ford verkauft Ihnen den Mustang Bullitt nicht mit Automatik. Sie kriegen ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder nichts. So hält Ford die Ungläubigen draussen , die den Bullitt bestellen könnten, nur weil sie die Farbe mögen.
Mustang-Chefingenieur Carl Wildmann erklärte mir völlig zu Recht: "Eine Automatik passt nicht wirklich zum Charakter des Autos." Und, ich schätze, der Billardkugel-Knauf würde auf einem Automatik-Wahlhebel mehr als albern aussehen.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Das Besondere an diesem Auto zeigt sich letztlich aber wohl am besten an den Reaktionen der Menschen. Na gut, die Testfahrt fand in San Francisco statt, der Original-Kulisse für McQueens ikonische Verfolgungsjagd. Ich erwartete also schon ein bisschen Liebe der einheimischen Bevölkerung. Mit so viel Aufmerksamkeit hätte ich dann aber doch nicht gerechnet.
Die Leute pilgerten regelrecht zu den Testwagen. Schauten durch die Fenster und fotografierten, was das Zeug hält. Ein Mann erklärte aufgeregt, dass er ein Bullitt-Filmplakat an der Wand neben seinem Schreibtisch hängen hat. Später auf den Straßen um San Francisco gafften unzählige Autofahrer und machten eilig Fotos mit ihren Handys. Der Mustang Bullitt ist kein mega-aufgebrezelter bunter Hund, aber die ungeteilte Aufmerksamkeit von San Francisco war ihm dennoch sicher.
Ford Mustang Bullitt 2018 Test
Diese Art von Aufmerksamkeit ist außerhalb der Bay Area natürlich nicht garantiert. Und wenn Sie sie dennoch kriegen, dann war sie definitiv nicht billig. Der 2018er Ford Mustang Bullitt startet in Deutschland bei 52.500 Euro. Damit ist er 6.500 Euro teurer als ein normaler Mustang GT. Bis auf das Magne-Ride-Adaptivfahrwerk, die Recaros und ein Navi fürs Sync3-Infotainment ist der Bullitt aber nahezu vollausgestattet. Was nicht in der Aufpreis-Liste steht: Ein etwas besserer Sound, eine viel coolere Ästhetik und dieser ganz spezielle X-Faktor, den man nur hinter dem Lenkrad spürt.
Mein persönlicher Bullitt-Moment kam, als ich auf eine lange, Highland-grüne Haube blickte, während ich zur Golden Gate Bridge fuhr. Ich fuhr an einem Schaufenster vorbei, entdeckte mein Spiegelbild und konnte nicht mehr wegschauen. Was natürlich komplett am Mustang und überhaupt gar nicht an mir lag. Der Bullit verwandelte das Fenster in eine Art magischen Spiegel, der mich sofort schöner, stilvoller und cooler erscheinen ließ. Ich hatte plötzlich den Drang, meine Ray-Ban durch eineSchildpatt Persol zu ersetzen und mit dem Rauchen anzufangen. Vielleicht würde ich bei meinem nächsten Einkauf einen Rollkragenpullover erwerben oder versuchen, ausschließlich durch Anstarren zu kommunizieren. Für diesen einen, allzu kurzen Moment, fühlte ich mich wie Steve McQueen. Was sind da schon ein paar tausender Aufpreis ...
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